Magdeburg
Ritterorden vom Heiligen Grab feierte Investitur

- Ritterschlag: 21 Ritter und Damen hat Reinhard Kardinal Marx neu in den Orden aufgenommen. Das Schwert kommt aber nur bei den Herren zum Einsatz.
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Eine katholische Messe im evangelischen Magdeburger Dom – die gibt es nicht alle Tage. Der "Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem" machte es möglich: Er nahm 21 neue Mitglieder auf – in ökumenischer Gastfreundschaft
Magdeburg (red). Neugierige Blicke draußen und drinnen: An diesem Samstagnachmittag ziehen hunderte Männer mit weißen Gewändern über den Magdeburger Domplatz in einer Prozession das Gotteshaus ein. Auf ihren Gewändern tragen sie ein großes rotes Kreuz, das wiederum vier kleine, ebenfalls rote Kreuze enthält. Es ist das Zeichen des "Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem", einem katholischen Laienorden, der an diesem Tag 21 neue deutschlandweite Mitglieder aufgenommen hat. Und weil die katholische Kathedrale St. Sebastian, die gleich gegenüber liegt, für rund 600 Besucher zu klein wäre, fanden die Katholiken Unterschlupf im mächtigen Dom.
Ökumene ist Auftrag, keine Option
Für den Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates der evangelischen Domgemeinde, Stephen Gerhard Stehli, ist diese Gastfreundschaft ein Stück gelebte Normalität in einer Region, in der Christen aller Konfessionen in der Minderheit sind. "Wir haben nichts gescheut, damit Sie sich wohlfühlen", rief er den Gästen in einer kurzen Begrüßung zu. Auf dem Podest stand der Magdeburger Domchor unter der Leitung von Christian Otto – "das Beste, was wir haben", wie Stehli bemerkte.
Ökumene sei ein Auftrag, keine Option, machte Stehli deutlich, der zugleich Landtagsabgeordneter und Vizepräses der EKM-Synode ist. "Wir schreiten nach vorne aus der Verantwortung, die Christus uns selbst gegeben hat." Schließlich hätten Protestanten und Katholiken viele Gemeinsamkeiten – so ist auch Stehli ein Ordensmann, konkret im evangelischen Johanniterorden.
Hilfe für das Heilige Land
Der Ritterorden vom Heiligen Grab hat eine ähnliche Geschichte: Er entstand aus einer mittelalterlichen Pilgerbewegung zu der Stelle in Jerusalem, die als das leere Grab Christi verehrt wird. Noch heute gehören Pilgern und geistliche Gemeinschaft zu den Zielen des Ordens.
Der Hauptzweck besteht aber in der Hilfe für die Christen, die an den Wirkungsstätten Jesu im Heiligen Land leben – das neben Israel und den Palästinensergebieten auch Jordanien und Zypern umfasst. Der Orden leistet für die immer kleiner werdende Schar der dortigen Christen praktische Hilfe. Er finanziert etwa den Bau und die Instandhaltung von Kirchen, kümmert sich um konfessionelle Schulen oder Priesterseminare und ermöglicht soziale Projekte wie Jobprogramme.
Rund 38.000 Mitglieder hat der päpstliche Laienorden weltweit, knapp 1.400 sind es in Deutschland – darunter prominente Gesichter wie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und der neue Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (beide CDU) sowie der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), die am Samstag im Dom anwesend waren.
Marx: Den Kopf weite machen
Großprior der deutschen Statthalterei des Ritterordens ist der Münchner Erzbischof, Reinhard Kardinal Marx, der das Pontifikalamz zusammen mit dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige und dem Abt der Jerusalemer Dormitio-Abtei, dem Benediktiner Nikodemus Schnabel, feierte.
Marx erzählte in seiner Predigt von seinen Eindrücken aus Rom, die er beim Konklave gesammelt hatte. Das leere Grab Jesu an Ostern sei ein „Durchbruch“ für die christliche Kirche gewesen. Die Apostel seien damals in alle Welt ausgezogen, damit die Begegnung mit Christus allen Menschen offenstehe. Das sei ein Weg in die größere Weite gewesen – nicht nur territorial. Es gehe darum, den Kopf weit zu machen und Menschen aus allen Schichten zu versammeln, so Marx.





Autor:Oliver Gierens |
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