Konfi-Vorstellung in Wiehe
Wonderworld oder Rainbow City?

- Foto: Teamarbeit mit Gemeindepädagogin Elisa Wagner
- hochgeladen von Denise Scheel
Liebe Konfirmanden, liebe Eltern, liebe Gäste!
Wonderland oder Rainbow City. Das steht heute als Überschrift über diesem Gottesdienst. Wo soll es hingehen? Wo wird es hingehen? Wie würde Ihre Eure eigene Welt aussehen, wenn Ihr sie nach euren eigenen Regeln kreieren könntet…? Eure anschaulichen Welten sind heute hier vorn ausgestellt. Vor dem Hintergrund: Das Reich Gottes und der 10 Gebote habt ihr eure ganz eigene Welt entworfen. Da gibt es Menschen, die nach Wegen suchen, ein rotes Herz, …. Grüne Flächen, Zäune in Regenbogenfarben, Wolle, Schafe, und Wegweiser. Für Wonderworld gelten folgende Regeln:
1. Gleichberechtigung
2. Respekt gegenüber anderen
3. Öffentliche Sicherheit
4. Umweltschutz
5. Kein Mobbing
6. Es gibt keine Fehler
7. Keine Vorurteile
8. Kein Rassismus
9. Es gibt Nächstenliebe
10. Und keine Gewalt….
In Rainbow City sind alle willkommen. Es soll keinen Streit geben. Alle sind glücklich. Keine Gewalt. Tiere und die Natur werden gut und achtsam behandelt. Drogen sind verboten. Wir teilen und sind hilfsbereit.
Wonderland oder Rainbow City. Da denke ich sofort an den Barbiefilm aus dem Jahr 2023. In Barbieland wohnen die hübschen Bewohnerinnen und Bewohner in Wände losen Häusern. Barbie … und alle Frauen mit ihr in Barbiewelt, haben ihr eigenes Haus, ihr eigenes Geld, ihr eigenes Auto und ihre eigene Karriere. Mädchen wachsen zu Frauen heran, die alles erreichen können, was sie sich vornehmen, hört man da. In Barbieland haben Frauen Führungspositionen: Sie sind Präsidentinnen, Astronautin, Richterin, Journalistinnen. Gleichzeitig logisches Denken und die Gefühle einzusetzen, scheinen hier als Stärke betrachtet zu werden. Wenn ein neuer Tag in Barbieland beginnt, schweben ihre Bewohner in die Cabriolets unten vor der Tür. Jeder Tag am Strand ist so perfekt wie der andere. In Barbieland ist alles ein Als-ob-Leben. Es sprudelt nie wirklich Wasser aus der Dusche oder es gibt auch keine echte Frühstücksmilch. Und Lebensbegleiter Ken hat nur dann das Gefühl zu existieren, wenn Barbies Blick auf ihn fällt. Doch irgendwas ist los in Barbieland … bei ihrer allabendlichen Mädchenparty überfällt Barbie – die sterotype Barbie - eine schreckliche Vorstellung: „Denkt ihr auch manchmal über das Sterben nach?“ fragt sie. Da erstirbt die Musik und die Freundinnen schauen pikiert drein. Als ihre Füße plötzlich am nächsten Morgen auf dem Boden aufkommen … scheint nichts mehr beim Alten. Ein Riss zwischen Barbieland und der echten Welt.
Barbie verschlägt es in die Welt der Menschen. Hier ist alles anders. In der Menschenwelt … hier werben Frauen für Schönheitswettbewerbe. In der Mattel-Konzernführung trifft Barbie auf kuschende Vorstände um ein Alphamännchen, das von der entfesselten Frauenpower, die Barbie mitbringt entsetzt ist. Der CEO hat nur ein Ziel: Barbie wieder zurück in die Geschenkbox stecken und zurück nach Barbieland.
Im Film fallen Sätze wie: „Ich bin ein Mann ohne Macht. Macht mich das schon zu einer Frau?“ Womit der Blick auf die Männer fällt, hier besonders dem platinblonden Ken, gespielt von Ryan Gosling. Sixpack und Nerzstola … Ken entdeckt bei den Menschen, dass es Männer sind, die die Welt regieren und im Zweifel ruinieren. Der ewig Übersehene erkennt seine Chance: Er bringt das Patriarchat nach Barbieland. Am Ende sind es im Film die nicht so perfekten Barbies, sondern die aus Mattels Produktionspallette Ausrangierten, die zur Rettung der Barbiewelt antreten. Da kommen die, die sonst am Rand stehen. Die nicht glänzen. Und Barbie selbst sagt zum Schluss: „Ich möchte mir selbst etwas ausdenken und keine Idee mehr sein. Ich möchte etwas Erschaffen. Nicht etwas Erschaffenes sein.“
Sich selbst etwas ausdenken, die eigene Welt erschaffen, eigene Regeln aufstellen … das habt ihr, liebe Konfirmanden, mit euren eigenen Welten getan. Gerechtigkeit, Respekt vor anderen, kein Mobbing, keine Vorurteile, keinen Rassismus….
Über all dem steht die Frage im Film, wie im echten Leben: Wie wird das Leben gut? Wie wird mein Leben gut? Bald werdet ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, wichtige Entscheidungen für euer Leben treffen. Sie, als Eltern, treten ein paar Schritte zurück, damit ihre Kinder ihren eigenen Ideen, Wünschen und Träumen lauschen können. Selbst Verantwortung übernehmen, für das was sein kann und für das, was nicht sein kann. Eigene Fehler machen. Wieder aufstehen und daraus lernen. Sich selbst kennen lernen. Wer bin ich? Was will ich? Wer bin ich ohne die anderen? Was bin ich bereit für meine Welt einzusetzen. Ich wünsche uns allen ein freies und selbstbestimmtes Leben, das dennoch Zäune hat. Zäune, die begrenzen. Die ein bestimmtes überschaubares Gebiet abstecken und dennoch Licht durchlassen. Zäune, die sich in die Landschaft fügen und andere zu einem Besuch in meinem ganz eigenen Land einladen. Durch ein offenes Tor oder eine einladende Tür. Ich wünsche Euch, lieben Konfirmanden und Konfirmandinnen, dass ihr in einer inneren Welt zu Hause seid, in der ihr Halt und Orientierung findet. Ich wünsche euch, dass euer Glaube euch stark macht gegen die Widrigkeiten der realen Welt. Dass Glaube resilienter macht in Krisenzeiten ist mittlerweile sogar wissenschaftlich dokumentiert. Diesen Schatz in euch, in eurer Welt, wünsche ich uns allen als Gemeinschaft.
In der Bibel geht es um den einen Gott, nach dem ich mein Leben ausrichte. Der Gott, der mich geschaffen hat. Gott, der mich – meine Seele - mit seinen Lebensatem belebt. Gott, der mir jeden Tag hilft, mehr in mir zu sehen, als ich es selbst vermag. Gott, der mich liebt, so wie ich bin. Mit meinem Macken und allem was ich an mir selbst vielleicht nicht mag. Ein Gott, der meine Freude teilt und meine Verwundungen heilsam versorgt. Ein Gott, der mein heilvolles Leben will. Deshalb braucht es Ruhezeiten am Sonntag. Um friedlich als Gemeinschaft zu leben, braucht es Regeln, wie: Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht lügen und Gerüchte und Unwahres über andere verbreiten. Du sollst nicht begehren, was deinem Nächsten gehört. Denn: „Genau wie ihr behandelt werden wollt, behandelt auch die anderen.“ Mt 7,12
Wonderworld oder Rainbow City? Ich hoffe in Euren verschiedenen Welten hat Gott einen Platz.
„Prüfet alles und behaltet das Gute“ das ist das Bibelwort für dieses Jahr:
Jeden Tag passiert so viel
Gutes und Schlechtes
Fröhliches und trauriges
Entspanntes und anstrengendes
Manches besteht die Prüfung nicht:
Abwertende Gedanken und harte Worte
Bitterkeit und Hass
Egoismus und Gier
Missgunst und Neid
Aber das Gute will ich behalten
Festhalten
In Ehren halten:
Liebe und Freundschaft
Das offene Ohr und die helfende Hand
Einen gnädigen Blick
Auf Schwächen und Fehler
Fürsorge und Trost
Und die Dankbarkeit für all das Gute, das Gott mir schenkt.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen
Es grüßt herzlich
Pfarrerin Denise Scheel




Autor:Denise Scheel |
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