die Weihnachtsgeschichte
Hirten und Könige

Wir stehen auf den letzten Leitersprossen
des Jahres. O, welch wunderbares Bild
tut sich hier vor uns auf? Denn wir genossen

der ländlichen Umgebung mild Gefild.
Man steht gerührt in eines Stalles Mitte,
wo eine Frau ihr Neugebornes stillt.

Ein Knabe ist´s. Gelegt nach alter Sitte
auf frisches Heu, das duftet uns so zart.
Rings lagert Vieh, dass Kälte er nicht litte,

und schaut auf ihn, der heut geboren ward.
Am harten Boden knien fromme Hirten,
ganz junge noch und welche hochbejahrt.

Dann klopft es leise, weise Männer führten
Geschenke her und breiten alles aus.
Gold, Weihrauch, Myrrhe – ob sie sich verirrten?

Denn dieser Stall ist keines Fürsten Haus …
Doch weil Maria heute hat geboren
den Retter Gottes und des Weltenbaus,

so kamen diese her, mit eignen Ohren

zu hören, was der Engel Chor beschworen.

Um seiner Untertanen Zahl zu wissen,
erließ in Rom der Kaiser ein Edikt.
Ein jeder soll den Heimatboden küssen,

und ward in seines Vaters Haus geschickt.
Quirinius Prokurator war im Lande
der Syrer mit dem Lorbeerkranz geschmückt.

Und Joseph, der ein Zimmermann von Stande,
ergrifft den Stab. Nach Bethlehem er strebt.
Verlobt ist er Maria. Mit dem Bande,

das Gotteslist um Mann und Weib gewebt.
Nach Bethlehem führt ihre lange Straße,
zum kleinen Ort, nicht sonderlich belebt.

Doch heuer lief in ungekanntem Maße
die letzte Herbergsstätte übervoll.
Man weist die beiden ab mit derbem Hasse –

das junge Paar weiß nicht, wohin es soll.
Doch schließlich hat sich noch ein Platz gefunden.
Im Stall – verzeigt der Bibel Protokoll.

Maria ward des Knaben flugs entbunden

und alle Sorgen sind recht bald verschwunden.

Im Stall sind wir auf goldnes Stroh gefallen,
und blicken nach der Futterkrippe nur.
Im Mund verstummt das Wort uns Gästen allen,

weil Gott als Kind in Christ zur Erde fuhr.
Die sonst so harten Hirten weinen alle –
hell glitzert ihrer Tränen feuchte Spur.

Der kleine Raum wird froher Feier Halle
indessen draußen sternt die Konjunktion:
Jupiter grüßt Saturn, zum dritten Male

berühr´n im Bild der Fische sie sich schon.
Was trieb drei alte Männer an zu reisen,
wen suchten sie? Wen schon – den Königssohn,

der durch die Zeiten schlüge neue Schneisen,
das Leben kennt und trotzdem Großmut übt –
auf Erden könnte Gottes Sein beweisen,

ein Herrscher ist, indem er Menschen liebt.
Den Armen aus dem Staub wird er erheben,
bewirken, dass es wieder Hoffnung gibt.

Indes im Stall die Engel segnend schweben,

will unserm Kind Herodes schon an´s Leben.

Wir hatten gut geruht dort bei den Tieren,
ein Sonnenstrahl weckt uns zu früher Stund.
Jetzt galt es, Zeit nicht weiter zu verlieren,

denn böse Nachricht gab ein Traumbild kund.
Dem ältesten der klugen Astrologen
ein Engel raunte durch des Traumes Mund:

„Herodes hat Besucher stets betrogen.
Mit argem Fleiß versucht des Sternes Gang
er abzulauschen euch vom Sonnenbogen.

Nicht ehren, – töten will er Jesum dann!
Folgt nicht des Lügenkönigs argem Planen,
zieht heimwärts einen andern Weg entlang.“

Weil sie die Wahrheit von Visionen ahnen,
und wissen, Sterne gleichwie Engel sind,
ward zugestimmt. Sie wenden ihre Bahnen -

und neigen sich noch einmal vor dem Kind.
Entschieden, andern Weg nach Haus zu gehen,
vertrauen sie dem Bild des Traumes blind.

Am Morgen haben wir sie gehen sehen
und ihrer Reisemäntel sanftes Wehen …

Autor:

Matthias Schollmeyer

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