Damit Kinder nicht zu Bettlern werden

Hilfe, die ankommt: Pfarrer Gerhard Reuther macht sich vor Ort in Ruanda ein Bild vom Projekt eines Bildungs-
programms für derzeit 53 Patenkinder. Zuhause in Deutschland wirbt er in Vorträgen für die Initiative. | Foto: privat
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  • Hilfe, die ankommt: Pfarrer Gerhard Reuther macht sich vor Ort in Ruanda ein Bild vom Projekt eines Bildungs-
    programms für derzeit 53 Patenkinder. Zuhause in Deutschland wirbt er in Vorträgen für die Initiative.
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Initiative: Patenschaften mit persönlichem Kontakt. Der ökumenische Eine-Welt-Kreis Erbstromtal (Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen) organisiert mit »Diakonie-Kultur-Welt« ein internationales Hilfsprojekt. Susanne Sobko sprach darüber mit dem Ruhlaer Pfarrer Gerhard Reuther.

Was ist das Ziel der Initiative?
Reuther:
Wir engagieren uns für Projekte, die sich der »Hilfe zur Selbsthilfe« verpflichtet fühlen, und wir wollen die Menschen anderer Länder näherbringen. Aufeinander hören, miteinander reden, voneinander lernen – wenn uns das gelingt, werden wir gemeinsam mehr Frieden und Gerechtigkeit auf unserer Erde erlangen. Unser Dauer-Projekt ist das Bildungsprogramm in Ruanda für zurzeit 53 Patenkinder. Wir engagieren uns für das Sozialprojekt »German Church School« in Äthiopien. Wir laden zu Vorträgen ein, bei denen wir unsere Projekte vorstellen.

Was unterscheidet Ihr Patenschaftsprogramm von anderen?
Reuther:
Die Beziehung zwischen Kindern und Paten beinhaltet bei uns mehr als den Geldfluss. Die Menschen sollen voneinander erfahren und sich besser verstehen lernen. Zudem wollen Spender wissen: Wie persönlich, transparent und überschaubar geht es zu. Spendenskandale gehen regelmäßig durch die Medien, und bei manchen Programmen gibt es nie Reaktionen von den Kindern. Außerdem geben wir das Spendengeld zu 100 Prozent nach Ruanda weiter, und dort entsteht nur ein geringer Verwaltungsanteil. Bei manchen Organisationen liegt er bei fast 40 Prozent.

Ist Hilfe auch ohne verpflichtende Patenschaft möglich?
Reuther:
Ja, mit Spenden für den Kompensationsfonds, der Sonderausgaben abdeckt. Das geht seit Neuestem auch mit jedem Handy. Da können Beträge von drei, fünf oder neun Euro per SMS überwiesen werden. Das sind Beträge, die sich jeder leisten kann und die Kindern und Jugendlichen eine gute Lebensperspektive schenken.
Eine weitere neue Möglichkeit ist, dass Sie uns durch Ihren Einkauf unterstützen. In unserem Blog im Internet haben wir Links zu Online-Shops eingestellt. Indem Sie Einkäufe darüber tätigen, bekommen wir eine Provision. Es gibt eine App für das Smartphone, über die man Spenden generieren kann, nur allein durch das Anklicken von Werbeanzeigen. Durch Klicks auf ein Werbebanner werden Spenden ausgelöst.

Wie können Sie den Nachweis für die ordnungsgemäße Verwendung der Spenden erbringen?
Reuther:
Ein deutschsprachiger pensionierter Sozialpädagoge führt vor Ort ehrenamtlich das Management. Er kennt die Bedürfnisse der Paten aus Europa, und man kann per Mail Kontakt halten.
Ich besuche regelmäßig die Patenkinder. Fast immer haben mich Paten begleitet. Es ist unglaublich bewegend, wenn die Paten »ihre« Kinder treffen –
da fließen meist Tränen vor Freude.

Welche Perspektive hätten die Kinder ohne das Engagement Ihrer Initia-
tive?
Reuther:
Wir haben dramatische Beispiele erlebt, wo klar war, dass Kinder ohne diese Hilfe nur eine Perspektive als Bettler haben. Dank uns bekommen sie eine Chance für ihr Leben.
Es bedarf keiner schönen Worte, sondern notwendiger Taten. Wir leben auf einer Erde und die aktuelle Weltsituation führt uns vor Augen, dass Ignoranz und Engherzigkeit auf uns zurückfallen.

https://ecu1wk.wordpress.com

Hintergrund:
In Ruanda gibt es seit dem Völkermord 1994 viele Kinder und Jugendliche, die in großer Armut leben, ohne Aussicht auf eine selbstbestimmte Zukunft. Seit 2007 unterstützt der Eine-Welt-Kreis Erbstromtal die Bildung insbesondere von Mädchen, von Armut Betroffenen, Behinderten, durch sexuelle und körperliche Gewalt Traumatisierte und Opfer, die unter den Folgen des Genozids leiden. Ziel des Eine-Welt-Kreises ist, jedes Kind bis zum erfolgreichen Schulabschluss zu unterstützen und ihm zu einer Berufsausbildung oder einem Studium zu verhelfen.
Die jungen Menschen werden von dem Leiter des Projekts und einem Team ehrenamtlich tätiger Ruander betreut, die ihre Sprache sprechen, ihre Geschichte und ihr Leben teilen und angemessene Hilfe im Alltag sowie bei Krisen und Konflikten geben können.

Hilfe, die ankommt: Pfarrer Gerhard Reuther macht sich vor Ort in Ruanda ein Bild vom Projekt eines Bildungs-
programms für derzeit 53 Patenkinder. Zuhause in Deutschland wirbt er in Vorträgen für die Initiative. | Foto: privat
Spende per SMS: Schicken Sie eine SMS mit dem Kennwort »GIB5 1welt« beziehungsweise »GIB3 1welt« oder »GIB9 1welt« an die Kurzwahl 81190. Groß- oder Kleinschreibung spielt keine Rolle. Ohne Anführungszeichen. | Foto: Willi Wild
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