Kirche braucht eine Dachmarke

Finanzmanager Dieter Bauhaus weiß sich als Christ von Gott geführt. Daran erinnert ihn der bronzene Handschmeichler-Engel auf seinem Schreibtisch. | Foto: Willi Wild
  • Finanzmanager Dieter Bauhaus weiß sich als Christ von Gott geführt. Daran erinnert ihn der bronzene Handschmeichler-Engel auf seinem Schreibtisch.
  • Foto: Willi Wild
  • hochgeladen von Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

Zahlen sind sein Metier. Allerdings schließen sich für Dieter Bauhaus wirtschaftliches Denken und christliche Verantwortung nicht aus. Der Sparkassen-Vorstand engagiert sich ehrenamtlich in Kirche und Diakonie. Seit Kurzem singt er auch in der Augustiner-Kantorei in Erfurt.

Von Willi Wild

Dieter Bauhaus hält inne. Auf die Frage, ob er auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela Gott begegnet sei, muss er erst mal nachdenken. Der Vorstandsvorsitzende der größten Thüringer Sparkasse ist ein rationaler Mensch. Zahlen und Fakten bestimmen seinen Alltag. In seinem nüchtern eingerichteten Büro erinnert auch nichts an die spirituelle Seite des Bankers und an seine Pilgerleidenschaft. Es tue ihm gut, alleine zu wandern, auf dem Weg zu sein und ein Ziel zu haben. Er zitiert Konfuzius: »Der Weg ist das Ziel.« Das gelte aber nicht für seine Arbeit bei der Sparkasse. Da gebe es genaue Zielvorgaben, die zu erfüllen sind, so Bauhaus. Deshalb sei das Pilgern ein schöner Ausgleich. Vier Wochen hatte er sich vor drei Jahren für den Jakobsweg Zeit genommen. Das Handy hatte er zwar mit, aber nur wenig in Gebrauch. Die Verantwortung nehme man eben auch auf den Pilgerweg mit, so Bauhaus.
Der gebürtige Rheinländer ist stark ehrenamtlich engagiert. Nicht nur als Präsident der Industrie- und Handelskammer in Erfurt, auch in der evangelischen Kirche. Seine Mitwirkung im Vorstand des Augustinerklosters hat er jetzt abgegeben. »Die kommen mittlerweile auch gut ohne mich aus.« Als Verwaltungsratsvorsitzender lenkt er nun die Geschicke der Erfurter Stadtmission. Dort könne er konkret etwas für die Randbereiche der Gesellschaft tun. Als Sparkassen-Manager sind ihm oft die Hände gebunden. Gerade wenn es um das Thema Entschuldung geht, plagen den Christen Bauhaus mitunter Gewissensbisse. Vor allem, wenn jemand unverschuldet in finanzielle Schieflage gerät. »Es gibt oft kein anderes Rechtsmittel als die Insolvenz. Zudem bin ich nur Treuhänder des Sparkassenvermögens. Es ist ja nicht mein Geld. Da können wir auch nicht ohne Weiteres verzichten.« Trotzdem sei sein Kreditinstitut sehr sozial eingestellt. Aber es sei nun mal ein Spagat, zwei Herren zu dienen, Gott und dem Mammon. Eine Lösung habe er noch nicht gefunden, denn ohne Geld gehe es eben auch nicht. Der Kritik aus den Reihen der Kirche am Bankensystem kann er folgen. »Ich kann nicht leugnen, dass es Fehlentwicklungen auf der Bankenseite gegeben hat.« Er könne gut nachvollziehen, dass da viel Misstrauen entstanden ist. »Wenn mir die Kirche sagt, dass ich als Banker den moralischen Ansprüchen genügen muss, dann hat sie recht.«
Doch auch den Kirchen schreibt der Manager einiges ins Stammbuch. Die konfessionelle Trennung hält er nicht mehr für zeitgemäß. »Als Wirtschaftsfachmann erkenne ich, dass es hier einer gemeinsamen Dachmarke bedarf.« Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist seien doch auch eine Einheit. Er könne nicht verstehen, warum es 500 Jahre nach der Reformation nicht möglich sein sollte, eine Vielfalt in Einheit zu praktizieren. Christen und auch er selbst, geschweige denn andere, die nicht der Kirche nahestehen, könnten den Unterschied der Konfessionen kaum mehr erkennen und benennen. Wenn sich wieder mehr Menschen der Kirche zuwenden sollen, dann müsse man anders auftreten. »Ich möchte gern mitwirken, die Kirche modern zu machen.« Im Reformationsjahr will Bauhaus deshalb in Erfurt das große Rad drehen. In der Lutherkirche unterstützt er die geplante Aufführung des Musicals »Jesus – ganz.nah.dran«. Christliche Werte müssen seiner Meinung nach wieder in die Öffentlichkeit gerückt und ansprechend präsentiert werden. »Jeder sollte sich ehrenamtlich engagieren. Auch wenn der Alltag nur wenig Zeit lässt.«
Ursprünglich hatte Bauhaus im vergangenen Jahr die Fortsetzung seiner Pilgerwanderung nach Rom geplant. Aus beruflichen Gründen musste er sie verschieben. Diese Pilgerreise soll seine längste werden. Besondere Gottesbegegnungen erwartet er nicht. Er sei als Christ unterwegs und deshalb ist Gott immer mit dabei. Eine andere Begegnung ist ein Herzenswunsch. In der ewigen Stadt möchte der Lutheraner Bauhaus den Papst treffen. Von dem hält er sehr viel. Dem traut er auch zu, die Einheit der Christen auf den Weg zu bringen.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.