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Gedächtnishüter im Ehrenamt: (von links) Mattias Thümmler, Wolfram Theilemann, Johannes Brehmer und Armin Menzel treffen sich zweimal wöchentlich, um den Archivbestand zu ordnen. | Foto: Katharina  Freudenberg
  • Gedächtnishüter im Ehrenamt: (von links) Mattias Thümmler, Wolfram Theilemann, Johannes Brehmer und Armin Menzel treffen sich zweimal wöchentlich, um den Archivbestand zu ordnen.
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Die Umstrukturierung von Pfarrbereichen hat auch Folgen für Gemeindearchive

Von Katharina Freudenberg

»Würmer tanzten auf den alten Büchern und der Schimmel erfreute sich bester Bedingungen, als wir das Archivgut im Turm in Steinthaleben fanden«, erinnert sich Wolfram Theilemann. Dem promovierten Archivar stehen die Haare zu Berge, wenn er an diesen Tiefschlag im Umgang mit Archivalien denkt. »Viele Gemeindeglieder wissen nicht, welche Schätze und spannenden Geschichten sich im Archivbestand der Gemeinden befinden. Durch die Vergrößerung von Pfarrbereichen und Supturen wurden auch die Akten und historischen Bücher immer wieder umgelagert – an Orte, die eben gerade zur Verfügung standen,« erklärt Theilemann die zum Teil völlig ungeeignete Unterbringung des Schriftguts. Um daran etwas zu ändern, engagiert er sich ehrenamtlich als Archivpfleger im Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen. Zunächst verschaffte er sich einen Überblick über die Archive der Kirchengemeinden.
Seit dem vergangenen Jahr hat er ein Team um sich versammelt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die Archivalien in den Pfarrbereichen Greußen und Großenehrich zu sichten, zu ordnen und so herzurichten, dass es dem Landeskirchenarchiv in Eisenach geordnet übergeben werden kann. »Als Gemeindepfarrer hatte ich kaum Zeit, mich mit dem Archivgut meiner Gemeinde zu befassen«, bemerkt Johannes Brehmer, der derzeit eine Projektstelle im Landeskirchenarchiv begleitet und das Projektteam vor Ort unterstützt.
»Pfarrer sollen von dieser Aufgabe entlastet werden. Daher ist es gut, wenn sich andere mit diesem wertvollen Kulturgut befassen«, ermutigt der Superintendent des Kirchenkreises, Kristóf Bálint. Er macht deutlich, was es für eine Chance sei, dass das Archiv-
gut der Gemeinden ohne Kostenaufwand im Landeskirchenarchiv sicher aufbewahrt werde und dort eingesehen werden könne. Es bleibe auch nach wie vor im Besitz der Gemeinden.
»Ich liebe diese alten Bücher. Deshalb mache ich auch gern ehrenamtlich mit bei diesem Projekt. Es wäre doch schade, wenn die Zeugnisse der Gemeinde und ihre Traditionen verloren gingen«, betont Mattias Thümmler. Unterstützt wird das Team, das sich montags und mittwochs trifft, vom Historiker Armin Menzel.
Die Kosten für die angemessene Schutzkleidung wie Kittel und Masken und die Schutzverpackungen für die Archivalien werden von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes (KEK) getragen. »Im Vergleich zur Erhaltung einer Orgel ist die Sorge um das Archivgut geradezu günstig«, gibt Archivar Theilemann zu bedenken. »Es ist eher eine Frage des Interesses und der Wertschätzung.«

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Online-Redaktion

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