Mit Kerze, Kreuz und Bibel

Pfarrerin Jeanette Lorenz-Büttner | Foto: Constanze Alt

Hausandachten in Magdala verbinden Tradition und Moderne

Von Constanze Alt

Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen«, so heißt es im Matthäus-Evangelium (18, 20). Genau hier, an diesem ursprünglichen Gedanken, möchte Jeannette Lorenz-Büttner mit ihren Hausandachten ansetzen. »Die ersten Christen hatten keine Kirchen; sie haben sich in privaten Häusern getroffen«, erklärt die Pfarrerin des Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeindeverbandes Magdala, dem 14 Dörfer angehören.
Gerade in der kalten Jahreszeit, in der es auch in vielen Kirchen kühl und ungemütlich ist und in der gerade ältere Menschen aus Angst zu stürzen oft ungern aus dem Haus gehen, möchte Jeannette Lorenz-Büttner auf diesem Wege die Menschen in ihrer Gemeinde erreichen. Das Angebot richtet sich zwar insbesondere an Senioren, allerdings nicht als alleinige Zielgruppe. Den Bedarf für eine Hausandacht kann jedes Gemeindemitglied anmelden. Ähnlich einer mobilen Friseurin bringt die Pfarrerin alles mit: die Kerze, das Kreuz und die Bibel. Gern können Nachbarn, Verwandte und Freunde kommen.
Die zu großen Gottesdienstformen gehörenden Elemente, wie Liturgie, Wechselgesang, Psalmgebet oder Choral werden in den Hausandachten auf ein passendes und angenehmes Maß reduziert. Die Andachten werden gemeinsam gelesen, es wird gesungen, aus der Bibel gelesen – mit kurzer freier Auslegung. »In vertrauter häuslicher Atmosphäre können wir Andacht feiern und danach bei einer Tasse Kaffee über Gott und die Welt reden«, sagt Jeannette Lorenz-Büttner und benennt einen weiteren Vorteil: »Die Sonntagsklöße können nebenbei kochen.«
Mit ihrem Angebot antwortet Lorenz-Büttner schließlich nicht zuletzt auch auf Transformationsprozesse, die für Gemeinden im ländlichen Raum, insbesondere im Osten Deutschlands, typisch sind. »Die Gemeinden verändern sich; dadurch brauchen wir neue Gottesdienstformen und -orte«, so ihre Bestandsaufnahme.
Die Kirchengemeinden altern, die Teilnehmerzahlen bei Gottesdiensten sinken. »In einer großen Kirche einen Gottesdienst mit weniger als zehn Leuten zu halten, fühlt sich peinlich an, und man muss überlegen, ob das noch Sinn ergibt«, weiß Pfarrerin Lorenz-
Büttner. Das Format der Hausandacht scheint hier eine gute Alternative zu sein. Die Pfarrerin kommt an einem vorher im Gemeindeblatt bekanntgegebenen Termin in der Zeit von 9 bis 12 Uhr »auf Bestellung«. Ein Anruf genügt.
Aufdrängen möchte sich Pfarrerin Lorenz-Büttner nicht. Vielmehr möchte sie, dass sich die Menschen selbst auch kümmern und in einem sehr lutherischen Sinn Eigenverantwortung übernehmen, indem sie in sich hineinspüren und fragen, was sie für ihren Glauben brauchen. »Die Leute sollen auch selbst entscheiden können, was sie wollen«, findet sie, und verweist erneut auf Martin Luther und auf das Ende der Bevormundung.
»Ich stelle wirklich die große Gottesdienstform als die einzige Form in Frage«, sagt die 40-Jährige. Stattdessen befürwortet sie Gottesdienste in großen Kirchen mit großen Gruppen und Gottesdienste mit kleinen Gruppen im kleinen Rahmen. »Eine Andacht zu Hause bietet wirklich die Chance auf eine echte Glaubenserfahrung, weil gleichsam das Evangelium nach Hause kommt«, unterstreicht sie und fügt hinzu: »Ich sehe darin auch eine Chance für unser Kirchenleben.«
Die Idee, aller vier bis sechs Wochen einen Sonntag mit Hausandachten zu gestalten, ist auch ein Gegenentwurf zur bisherigen Praxis eines straffen, allsonntäglichen Gottesdienstplans, ungeachtet des tatsächlichen Bedarfs. Krampfhaft an alten Zeiten festhalten, das ist Jeannette Lorenz-Büttners Sache nicht. In einer marktwirtschaftlich geprägten Lebenswelt findet sich auch der Glaube in einer Marktsituation wieder und ist in der Moderne neben Yoga und Co. ein Weg zum Seelenheil unter vielen.

Der nächste Termin, für den Hausandachten angemeldet werden können, ist Sonntag, der 4. Februar. Kontakt (01 76) 72 76 81 50.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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