Geburtstag am 25. Februar
KARL MAY

Wann immer bei der Jahreszahl hinten eine Zwei steht, feiert er sein Jubiläum. Heuer ist es der 180. Geburts- und der 110. Todestag. Karl May - geboren am 25.2.1842 und gestorben am 30.3.1912. Aber er ist ja gar nicht gestorben - sondern nur hinter die Sterne versetzt worden - und lebt auf Sitara zusammen mit dem Mir von Dschinnistan und Maradurimeh. Wir wollen uns an den Mann aus Ernstthal und Radebeul ein wenig erinnern:

May wächst in einer Weberfamilie unter allerärmlichsten Verhältnissen auf. Von insgesamt vierzehn Kindern überleben nur er und zwei seiner Schwestern. Als Kind war er längere Zeit blind - und so bildet sich bei dem Knaben sehr früh die Fähigkeit heraus, ohne zu sehen doch zu sehen - und das Hören umzuwandeln in Bilder. Später kommen noch mindestens vier Gefängnisjahre als begabungsfördernde "Maßnahmen" mit dazu. Die Möglichkeit im Reich der Phantasie frei zu sein, obwohl die Ketten an den Füßen klirren. Mit Hingabe beschreibt May in allen Romanen immer wieder das Fesseln und Gefesseltwerden - und befreit sich damit aus den Banden der eigenen prekären Vergangenheit.

Die Karl-May-Gesellschaft müht sich um die wissenschaftliche Edition aller seiner Schriften. Hier tummeln sich hochkarätige Germanisten und Leser, die einfach noch einmal ihrer jugendlichen Begeisterung nachhängen möchten. Denn die Karl May-Bücher sind ja ein unendlich weites Feld voller Spuren und Entdeckungen. Besonders das Alterswerk hat es in sich. Hier verschwimmen krasseRealität und imaginierte Metawirklichkeit im Blau frommer Phantasie und bilden ein eigenartig wohltuendes Amalgam.
Besonders "Ardistan und Dschinnistan" - diese beiden Bände wären zu nennen und zu empfehlen. Sind sie nicht so etwas wie die Vorwegnahme von Tolkiens "Herr der Ringe" und Rowlings "Harry Potter"?  Nur eben besser, weil dem eigenen Schicksal abgetrotzt ... "Ardistan und Dschinnistan" gibt es übrigens als Hörbuch bei Spotify - und nach einiger Gewöhnung hält man den hin und wieder salbungsvollen und enorm detaillierten Duktus auch aus. Man muss sich eben Zeit nehmen, dann wird man beschenkt.

Karl May komponierte auch verschiedene kleinere Sachen. Denn im Gefängnis zu Waldheim stand eine kleine Orgel, da durfte er üben und auch eine Bibliothek gab es mit Reisebeschreibungen. Musikalisch interessant ist das Ave-Maria, bei dessen Klängen Winnetou im letzten Band der gleichnamigen Trilogie stirbt und sein Christusbekenntnis dem Blutsbruder ins Ohr haucht. Text und Musik - beides von Karl May. Der Dresdener Kreuzchor hat es für uns angestimmt und bei Youtube gibt es das irgendwie an Schuberts Deutsche Messe erinnernde Stück - sozusagen als Ausfahrtsabenteuer in die höheren Spähren Dschinnistans:
https://youtu.be/KjIajlgV9pU

Autor:

Matthias Schollmeyer

Webseite von Matthias Schollmeyer
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