Halle: Johannesgemeinde feiert 125 Jahre Kirchweihe
Kirche für das Viertel

Pfarrer Karsten Müller und Vikarin Sabine Weigel in der Johannes­kirche  | Foto: Katja Schmidtke

Der schlanke Turm wächst 70 Meter in den Himmel, überragt die Linden. Hinter dem Grün offenbart sich auf den zweiten Blick der rote Klinkerbau – die Johanneskirche, die wie kaum ein anderes Gebäude das Viertel prägt.
Von Katja Schmidtke

Als die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Halle Schwung aufnahm, entstanden im Süden der Stadt neue Wohnviertel für die Arbeiter, mit der Johanneskirche als Zentrum. Am 10. November 1893 wurde sie eingeweiht.
Den 125. Geburtstag ihres Gotteshauses feiert die Gemeinde seit Januar dieses Jahres. Das Wochenende rund um den Johannistag ist der Höhepunkt. Ein Abend zur Geschichte der Kirche bildet den Auftakt am 22. Juni, 19.30 Uhr. Am 23. Juni ab 14 Uhr erweitert man das traditionelle Gemeindefest und lädt den ganzen Stadtteil ein. Liedermacher Clemens Bittlinger spielt mit seiner Band. Danach können alle das Fußballspiel Deutschland gegen Schweden sehen.
Dass Kirche und Gemeinde heute zum Stadtteil gehören, ihn prägen und gestalten, das kommt vielen Christen wie ein Wunder vor. Die Johannesgemeinde zählte um 1930 30 000 Mitglieder und war die größte in der Provinz Sachsen. Doch in der DDR-Zeit verfiel der historistische Bau des Architekten Friedrich Fahro, die Gemeinde schrumpfte, 1977 feierte sie den letzten Gottesdienst in der Kirche. Erst nach der Wende und besonders nach dem Jahr 2000 unter Pfarrer Gerry Wöhl­mann begann »der intensive Aufbau der Kirche und der Gemeinde«, erzählt der heutige Pfarrer Karsten Müller.
Vikarin Sabine Weigel lernt hier während ihrer Ausbildung eine vielfältige und familienfreundliche Gemeinde kennen, eine Gemeinde, die sich besonders mit ihrem Gotteshaus identifiziert. Sabine Weigels Idee, die Kirche an den Samstagnachmittagen im Mai und Juni zu öffnen, zu Gesprächen, zu Kaffee und Kuchen und die Kinder zum Malen und Basteln einzuladen, fiel auf fruchtbaren Boden – in der Gemeinde und im Stadtteil. »Wir möchten, dass die Kirche als Ort des Viertels wahrgenommen wird«, sagt die Vikarin.
»Diese Kirche schreit eigentlich danach, offen zu sein«, ergänzt Pfarrer Müller. Die zentrale Lage im Viertel und auch der angrenzende Spielplatz sprechen dafür. Aber während die Außenhülle der Kirche saniert ist, gibt es im Inneren noch einiges zu tun: Elektrik, Licht, Ton; und würden Tür und Tor jederzeit für Gäste offen stehen, müssten Technik und Emporenaufgang besonders gesichert werden.
Neben den sonntäglichen Gottesdiensten nutzt die Gemeinde ihr Zuhause auch für Wochenschlussandachten und seit Ende Mai hält der Pfarrer morgens um 7.30 Uhr eine Andacht. Karsten Müller freut sich über die Resonanz. »Ich war noch nie allein in der Kirche.«

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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