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Aber der Kirchturm steht

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Mein alter Geografie-Lehrer beschrieb unsere gemeinsame Heimat, die Altmark, stets sehr bildlich. „Bei uns ist die Landschaft so flach, da sieht man Freitag schon, wer zum Sonntags-Kaffee kommt.“ Später stand das Buch „Dorfkirchen der Altmark“ als Standardwerk im heimischen Bücherregal.
Ich radelte zur Brunauer Kirche mit einem runden und einem achteckigen Turm und stand am Holzglockenturm in Eickhorst. Was mir auffiel: Diese feld- und backsteinernen Kirchtürme glichen Leuchttürmen auf dem platten Land. Doch beim Herannahen sah ich, dass nicht nur die Sonne durch die Kirchenfenster strahlte, sondern blinde Flecke und Risse sichtbar wurden, die Dachrinnen fehlten, entweder geklaut oder abgefallen.
Schule weg, Gemeindeschwester berentet, Dorfkonsum dicht – nur der Kirchturm steht unverrückbar am jahrhundertealten Platz. Gut, dass es Menschen gibt, die dafür sorgen, dass die Kirche im Dorf bleibt, auch wenn unterdessen die Pfarrerin von 12 verschiedenen Kanzeln predigen soll.
Dass kleinere, unscheinbar wirkende Kirchen durchaus ihren Charme versprühen, das verdanken sie dem Fördertopf der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (Stiftung KiBa) und ebenso Menschen, wie in Deetz und anderswo, die, egal ob Kirchensteuerzahler oder nicht, anpacken, putzen, mauern, isolieren und in dieser Kulisse Gott feiern.
Uwe Kraus


Autor:Uwe Kraus |
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