Familie
Kaffeetasse, Kuscheltier und Vaterunser

Bei der Familienkirche in Gera segnen die Kleinen die Großen. | Foto: Foto: Kathleen Bernhardt
  • Bei der Familienkirche in Gera segnen die Kleinen die Großen.
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Es duftet nach frischen Brötchen und Kaffee. Kleine Kinderbeine sausen um große Tische, an denen junge Eltern gemeinsam beim Frühstück plauschen. Mega-entspannt sind hier alle. Obwohl es Sonntag früh um neun ist und es gleich zum Gottesdienst geht. Und genau das ist das Geheimnis des entspannten Daseins: Zum Gottesdienst rücken alle einfach nur zwei Meter weiter. Zwölf kleine Zwerge sitzen dann auf bunten Holzwürfeln, die Eltern dahinter. Die Gitarre erklingt: „Guten Morgen liebe Leute“ – so wird der Familiengottesdienst gemeinsam eröffnet.

Die Idee zum Familiengottesdienst hat sich Pfarrer Stefan Körner aus Hamburg mitgebracht. Als junger Familienvater weiß er selbst genau, dass ein gemeinsamer Familienstart am Morgen doch recht stressig werden kann. „Und wenn man dann noch zu spät zur Kirche kommt und die Leute gucken, dann gehen viele gar nicht erst zum Gottesdienst. Genau so soll es eben nicht sein. Wir wollten einen Ort und eine Zeit schaffen, der für Familien mit Kindern gut geeignet ist; der aber auch Gottesdienst ist.“ Denn der normale Gottesdienst in der großen Kirche ist nicht unbedingt das, wo man mit kleinen Kindern hingeht. Lange stillsitzen, ruhig bleiben, nicht zappeln. „Für Kinder ist das nicht immer der ideale Ort“, sagt Stefan Körner. Und so sitzen an diesem Sonntagvormittag zwölf Kinder und 13 Erwachsene entspannt zusammen, singen und beten. Immer wieder werden die Kinder einbezogen. Dürfen sich passend zur Predigt Steine nehmen, das Kreuz schmücken, sogar Kerzen anzünden. Auch für den jungen Papa Sebastian ist das eine „deutlich stressfreiere Form des Gottesdienstes“.

Langweilig wird es hier nicht. Manchmal aber singt ein kleiner Mensch eben sein eigenes Lied, kuschelt mal kurz mit Papa, und macht dann wieder mit in der Gemeinschaft. Das Wort "entspannt" fällt in jedem meiner Gespräche hier – auch bei Sindy Vollmann: „Hier kann ich wieder Kraft sammeln für die neue Woche. Für uns ist das unsere Mama-Tochter-Zeit“, sagt sie. „Unsere großen Kinder schlafen aus, und wir beide nutzen die Zeit für uns.“ Auch die kleine Lisa mag das hier sehr: die Kinder, das Spielen – und natürlich auch das Brötchen mit dem leckeren Schokoaufstrich. „Wir haben zwar schon zuhause gefrühstückt, weil unsere Kinder so klein sind und so früh wach. Aber es ist schön, auch mit anderen Eltern zusammen am Tisch zu sitzen und zu quatschen. Das finde ich toll“, sagt Christina. Sie hat das jüngste Gemeindemitglied heute noch in der Babytrage stecken.

Ergänzung zum traditionellen Gottesdienst

Es ist berührend zu sehen, wie harmonisch alle hier wirken. Es ist berührend zu sehen, wie Eltern ihre Kinder segnen – und die Kinder ihre Eltern. Es ist befremdlich, warum andere Kirchenmitglieder Sorge haben, wohin diese Reise geht. „Das ist schade“, sagt auch Stefan Körner. „Wir nehmen den traditionellen Gottesdienst ja nicht weg!“ Körner schafft neue Räume, weil Menschen eben zu verschiedenen Lebenszeiten verschiedene Bedürfnisse haben. „Diesen will ich auch gerne eine Heimat geben. Nicht zu Lasten des Etablierten, sondern als dessen Ergänzung“, sagt der junge Pfarrer. „Kirche soll eine Institution sein, wo Kinder als erstes hören: Du darfst! – und wo sie einfach willkommen sind in all ihrer Lebendigkeit!“ Am 12. Dezember, 9 Uhr gibt es in der Geraer Talstraße den nächsten Familiengottesdienst. Und zu dem kann man auch ganz ohne Kinder kommen. Denn dort sind alle eine große Familie.  Kathleen Bernhardt 

Autor:

Katja Schmidtke

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