Wie eine zweite Familie

Schätze in der guten Stube: Stolz präsentiert Ingeburg Brunner ein Plakat des vielfachen DDR-Pokalsiegers 1. FC Magdeburg. Die 87-Jährige ist seit Jahrzehnten Fußball-Fan. | Foto: Martin Hanusch
  • Schätze in der guten Stube: Stolz präsentiert Ingeburg Brunner ein Plakat des vielfachen DDR-Pokalsiegers 1. FC Magdeburg. Die 87-Jährige ist seit Jahrzehnten Fußball-Fan.
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Porträt: Ingeburg Brunner hält seit über 50 Jahren dem Dom und dem 1. FC Magdeburg die Treue

Von Martin Hanusch

Wenn Ingeburg Brunner ihre Schätze auf dem Tisch ausbreitet, leuchten die Augen. Doch es sind keineswegs Schmuckstücke oder edle Kleider, für die sie sich begeistert, sondern alte Eintrittskarten, Programme und Plakate des 1. FC Magdeburg. Die imposante Sammlung enthält zahlreiche Zeugnisse aus der großen Zeit des Clubs in den 1970er- Jahren, als Magdeburg im Europacup große Erfolge feierte, gegen den FC Bayern, Schalke 04 oder PSV Eindhoven und Racing Lens antrat, in der Oberliga zu den besten Mannschaften zählte und es Ingeburg Brunner mit ihrem fußballbegeisterten Mann und den Söhnen regelmäßig ins Stadion zog.
»Auf diesen Beutel ist sogar der FCM scharf«, erzählt sie mit einem Schmunzeln und deutet auf die schon leicht verblichene blau-weiße Tasche. Darin bewahrt sie einen Wimpel vom letzten Europacupspiel des 1. FCM gegen Girondins Bordeaux auf. Zuletzt hatte sie den Beutel mit im Magdeburger Stadion, als im Januar eine Filmaufnahme des echten Domgeläutes in der Arena seine Premiere erlebte.
Weil Domprediger Jörg-Uhle Wettler um die Fußballbegeisterung der 87-Jährigen wusste, hat er sie mitgenommen. »Das hat mir schon gefallen, nach langer Zeit mal wieder im Stadion zu sein«, sagt die zierliche Frau mit einem verschmitzten Lächeln. Am liebsten würde sie am nächsten Wochenende gleich wieder in die Arena ziehen.
Fußball ist nicht die einzige Leidenschaft der gebürtigen Magdeburgerin. Sie ist auch seit mehr als 50 Jahren mit dem Magdeburger Dom eng verbunden. Als die Familie 1962 von Buckau in den Schatten der Domtürme zog, wechselte sie auch die Gemeinde. Seither spielt die Kathedrale eine zentrale Rolle in ihrem Leben. Über die Jahre ist die Gemeinde »zu einer zweiten Familie geworden«, wie sie selbst sagt. Sie hat die verschiedenen Kreise besucht – war im Mütter- und im Frauenkreis aktiv. Nur in den Seniorenkreis wollte sie erst nicht. »Da habe ich mich noch zu jung gefühlt.« Bis ihr Mann sie schließlich doch überzeugen konnte mitzugehen. Außerdem hat sie 15 Jahre am Kartentisch im Dom ihren Dienst versehen, war im Herbst 1989 bei den Friedensgebeten dabei und hat bei der Sanierung der Turmstufen 2010/2011 auch eine Stufe gestiftet.
Dass der Glaube und die Kirche eine solche große Rolle in ihrem Leben spielen würden, ist der langjährigen Mitarbeiterin in der Kinderbibliothek keineswegs in die Wiege gelegt worden. »Ich komme gar nicht aus einem christlichen Elternhaus und bin auch nicht so erzogen worden.« Für ihren Vater, Maschinist im Buckauer Wasserwerk, sei es sogar ein Schock gewesen, als sie den Weg in die Kirche gefunden habe. Im Kirchenchor lernt sie auch ihren Mann kennen. Viel später wird ihr der Glaube zur großen Stütze. »Als mein Mann 2006 an Krebs erkrankt ist und es mir selbst schlecht ging, hat der Glaube mir Kraft gegeben, das alles durchzustehen«, erzählt sie.
Daneben ist für sie die Familie überaus wichtig. Stolz erzählt sie von ihren drei Söhnen, den sieben Enkeln und vier Urenkeln, die zum Teil ihre Leidenschaft für den 1. FCM teilen. Bei einer Enkelin, die es nach Norwegen verschlagen hat, werde sogar bei den Heimspielen des FCM die Fahne gehisst. Einen Wunsch hat sie in diesem Zusammenhang auch: »Ich möchte es noch erleben, dass der 1. FCM in die 2. Liga aufsteigt.«
Die Chancen stehen nicht schlecht, aktuell befindet sich der Club auf dem 2. Tabellenplatz. Auch die Verantwortlichen des Vereins haben bereits signalisiert, Ingeburg Brunner gerne wieder im Stadion zu begrüßen. Schließlich zählt sie zu den ältesten und treuesten Anhängern.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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