»Nass wirst du ja sowieso«

Extremschwimmer Claus-Rainer Wolter will pünktlich zum Festwochenende in Wittenberg aus der Elbe steigen. | Foto: epd-bild
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Reformation kurios: Flusspilger schwimmt 95 Kilometer zum Festwochenende nach Wittenberg

Von Christina Özlem Geisler

Ich brauche nur Bananen!« Bevor Claus-Rainer Wolter in den kalten Fluss steigt, isst er mindestens drei davon. In der Banane, erklärt der 70-Jährige, ist nämlich alles drin, was sein Körper benötigt, um über längere Distanzen schwimmen zu können. Nach 15 Kilometern ein weiterer Bananen-Stopp, Mineralwasser für die Flüssigkeit und noch mal eine Portion Melkfett auf Haut und Muskelpartien. Das soll Wolter vor dem Auskühlen bewahren. 30, 45, selbst 65 Kilometer an einem Tag sind für ihn kein Pro­blem, sagt der passionierte Fluss- und Ex­tremschwimmer. Er nennt es Fluss­pilgern. Aber warum das alles?
Wolter erklärt es so: Erzählt er jemandem, wie schädlich der Ausbau der Elbe für den Fluss und das Auenwaldgebiet entlang der Elbe ist, dann interessiert das keinen. Sagt er aber, dass er die Elbe zur »Bewahrung der Schöpfung« abschwimmt, setze bei den Zuhörern ein Denkprozess ein. Dann kann er mit ihnen über die Gefahr sprechen, dass der Grundwasserspiegel sinkt, je mehr sich der Fluss vertieft und infolgedessen Tiere und Pflanzen sterben.
Und Wolter kennt den Fluss sehr gut. Seit Jahren steigt er regelmäßig in die Elbe und wirbt mit seinen spektakulären Schwimmtouren für den Schutz des Flusses.
Manchmal dreht sich Wolter beim Schwimmen in der Elbe auf den Rücken, sieht in den Himmel und hält für einen Moment inne. »Es ist der Wahnsinn, welchen Tieren du da begegnest«, sagt er. Da sind der Fischadler und der Eisvogel und dort der Reiher. »Eine beeindruckende Natur!« Wenn Wolter früh am Morgen oder im Mondschein schwimmt, entdeckt er auch mal einen Biber auf den Buhnen, erzählt er. Angst brauche man vor dem Fluss keine haben, aber Respekt und Vorsicht bei Verwirbelungen an Brückenpfeilern oder Buhnen.
Zum 36. Kirchentag in diesem Jubiläumsjahr des 500. Reformationsgedenkens steigt er bei Flusskilometer 119,3 ins Wasser. »Größtenteils bin ich vom Wetter unabhängig«, sagt Wolter. »Nass wirst du ja sowieso.« Vor Beginn des Kirchentages liegt die Wassertemperatur der Elbe im Raum Wittenberg bei rund zwölf Grad. Wer will, darf Wolter die letzten Meter vor dem Ziel in der Wittenberger Marina schwimmend begleiten. Auf die Kommastelle genau 95 Kilometer – für jede These des Reformators einer.
Ursprünglich wollte Wolter genau am 28. Mai in Wittenberg anlanden, wenn auf den Elbwiesen vor der Stadt der große Abschlussgottesdienst des Kirchentags stattfindet. Aber die Sicherheitsbestimmungen sind so hoch, dass dann niemand mehr anschwimmen darf. (epd)

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Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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