Sonderseelsorge: Stellen schwierig zu besetzen
Flüchtlinge in Blick nehmen

Pfarrerin Gabriele Lipski, Erfurt | Foto: Eberhard Falke
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Pfarrerin Gabriele Lipski ist seit Anfang Juli die neue Referentin für Sonderseelsorge in der EKM. Beatrix Heinrichs sprach mit der Erfurterin über Herausforderungen und Herzensangelegenheiten.

Frau Lipski, was brauchen die Menschen heute?
Gabriele Lipski: Menschen brauchen jemanden, der ihnen zuhört und sie, so wie es die Bibel über Jesus sagt, mit liebenden Augen anschaut – vorurteilsfrei, ungeachtet ihrer Situation. Seelsorger sind genau dafür da. Ich war 20 Jahre in der Klinikseelsorge und habe erlebt, wie auch Menschen, die nicht im Glauben stehen, dankbar dafür sind, wenn jemand für sie betet.

Als ausgebildete Supervisorin sind Sie Spezialistin darin, Konflikte zu klären. Welche konfliktbeladenen Baustellen in der Sonderseelsorge gehen Sie als erstes an?
Ich bin in dieser Stelle nicht, um Konflikte zu klären, sondern um Lösungen zu suchen. Zum Beispiel für die Stellen in der Sonderseelsorge, die nur schwer zu besetzen sind. Uns fehlt in der EKM ein Gehörlosenseelsorger. Auch in der Gefängnisseelsorge gibt es Vakanzen. Stark machen werde ich mich zudem dafür, dass Klinikseelsorge von den Kliniken überall mitfinanziert wird. Gerade hier ist das Engagement der Kirche wichtig.

In welchen Bereichen muss sich die EKM mehr engagieren?
Es gibt bereits schon jetzt viele Bereiche, in denen wir als Kirche sehr gut sichtbar sind. Die Notfallseelsorge zum Beispiel. Ich finde, darüber hinaus sollte das Thema Ausländer- und Flüchtlingsseelsorge einen noch viel stärkeren Schwerpunkt bekommen. In den Städten und Dörfern unserer Landeskirche leben so viele Menschen, die einsam sind, die vielleicht Angst haben. Was wir ihnen als Christen geben können, ist ein Stück Herzensgüte. Wir sollten klar vermitteln: Ihr könnt zu uns kommen. Als Kirche müssen wir hier gegen manche andere gesellschaftliche Gruppierungen mit dieser Botschaft sichtbar werden.

Stichwort: Miteinander. Als Regler-Pfarrerin haben Sie sich für eine Gemeinschaft mit den katholischen Augustiner-Brüdern stark gemacht. Nicht bei allen Beteiligten ist das auf Zustimmung gestoßen. Was macht gelebte Ökumene zu einer Herausforderung?
Die Idee der Ökumene, das friedliche Miteinander, bleibt für mich eine tolle Sache. Wir haben versucht, Vorurteile der anderen Konfession gegenüber durch gemeinsame Gottesdienste abzubauen. So haben wir uns gegenseitig zu Eucharistie und Abendmahl eingeladen – und damit einvernehmlich Grenzen überschritten. Es gibt aber Hürden, die nur schwer zu überwinden sind. Es ist bedauerlich, aber wir haben uns menschlich und inhaltlich auseinander bewegt. In der Konsequenz muss man versuchen, Versöhnung und Verzicht zusammenzudenken. So habe ich auf meine Pfarrstelle verzichtet – um des Friedens willen.

Autor:

Beatrix Heinrichs

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