Andacht Valentinstag
Schmetterlinge im Bauch - Segen im Rücken

- Diakonin Sylvia Buchmann ... sie lässt die Schmetterlinge fliegen
- hochgeladen von Denise Scheel
Liebe Gäste!
Die zwei um die es jetzt geht, haben sich gefunden und es hat mächtig gefunkt. Seit sieben Jahren kennen sie sich. Durch die Schwester der Frau begegnen sie sich das erste Mal. Dann treffen sie bei einem Fußballspiel aufeinander… der Hund friert … und der Mann holt ganz Gentleman, eine Decke aus dem Auto… Die Decke muss natürlich wieder zu ihm zurück und die junge Frau weiß, als der Mann bei dieser Übergabe die Tür öffnet: „Das ist er! Das ist der Eine! Der Richtige!“ Seit diesem Tag sind diese beiden unzertrennlich. Schon zwei Wochen später ziehen die beiden zusammen. Alles geht ganz schnell, sie sind verliebt und wissen genau, was Sie füreinander empfinden.
Die Kennenlerngeschichte dieses Paares ist anders. Diese zwei lernen sich über eine Dating App kennen. 2017 verabreden sie sich das erste Mal. Gemeinsam fahren Sie Riesenrad und heben so schon mal vom Boden ab. In diesen Moment geschieht etwas Bedeutsames. Es kribbelt im Bauch. Sie gehen gemeinsam im Park spazieren, verlaufen sich und finden sich. Sie gehen Schlittschuh fahren, fassen sich zaghaft an den Händen, gehen ins Kino. Sie besuchen mitten in der Coronazeit einen Online-Glaubenskurs. Denn der Glaube spielt im Leben dieser beiden eine wichtige Rolle. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: Wenn ihr bei euch der Liebe Raum gebt.“ (Joh 13,35) Die beiden heiraten 2023 und sie empfangen für ihren gemeinsamen Weg Gottes Segen in der kleinen Kapelle auf dem Schloss in B. An einem besonderen Ort feiern sie das Geschenk ihrer Liebe.
Der Liebe einen Raum geben. Das macht die Bibel auch. So ziemlich in der Mitte des Alten Testatments, nach den Psalmen und Sprüchen finden wir das Hohelied der Liebe. 8 Kapitel … in denen sich ein Liebespaar wunderschön in Liebesliedern wunderbare Worte zuspricht, zusingt. „Horch, mein Geliebter! Sieh, da kommt er, springend über die Berge, hüpfend über die Hügel. Einer Gazelle gleicht mein Geliebter oder dem jungen Hirsch. … Mein Geliebter hob an und sprach zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne und komm! Sieh doch, dahin ist der Winter, vorüber ist der Regen. ….“ (Hohelied 2, 8.9a.10.11.)
Es sind Texte aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Ältere Sammlungen gibt es aus dem alten Orient oder aus Ägypten. „Sag mir, du, den meine Seele liebt: Wo weidest du, wo lässt du lagern am Mittag! Warum soll ich sein wie eine, die umherirrt bei den Herden deiner Gefährten? Weißt du es nicht, du schönste unter den Frauen, so geh hinaus auf den Spuren der Schafe…. Du bist so schön, meine Freundin! Du bist so schön! Deine Augen sind Tauben. Du bist so schön, mein Geliebter, so anziehend! Unser Lager ist grün, Zedern sind die Balken unseres Hauses, Wacholder unsere Dachsparren.“
Im Rausch der Liebe werden die Liebenden zum „König“ und zur „Königin“. Sie leben in Harmonie miteinander und mit der Natur. Ihre Liebe ist so stark wie der Tod … so heißt es am Ende des Buches… „Leg mich auf dein Herz wie ein Siegel, wie ein Siegel an deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie das Totenreich die Leidenschaft. Feuerglut ist ihre Glut, Flamme des Herrn. Gewaltige Wasser können die Liebe nicht löschen, und Ströme schwemmen sie nicht fort.“
Die Geschichte dieser Beiden erinnert mich an die Geschichte der guten Schöpfung Gottes im Paradies. Vor dem Einbruch von Sünde und Gewalt und vor der Vertreibung aus dem Paradies. Für die begrenzte und gefährdete Dauer der Zweisamkeit erfahren die beiden etwas davon, wie die Welt sein könnte, wenn sie so geblieben wäre, wie sie von Gott an allem Anfang gemacht war. Diese beiden schweben im siebten Himmel. Spüren wohl tausend Schmetterlinge im Bauch. Sehen die Welt in rosaroten Farben. Die Liebe ist eine der stärksten Emotionen. Sie ist aber auch eine Tugend, eine Befähigung, sich selbst und den anderen zu lieben. Die Liebe hat die Kraft uns zu verzaubern. Die Märchen beschreiben das immer wieder neu. Da wird ein Liebender verwandelt. Er wird schön, anziehend und verzaubert die, die ihn anschaut. Die Dichter werden nicht müde, über die Liebe zu schreiben: Eine Macht, die die Menschen umtreibt und sie ins Glück und Unglück stürzen kann.
„Er küsse mich mit Küssen seines Mundes! Köstlicher als Wein ist deine Liebe“ Zu jeder kirchlichen Trauung gehört der Kuss des Brautpaares. Jedes Mal scheint es mir warten die beiden besonders darauf und die Gäste reagieren darauf mit lauter Freude, Klatschen…. Wenn zwei sich küssen … bewegt das die Herzen. In meinem Dienst durfte ich schon einige Brautpaare begleiten und Anteil nehmen an ihren Kennenlerngeschichten, ihren Weggeschichten. Ich weiß jeder und jede von Ihnen ist heute mit seiner ganz eigenen Liebesgeschichte und Weggeschichte hier. Der Segen Gottes, den wir ihnen heute zusprechen … soll ein Gut-Sagen ihrer Liebe, ihrer nächsten Schritte, ihrer Wege sein. Zu zweit oder wenn sie ihren Weg inzwischen allein weitergehen, weil ihr geliebter Mensch nicht mehr bei ihnen ist …. Gott möge sie mit seiner Liebe in seinen unendlichen, ewigen Liebesraum hineinziehen. Er möge ihnen wie der Wind im Rücken sein, der aufrichtet und in Bewegung bringt. Gottes Liebe möge sie in Geborgenheit hüllen und Wärme schenken.
Heute sehen Sie hier im Raum, die gespannte Wäscheleine. Ganz unterschiedliche Paare haben ihre eigene Liebesgeschichte aufgeschrieben. Wir möchten Sie einladen im Anschluss des Gottesdienstes … wenn Sie noch zum Sektempfang bleiben…. auf einen der leeren Zettel in ein paar Sätzen ihre Liebesgeschichte anonym aufzuschreiben und mit aufzuhängen.
Jedes Paar hat seine ganz eigene Liebes- und Lebensgeschichte. Doch eines haben alle gemeinsam: Es beginnt mit Schmetterlingen im Bauch. Diese Schmetterlinge wollen wir jetzt fliegen lassen.
Sie sind jetzt eingeladen den Zettel auf ihren Bänken zu entfernen oder ihr Buch aufzuschlagen und sich überraschen zu lassen.
Es grüßt Sie herzlich
Pfarrerin Denise Scheel




Autor:Denise Scheel |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.