Neue Einsichten – Grabungen in den Ökumenischen Höfen Magdeburg
Was von Frose übrigblieb

Der Archäologe Michael Krecher vor dem Schichtprofil. Über dem natürlichen Lössboden zeigen sich Reste von Siedlungsgruben und Holzkohlstreifen.  | Foto: Angela Stoye
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Auch in einem dunklen Grund findet sich manch Erhellendes. So dieser Tage in Magdeburg auf der Baustelle der Ökumenischen Höfe zwischen der katholischen Petri- und der evangelischen Wallonerkirche. Bei Abriss- und Ausschachtungsarbeiten für ein neues Klostergebäude des Prämonstratenserkonvents stießen die Bauarbeiter mit dem Bagger in tiefe städtische Siedlungsschichten vor und auf interessante Befunde. „Wir schreiben zwar nicht die Stadtgeschichte um“, so der Archäologe Michael Krecher vom sachsen-anhaltischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Aber es gebe Ergänzungen.
Das Areal, auf dem noch bis September die Archäologen zugange sein werden, liegt direkt an der Ostseite. Dort fällt das Gelände bis zur Elbe ab, Schleinufer und Elbuferpromenade liegen nicht weit entfernt. Bis 1945 wiesen Wallonerberg und Fischerufer mit die dichteste Besiedelung in Europa auf. Als Kriegsfolge prägen heute überwiegend Neubauten sowie aus dem Mittelalter Johanniskirche, Magdalenenkapelle, Petrikirche und Wallonerkirche die Silhouette der nördlichen Innenstadt.
Im elften Jahrhundert gehörte das Areal noch nicht zum Stadtgebiet. „Die Stadtmauer verlief etwa in Höhe der Magdalenenkapelle“, so Krecher. Nördlich davon schloss sich das Fischerdorf Frose mit der Petrikirche an. 1213/14 wurden Kirche und Dorf sowie die Magdeburger Neustadt durch Truppen des Welfen-Kaisers Otto IV. zerstört.
„Durch die Bauarbeiten bekommen wir Einsicht in eine Zeit, aus der es kaum Quellen gibt“, sagt Michael Krecher. Das mit 24 Metern sehr lange Schichtprofil unterhalb des evangelischen Altstadt-Gemeindehauses zeigt über dem anstehenden gelben Lössboden dunkel gefärbte Stücke: Reste von Erdkellern oder Grubenhäusern, die meist Handwerkern wie Webern oder Knochenschnitzern dienten. Schmale schwarze Holzkohlenstreifen weisen auf die Zerstörung hin, darüber folgt eine Planierschicht als Zeichen für späteren Wiederaufbau. Welchem Zweck eine ebenfalls ans Licht gekommene stabile Mauer aus dem Mittelalter diente, ist noch nicht geklärt. „Aber vielleicht kommen wir bis September der Sache näher“, hofft Michael Krecher.
Angela Stoye

Der Archäologe Michael Krecher vor dem Schichtprofil. Über dem natürlichen Lössboden zeigen sich Reste von Siedlungsgruben und Holzkohlstreifen.  | Foto: Angela Stoye
Grabungsmitarbeiter Andreas Zagermann vor einer mittelalterlichen Mauer, die sich unterhalb von Walloner- und Petrikirche entlangzieht. 

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Angela Stoye

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