Zuhören und helfen

Dorothee Herfurth-Rogge | Foto: Jessen Mordhorst

Telefonseelsorge in Halle besteht seit 25 Jahren

Mit einem Gottesdienst in der Marktkirche feiert die Telefonseelsorge Halle am 21. April ihr 25-jähriges Bestehen. Was 1992 begann, hat sich zu einem zuverlässigen Angebot für Ratsuchende entwickelt. Mit der Stellenleiterin Pfarrerin Dorothee Herfurth-Rogge sprach Claudia Crodel.

Wie fing vor 25 Jahren alles an?
Herfurth-Rogge:
1991 fand sich eine Initiativgruppe um Pfarrer Klaus Cyranka zusammen. Bereits Ende des Jahres wurde ein Verein gegründet. Durch finanzielle und strukturelle Unterstützung der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden begann die Ausbildung. Und ab April 1992 war das Telefon geschaltet.

Gibt es bestimmte »Hoch-Zeiten« mit besonders vielen Anrufen?
Herfurth-Rogge:
Ja, ohne Zweifel die späten Nachmittags- und Abendstunden. Da wir von der Telekom die Zahl der Anrufversuche übermittelt bekommen, können wir sagen, dass die Zahl der Versuche etwa sechs- bis siebenmal höher liegt als die, die durchkommen.

Sind die Probleme der Menschen, die sich heute an Sie wenden, andere als vor 25 Jahren?
Herfurth-Rogge:
Zunehmend haben wir Anrufer, die über Einsamkeit klagen. Ich habe selbst nicht gewusst, wie viele es davon geben kann. Dabei sind das nicht nur Menschen, die alt und krank sind. Vielmehr geht es quer durch unsere Gesellschaft, betrifft auch Menschen, die gut in ihr soziales Umfeld eingebunden sind, die auf Arbeit aber nicht von privaten Problemen erzählen können oder zu Hause nicht von ihren beruflichen Problemen.
Zugenommen haben zudem die Anrufe von psychisch Erkrankten. Sie haben es immer schwerer, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Die Telefonseelsorge ist für manchen der einzige Halt. Wir leisten für diese Menschen Krisenintervention.

Und wie sieht es mit Menschen mit Suizidgedanken aus?
Herfurth-Rogge:
Das Thema Suizidalität nimmt in unserer Statistik eigentlich nur einen geringen Platz ein. Trotzdem haben wir pro Tag etwa drei Anrufer, die sich mit solchen Fragen beschäftigen. Suizidprävention ist also immer einer der Schwerpunkte.

Nach welchem Prinzip arbeiten Ihre Mitarbeiter dabei?
Herfurth-Rogge:
Wir versuchen dem Anrufenden den größtmöglichen Schutz zu geben. Dabei ist Anonymität unser höchstes Prinzip. Die Anrufenden brauchen ihren Namen nicht sagen. Ihre Telefonnummern werden bei uns nicht angezeigt und die Anrufer haben die Nummer der Telefonseelsorge nicht auf ihrer Telefonrechnung. 1997 war ein entscheidendes Jahr. Mit Einführung der bundeseinheitlichen Rufnummern (08 00) 1 11 01 11 und (08 00) 1 11 02 22 sind deutschlandweit alle Anrufe bei der Telefonseelsorge kostenfrei.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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