Glockenweihe in Maua

An die Stille wollte sich niemand gewöhnen

Die Weihe von zwei neuen Glocken für die St. Laurentius-Kirche Maua (Kirchenkreis Jena) wird am Sonntag (22. Juni) mit einem Gottesdienst gefeiert. Die Bronzeglocken wurden gegossen, um das historische Dreiergeläut der Kirche wieder zu komplettieren. Die fehlenden Glocken waren in den Weltkriegen zu Rüstungszwecken eingeschmolzen worden. Eine 1934 neu gegossene Glocken erhielt das Lutherhaus Eisenach wegen ihrer eindeutig nationalsozialistischen Symbolik und Inschrift als dauerhafte Leihgabe zu Dokumentations- und Forschungszwecken.

Von Doris Weilandt

Vor zwei Jahren zog eine Glockenprozession durch Maua. Auf festlich geschmückten Traktorenoldtimern wurden zwei neu gegossene Glocken für die St. Laurentius Kirche durch den Ort gefahren. Geweiht werden konnten sie damals noch nicht. Der Glockenstuhl musste erst restauriert werden. Am 22. Juni war es nun so weit: In einem Festgottesdienst mit Regionalbischöfin Friedericke Spengler erfuhren sie ihre Weihe. Für die feierlich Umrahmung sorgte ein Chor, in dem sich die Mauaer Sänger mit ihren Partnern aus Diersburg mischten.

Die Wiederkehr der Glocken in die Mauaer Kirche ist eine lange Geschichte. Das historische Dreiergeläut war in beiden Weltkriegen zu Rüstungszwecken abgeholt und eingeschmolzen worden. Einzig die mittlere Glocke, die Sterbeglocke, verblieb. Als Ersatz erhielt die Kirchgemeinde 1934 eine mit nationalsozialistischen Symbolen dekorierte Glocke, die sich inzwischen zu Dokumentations- und Forschungszwecken im Eisenacher Lutherhaus befindet. An die Stille wollte sich niemand gewöhnen. 2022 rief die Kirchengemeine eine Spendenaktion für den Guss neuer Glocken und die Restaurierung des Glockenstuhls ins Leben.

„Bis jetzt kamen bei dieser insgesamt 50.000 Euro von Einzel- und Mehrfachspendern, von Firmen und durch Benefiz-Aktionen von Kirchengemeinde, dem Förderverein St. Laurentius, dem Feuerwehrverein und der Ortschaft Maua zusammen“, freut sich Pfarrer Sieghard Knopsmeier. Darüber hinaus unterstützte auch die EKM und der Kirchkreis Jena das Vorhaben. Insgesamt fanden sich mehr als 100 Spender, die für das ambitionierte Vorhaben begeistert werden konnten.

Gegossen hat die beiden Glocken Rudolf Perner aus Passau, der seine Lizenz von der Apoldaer Traditionsfirma Schilling erworben hat. Auf der kleinen Glocke, die als Tauf- und Trauglocke fungiert, ist ein Fährmann zu sehen. Die Inschrift lautet: „Und Gott ist die Liebe“. „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, der bringt viel Frucht…“, steht auf der großen Sonntagsglocke geschrieben, die mit Joshua und Kaleb als Relieffiguren geschmückt ist. Zimmerermeister Roberto Ruft hat den alten Glockenstuhl wieder in Funktion gebracht: „Kompliziert waren die Auflager für die neuen Glocken. Früher war das alles krumm und schief“. Mit Schwung konnten sie zum Festgottesdienst geläutet werden. Über ihren Klang freute sich der ganze Ort.