Eine Ruhestörung am Stillen Samstag
Macht die Kirche auf!

Gründonnerstag, gegen Mittag, in Sachsen. Die Peterskirche in Leipzig ist … offen. Keine große Reklame dafür. Aber wer will, der kann hinein.

Im Eingangsbereich der Hinweis auf Abstands- und Hygieneregeln. Drinnen drei Menschen. Zwei sitzen, einer geht Richtung Altarraum. Dort brennt eine Kerze. Sonst nichts.

Andernorts sind die Kirchen zu. Und das nun schon viele Tage. Sie sind geschlossen – aber nicht für alle. Denn aus den geschlossen Kirchen wir gesendet: Gottesdienste, Andachten, Konzerte mit ein, zwei, drei, vier, fünf Leuten. Vieles davon ist gut, manches herausragend, anderes gut gemeint.

Doch egal. Es ist eben nicht dasselbe. Margot Käßmann sagte schon Ende März: "Mir persönlich fehlt der Trost eines Ortes, der ein durchbeteter Raum ist, in dem ich weiß und spüre und erlebe, dass hier schon seit Jahrhunderten Leid und Kummer vor Gott gebracht werden."

Mittlerweile fehlt der durchbetete Raum an vielen Orten immer schmerzlicher. In Krankenhäusern gibt es Kapellen und geistliche Räume der Stille. Können wir als Corona-Gesellschaft jetzt auf solche Räume verzichten?

Das ist eine ernste Frage. Im Bundesinnenministerium wird befürchtet, der Stress und die psychische Belastung in der Bevölkerung werden bald zunehmen, die Ungeduld wird stark steigen.

Also warum nicht einen Ort für Besinnung bieten? Wir sind doch sonst so sehr für offene Kirchen. Warum tun wir jetzt nicht endlich, was Margot Käßmann vorschlägt?

Unsere Kirchen für einen bestimmten Zeitraum öffnen, die Menschen einzeln oder zu zweit hinein lassen, wie in jedem Bäckerladen, die Anzahl derer, die drinnen sind, begrenzen, sie einen Blick auf die brennende Osterkerze werfen, vielleicht auch ein Teelicht anzünden lassen. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!

Die Massen werden uns schon nicht überrennen.

Autor:

Dr. Sebastian Kranich, Ev. Akademie Thüringen

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