Franken-im Abgrund für Deutschland (AfD)–Modus
Eine polemische Satire

Neulich las ich: „Ich fühle mich, wie viele Ostdeutsche, nicht mehr abgeholt. Ich fühle mich nicht mehr abgeholt von Politiker*innen, die ich nur noch als Lautsprecher erlebe.“ (fb-post) Und ich spüre in mir ein dumpfes Unbehagen heraufkriechen.

Und nun. Ein Mann ist gewählt für Sonneberg mit maskulinem Sitzgelegenheitsnamen. Robert halt. Mein Unbehagen wächst. Noch ein Lautsprecher (siehe oben) gegen den politischen Mitbewerber. Also andere Parteien. Allesamt Lautsprecher, mit breitem Gesäß in schwadronierenden Talkshows, die ich seit einiger Zeit konsequent ignoriere, weil sie unerträglich langweilig geworden sind. Panzer-Anton und die Zack-Zack-Marie, beides Freund*innen der Rüstungsindustrie gehören dazu.

Die laut sprechenden Zyniker*innen, die den Eindruck vermitteln, in einem dümpelnden Land noch mal den Reibach machen zu wollen. Ich bin es überdrüssig. Und ich bin es überdrüssig, mir Demokratie im Osten erklären zu lassen. Ich habe sie selbst erkämpft. Habe dafür alle Gemeinheiten der Stasi erfahren dürfen. Am eigenen Leib.

Die Zyniker*innen in den Talkshows und Promi-Quizshows hängen dort ab und lassen sich feiern, wenn sie ihre vom Rundfunkbeitrag-Zahler finanzierten Gewinne für soziale Zwecke zur Verfügung stellen. Es sind gemeinnützige Vereine und Einrichtungen, die gerade so über die Runden kommen, weil sie  über Projektförderungen finanziert werden. Finanziert aus Steuergeldern, von denen mal 100 Milliarden locker in die Rüstung gesteckt werden. Nein – das ist nicht zu glauben, dass ein bis auf die Zähne bewaffnetes Land dem Frieden dient. Das haben die Kommunisten schon nicht geschafft. Daran glaube ich nun wirklich nicht.

Der Kanzler nennt es „Zeitenwende“. Für Tafeln und zerbröselnde Schulen, marode Kitas und Krankenhäuser in der Provinz bleibt da kein Geld übrig. Für Schwimmbäder gleich gar nicht. In meinem ehemaligen Wohnortkreis sind in der vergangene 10 Jahren zwei Schwimmbäder und ein Hallenbad geschlossen worden. Und das Frauenhaus in Sonneberg dazu – das gehörte der Diakonie. So ist es, so höre und erfahre ich es Tag für Tag – nicht nur in Franken. 

Sonneberg ist einer der wirtschaftsstärksten Landkreise Thüringens. In den Landkreisen Sonneberg und Hildburghausen sind die Bruttolöhne von 2000 auf 2020 um 53% gestiegen. Arbeitslosenquote um die 4%. Gesamtwirtschaftlich geht da einiges nach Oben. Wie die Zustimmung zum Abgrund für Deutschland. Dort im Nachbarlandkreis Hildburghausen habe ich gelebt. Dieser Kreis ist ebenso wirtschaftsstark und hat in seiner Kreisstadt gerade einen Bürgermeister gewählt. Ein Schlossherr vielleicht wäre eine interessante Alternative gewesen – gewandt, kommunikationsstark und kampagnenmächtig. Mit Schlossherren war schon immer zu rechnen. 

Die Lage ist verfahren. Weil es (scheinbar) einfach keine vertrauenswürdige Partei mehr gibt, die Bürger*innen an sich bindet, die durch kontinuierliche harte Arbeit auch bei Unzufriedenen sich Wohlwollen sichern kann. Wen soll Bürger noch wählen? Eine SPD, die ohnehin marginalisiert ist. Ein Linke, die sich im Altersheim trifft. Und B90 / Die Grünen, die an Unbeliebtheit nicht zu übertreffen sind. Eine CDU – es fehlt eine Christine Zitzmann (ehemals Landrätin in Sonneberg) – die implodiert ist in Franken, mehrfach gespalten, zerstritten und über Kreuz. Apropos Kreuz: Die Kirchen schweigen vor Ort. Oder sie reden so leise, dass man meint, sie wolle ohnehin nicht mehr gehört werden.

Franken ist nun Spielwiese für einen Schlapphut. Auch interessant. Hans-Georg Maaßen, der des Öfteren den Bürger*innen in`s Stammbuch schreibt. Das Gendern ist ihm ein Graus. Er schreibt in einem Blatt, das an Redaktionslosigkeit BILD übertrifft. Geliefert kostenfrei in viele Haushalte des Kreises Hildburghausen und mit dem Namen „Südthüringer Rundschau“. Rund ist da nichts, sondern eckig. Und an vielen Auslagestellen liegt das Blatt. Woche für Woche.
Wer Franken verstehen will schaue in diese Wutpostille. Diese Wut der Vielen auf so Vieles. Dort kann ich sie lesen. In jeder Ausgabe neu. Die Wut - sie kriecht langsam in mir hoch. Das schrieb ich ja bereits.

Und ich denke an die Freund*innen vom Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra. Und Andere. Die vielen stillen Engagierten. Viele Ehrenamtliche. Auch in den Kirchengemeinden. Die Mutigen. Die Demokratiewächter. Die sich vollpöbeln lassen im Dorf oder der Kleinstadt, weil sie eben anderer Meinung sind. Sie kommen nicht zu Wort. Oder sie werden beklatscht, bekommen einen Preis um die Ohren gehauen, vielleicht auch zwei oder drei Preise und sind mediale Steigbügelhalter für die Quote geworden. Für die Quote der Lautsprecher. Die huldvoll dann Preise überreichen.

Die Lautsprecher, die sich medial allesamt Gehör verschaffen, sind wohl betucht. Sie betreiben Ankündigungspolitik bis zum Umfallen. Schütteln Hände, lächeln in die Kameras und sind geschäftig. Keine/r hat Existenzängste, keiner/m droht Altersarmut. Sie sprechen aber ständig von Menschen, deren Leben sie kaum einzuschätzen wissen. Besonders von Denen im Osten. Und am interessantesten sind die marginalen Lautsprecher aus dem Osten selbst. Auch eine laue derzeitige Bundestagsvizepräsidentin. Wenig sagend, aber dafür vielsprechend. Und omnipräsent bestürzt. Es ändert sich dabei – was eigentlich?

Das Leben ist für sie so langweilig. Lässig sitzen sie rum. Aber sie wollen es spannend und abwechslungsreich. Auf der Maslowschen Bedürfnispyramide tanzen sie ganz oben. Und deshalb finden sie 2023 Queer, Regenbogen, Klima, Nachhaltigkeit, Antikolonialismus und feministische Außenpolitik so spannend. Ja – diese Themen haben ihre Berechtigung. Und nicht zu knapp. Das Klimathema wird uns ohnehin bald einholen mit aller Macht. Und es wird weh tun.

Franken wird das alles wenig interessieren. Zu lange hat man dort an den Menschen vorbeigesprochen und die vorhandenen Parteien haben sich selbst zerlegt.

Ach Deutschland. Deutschland ist – nein nicht bunt. Es ist spießig und Deutschland ist westlich geprägt. Am ehrlichen Diskurs besteht wenig Interesse. Weil er anstrengend ist, weil er fordert. Nervenaufreibend ist. Und man darf wirklich erst einmal hören. Damit beginnt es. Ohren auf. Das Aufschrecken scheint nur noch durch eine von einem  Faschisten geführte AfD möglich. Oder durch  "Die letzte Generation".  Letztere haben uns wenigstens was zu sagen.  Was für ein Armutszeugnis für ein Land. Das sich so viel einbildet auf seine Entwicklung und seine sogenannte Diskursfähigkeit. Seine Aufgeklärtheit.

Und wenn ich die Lautsprecher dann wieder höre, wird alles glattpoliert. Jahr für Jahr. Nein – ich habe es manchmal richtig satt. Und ich verstehe jede*n die sagt: Ich will mich hier nicht mehr engagieren. Es hat keinen Zweck. Ich werde nicht gehört.

Doch – ihr werdet gehört. Und lasst endlich mal alles Mitleidige hinter euch.  Der fränkische Rechen in eurem Wappen zieht Manches glatt.   Und der olle Fürstbischof Wolfram  Wolfskeel von Grumbach hätte seine Freude an Euch. ER hat den Rechen gemocht, ist ja auf seinem Grabstein. So - isses.

Ich bleibe dabei. Demokratie braucht Streiter*innen. Streiten für den Menschen. Punkt.
Johannes Haak

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