Sehen, was noch nicht ist

Sabine Franke, Pfarrerin in Dessau-Mosigkau | Foto: privat
  • Sabine Franke, Pfarrerin in Dessau-Mosigkau
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Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln.
Jesaja 2, Vers 4 a

Von Sabine Franke

Jesaja schaut. Er sieht, was noch nicht ist, aber werden kann. Er träumt durch und mit Gott von einer Zeit, in der alle Menschen gut und friedlich zusammenleben, geeint und gehalten von seinem Wort. Jesaja fordert uns auf, mitzukommen und uns auf dieses Ziel hin in Bewegung zu setzen.
Zur Sommerzeit setzen sich ja manche in Bewegung. Sie wandern nicht nur, sondern gehen ein Stück auf Pilgerwegen, um so den Kopf frei zu bekommen vom Alltag und Gott näher zu sein. Andere setzen sich am Sonntag in Bewegung. Sie gehen oder fahren in eine Kirche, um Gottesdienst zu feiern und mit anderen Menschen Gott nahzukommen.
Wiederum andere lassen sich bewegen, nicht unbedingt hin an einen anderen räumlichen Ort, aber in ihrem Kopf. Durch Nachrichten, die sie sehen oder Worte, die sie anrühren, machen sie sich Gedanken, wie Frieden und Erbarmen unter uns zeichenhaft gelebt werden können und ergreifen die Initiative.
Wir benötigen immer wieder die Ermunterung dazu, wie sie Jesaja ausspricht: »Kommt. Kommt, lasst uns gehen.« Das Weitersehen, das Träumen von mehr als dem, was jetzt ist, wird uns stärken und ermutigen.
Denn in unseren Köpfen sind auch andere Argumente: Wozu willst du dir das antun – pilgern? Blasen an den Füßen, nur mit einem Rucksack, und wer weiß, wo du schlafen wirst? Ruh dich lieber aus, dein Leben ist doch anstrengend genug. Oder: Warum willst du heute am Sonntag in den Gottesdienst? Bring besser den Haushalt und Garten in Ordnung. Das ist auch wichtig. Oder: Du willst in dieser Gruppe mitarbeiten? Meinst du, dass sich dadurch etwas ändert? Davon wird die Welt auch nicht besser. Du bist doch nur ein kleines Licht.
Halt! Genau! Du bist mit dem, was du tust, ein Licht – ein Stück vom Licht des Herrn. Du kannst mit deinen kleinen Dingen und Handlungen dazu beitragen, dass die gute Zukunft schon jetzt Gestalt gewinnt.
Hanns Dieter Hüsch hat in seinem Gedicht »Utopie« die Vision des Jesaja fortgeschrieben: »Das ist das Land, nach dem ich mich so sehne, Das mir durch Kopf und Körper schwimmt, mein Sterbenswort und meine Lebenskantilene, dass jeder jeden in die Arme nimmt.«

Predigttext nach dem Entwurf der neuen Perikopenordnung.

Autor:

Adrienne Uebbing

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