Studieren, wohnen, beten: Im Schlesischen Konvikt Halle zählt vor allem die Gemeinschaft
»Das Beste aus zwei Welten«

Im Garten des Schlesischen Konvikts (v. l.): Paul Rupschus, Studieninspektor Alexander Thiedemann, Johannes Richter, Cosima Schreier und Charlotte Bernhardt  | Foto: Claudia Crodel
  • Im Garten des Schlesischen Konvikts (v. l.): Paul Rupschus, Studieninspektor Alexander Thiedemann, Johannes Richter, Cosima Schreier und Charlotte Bernhardt
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Im sonnendurchfluteten Garten sitzen die Studenten dieser Tage gern zusammen. Genau dieser Garten und die Gemeinschaft waren auch für Cosima Schreier, die im zehnten Semester Schulmusik und Kirchenmusik studiert, ausschlaggebend, als sie sich im Wintersemester 2014 für das Schlesische Konvikt als Wohnort entschieden hat.
Von Claudia Crodel

Konvikt, das steht für Gemeinschaft und Zusammenleben und bezeichnet dem Klosterleben nachgebildete Wohnheime mit einer gemeinsamen Hausordnung, besonders für Studenten im kirchlichen Bereich.
Das Schlesische Konvikt am Rande der halleschen Innenstadt hat eine 150-jährige Tradition. Gemeinsam mit Landesbischöfin Ilse Junkermann und Bischöfen aus Polen wurde dieses Jubiläum am 20. Juni gefeiert.
Das Konvikt wurde 1868 errichtet, nachdem es bereits zwei Jahre in einem Mietshaus ansässig war. Stifter des Hauses war Karl Philipp Graf von Harrach. Seinem Willen nach sollte das Konvikt Theologiestudenten aus Schlesien, Harrachs Heimat, unterstützen – daher der Name.
1938 zog die evangelische Kirchenmusikschule von Aschersleben nach Halle um und nahm 1938 ihren Lehrbetrieb im Haus des Schlesischen Konvikts auf. Die Kirchenmusikschule blieb, bis man im Jahr 2000 den neuen Standort im Händelkarree bezog. Die Kirchenmusikstudenten wohnten weiterhin in der Emil-Abderhalden-Straße, quasi in einem »wilden Wohnheim«. Als der Nutzungsvertrag mit der Landeskirche 2005 auslief, entschieden die Bewohner, dass das Gebäude wieder reines Konvikt sein soll.
Und wie wohnt es sich heute dort? Für Cosima Schreier ist nicht nur der Garten wichtig, auch andere Gründe wiegen schwer. »Die Übemöglichkeiten sind hier ideal, die Klaviere in den Zimmern und selbst eine Orgel steht uns zur Verfügung. Dazu die Nähe zur Innenstadt und die anderen Bewohner, die in ganz verschiedenen Richtungen studieren«, zählt sie auf. »Klaviere und eine Orgel. Das findet man doch in keinem anderen Wohnheim«, bestätigt Kirchmusikstudent Johannes Richter. Er schätzt vor allem: »Man ist hier nicht so allein wie in einer eigenen Wohnung, kann aber auch seine Tür einfach zumachen, wenn man will.«
Der Soziologie- und Südasienkunde-Student Paul Rupschus fühlt sich seit Beginn seines Studiums 2014 im Konvikt wohl. »Es ist genau zwischen Wohnheim und WG, das Beste aus zwei Welten«, sagt er. Theologiestudentin Charlotte Bernhard, die seit Herbst 2017 im Schlesischen Konvikt zu Hause ist und zuvor ein Jahr in Berlin studiert hatte, findet: »Es ist cool, im Konvikt zu wohnen, der Gemeinschaft wegen«, schwärmt sie. Sie findet vor allem die regelmäßigen Veranstaltungen gut, egal ob Lesekreis, Andachten, Filmabend oder Morgengebet. An den langen Sommerabenden steht der idyllische Garten bei den Studenten hoch im Kurs.
Nur die unmittelbare Nachbarschaft zum Haus der Identitären störe. »Es ist ein Erlebnis der anderen Art, wenn in einer liberalen, studentischen Stadt plötzlich Mülltonnen in der Straße brennen«, erzählt Paul Rupschus. »Man hat das Gefühl, man muss sich positionieren und bewusst distanzieren«, meint Charlotte Bernhard. Das haben die Bewohner des Schlesischen Konvikts getan. Mehrfach haben sie Transparente aufgehängt, zunächst von der EKM. Als die gestohlen worden waren, haben sie selbst Transparente angefertigt. Auch die sind verschwunden. In der Auseinandersetzung mit den Identitären ist man zusammengerückt, hat darüber geredet, welche Werte man im Konvikt hat. Auch die Vernetzung
mit anderen Anwohnern ist sehr viel stärker geworden.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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