Taschen nähen, Hass wegpacken

Maik Hattenhorst und Gabriele Herbst mit Taschen, um den Hass wegzupacken. | Foto: Katja Schmidtke

Auf der Meile der Demokratie gibt es in Magdeburg am 21. Januar kreative Angebote

Es gab schon Stoffbänder, um Nazis die Stirn zu bieten, Mützen für einen klaren Kopf – und nun Taschen, um den Hass wegzupacken. An Ideen mangelt es der Magdeburger Pfarrerin i. R. Gabriele Herbst nicht. 500 kleine und größere Taschen fürs Kleingeld, für die Brille, für Kosmetik, das Handy oder zum Ausgehen sollen die Magdeburger nähen und mit dem von der Freiwilligenagentur gesponserten Aufnäher »Hass wegpacken – Anstand bewahren« versehen. Dafür wirbt die Theologin Herbst jede und jeden Nähbegeisterten. Für drei Euro sollen die Unikate zur Meile der Demokratie am 21. Januar verkauft werden. Der Erlös soll Schulen zugutekommen, die sich für Gewaltprävention starkmachen.
Mit der Meile der Demokratie erinnert Magdeburg alljährlich an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg und wehrt sich gegen die Vereinnahmung der Geschichte durch Rechtsextreme. Ein breites Bündnis der Zivilgesellschaft macht sich dafür stark, darunter auch Kirchengemeinden, die Evangelische Jugend der EKM oder die Stadtbibliothek. Sie ist Partner der Aktion »Hass wegpacken – Anstand bewahren«. Zum einen können die selbst genähten Taschen noch bis Mitte Januar in der Stadtbibliothek abgegeben werden. »Zum anderen beteiligen wir uns mit unserer Fahrbibliothek, hier wird es thematische Lesungen geben, für Erwachsene und auch für Kinder«, kündigt Maik Hattenhorst von der Stadtbibliothek an.
»Hass ist erschreckend normal geworden, unter Populisten, Normalos, selbst Christen«, hat Gabriele Herbst beobachtet. Es setze ein schlimmer Effekt der Gewöhnung ein, auch Sprache, die unreflektiert benutzt wird, trage dazu bei. Aber Gabriele Herbst ist zuversichtlich. »Hass kann man verlernen«, sagt sie und lächelt.
Ebenfalls zum Mitmachen lädt die Landeszentrale für politische Bildung ein: Sie hat Schulen in Magdeburg und Umgebung dazu aufgerufen, mit Schülern gemeinsam Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus zu putzen. Damit solle die Erinnerung an die NS-Opfer aufgefrischt werden.
Getragen wird die Initiative vom Schulnetzwerk »Schule ohne Rassis-
mus – Schule mit Courage«. »Wir wollen gemeinsam mit Schülern ein deutliches Zeichen gegen den Rechtsextremismus und gegen jede Form der Geschichtsklitterei setzen«, erklärte die stellvertretende Direktorin der Landeszentrale und Landeskoordinatorin des Schulnetzwerkes, Cornelia Habisch. Allein in Magdeburg sind aktuell 459 Stolper-
steine an 155 Stellen verlegt. (G+H)

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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