13. Sonntag nach Trinitatis
Kain und Abel

Nachdem der Garten Eden war verdorben,
hat Adam in der Welt sein Weib erkannt.
Mit Eifer Evas Lieb und Gunst erworben,

bis sie gebar zwei Knaben. Kain genannt
der eine, Ackerbauer. Und als zweiten
mit Namen Abel - Schäfer auf dem Land.

Die Frucht des Feldes opfernd zu bereiten,
erbaute einen Altar Kain dem HERRN.
Auch Abel brachte von den Herrlichkeiten

der Herden dar, dass er nicht stünde fern.
Die Gabe gnädig an sah Gott dem Abel -
des Bruders Spende aber nicht so gern.

Darob ergrimmte der - erzählt die Fabel -
drum mahnte Gott den Kain: „Was ist mit dir?
Was senkst du deinen Blick in Richtung Nabel,

spürst du die Bosheit lauern vor der Tür?
Du kannst die Augen nicht mehr frei erheben
und scheinst getriebener mir als ein Tier.

Gib acht, die Sünde drängt sich in dein Leben -
du aber solltest s i e beherrschen eben!"

Da sprach zu Abel Kain: „Lass heute gehen
gemeinsam uns in’s schönen Feld hinaus!“
Doch als sie draußen waren, half kein Flehen -

der Bruder macht dem Bruder den Garaus.
Denn Kain erhob sich Abeln dort zuwider
und schlug den Armen tot - und ging nach Haus.

Alsbald fuhr Gott, der HERR, zur Erde nieder
und rief „Wo ist dein Bruder Abel, Kain?“
Der aber antwortete brav und bieder:

„Soll’t ich des Schafetreibers Hüter sein?“
Da sagte Gott: „Ich kenne dein Verbrechen
und hörte meines Hirten Weheschrein.

Der Erde Maul ging auf, mit mir zu sprechen,
nachdem es soff von Abels roter Flut.
An dir will die Erschlagenen ich rächen,

wann immer rinnt von Händen Menschenblut.
Unstetig sei und flüchtig auf der Firne -
doch nimm mein Zeichen unter deinen Hut.“

Dann schrieb Gott Kain zwei Zahlen an die Stirne,
und wies zur Heimat ihm im Osten Not."

Autor:

Matthias Schollmeyer

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