Weltglockengeläut 2022
Aufarbeitung zu Glocken mit NS-Symbolik noch unkonkret
Zum sechsten Mal soll das Weltglockengeläut in diesem Sommer an die Apoldaer Glockentradition erinnern. Mit Liveperformances und Videoschalten kommen anlässlich des diesjährigen Weltglockengeläuts nahezu 100 Glocken aus verschiedenen Orten der Welt zusammen und bieten am 9. Juli ein Konzert, das in der Apoldaer Lutherkirche aber auch über einen Livestream zu erleben sein wird. "Apolda verbindet mehr mit der Glocke als nur ein One-Night-Stand", sagte Veranstaltungskurator Mickey Remann bei einer Pressekonferenz in der Apoldaer Stadtverwaltung. Die Veranstalter erhoffen sich 600 Gäste in der Kirche und mehrere Tausend am Livestream. Informationen dazu gibt es auf der Homepage des Weltglockengeläuts.
Zusammen mit Bürgermeister Rüdiger Eisenbrand (parteilos) informierte Remann über die geplanten Aktionen anlässlich des alle vier Jahre stattfindenden Weltglockengeläuts und des Jubiläums zu 300 Jahren Apoldaer Glockenguss. Zwar sei die "Vielfalt der Glockensprache" und deren Signalbedeutungen in den vergangenen Jahrhunderten aufgrund zunehmender Säkularisierung verloren gegangen, trotzdem sei der Klang der Metallinstrumente noch immer "schön und vielfältig", erläuterte Remann. Seit 1999 findet das Weltglockengeläut in Apolda statt und verbindet durch technische und künstlerische Installationen Glockenspiele, musikalische Darbietungen und Wissenswertes zur Glockengeschichte.
Dass zu dieser Geschichte allerdings auch die Zeit zwischen 1933 und 1945 gehört, ist in der Glockenstadt bisher nur wenig aufgearbeitet. So betonte Rüdiger Eisenbrand auf Nachfrage von Glaube+Heimat zwar, dass ihm die Aufarbeitung des Gusses von sogenannten Nazi-Glocken auch persönlich am Herzen läge - der studierte Pädagoge habe seine Diplomarbeit über das Konzentrationslager Buchenwald und die Aufarbeitung geschrieben - einen konkreten Ansatz zur historisch-kritischen Auseinandersetzung mit der Apoldaer Glocken-Geschichte zur NS-Zeit nannte er aber nicht. Eisenbrand erklärte, man habe den zuständigen Behörden und Institutionen angeboten, Glocken mit Symbolen oder Schriftzügen aus dem Nationalsozialismus nach Apolda zu bringen und diese dort zu sammeln. Bisher seien diese Angebote jedoch noch nicht angenommen worden. Ergänzend soll, so der Bürgermeister, die Auseinandersetzung mit den Glockengüssen zur Zeit des Nationalsozialismus auch im Rahmen der Neugestaltung der Ausstellung im Glockenmuseum Apolda betrieben werden. Konkreter wurden die Aussagen bei der Pressekonferenz nicht.
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