Andacht Passion Ostern
"Denn siehe, ich will ein Neues schaffen..."

Foto: Künstlerin Anja Eisfelder-Mylius
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Liebe Interessierte!

Im Jahr 2018 entsteht das Bild der Künstlerin Anja Eisfelder-Mylius. Für mich geht es in dieser Zeit um das Thema "innovationsfreundliche Kirche" und wir zwei werden kreativ. Wie könnte das bildlich dargestellt werden? Im Hintergrund steht ein Satz bzw. eine Erfahrung einer Kollegin, der mich nicht mehr loslässt. Sie sagt: "Das Alte frisst die Energie für das Neue". Es ist wahr. In der Arbeit im Pfarramt, im Alltag, in der Familie, bei mir selbst. Ich komme an der Frage nicht vorbei: Wo nehme ich mir selbst die Energie durch meinen altbewährten Blick, durch meine Routine, durch mein "altes" Sehen und Erleben? Schaue ich auf die Grafik der Künstlerin gewinne ich den Eindruck: Energieräuber ziehen im Dunkel der Nacht los, wenn alles schläft. Sie schwimmen leuchtend durch das dunkle Meer meiner Gedanken und Gefühle. Manchmal sind es Sätze wie: "Das war schon immer so." oder "Das bringt ja sowieso nichts", die mir die Energie rauben. Energieräuber haben einen grimmigen Blick und spitze Zähne, sie ziehen in die dunkle Tiefe hinab, beißen zu und lassen ihre Opfer farblos liegen. Zähne zeigen, zurückbeißen, selber fressen ... ich kaue lieber auf einem "neuen Stück", oder ich suche nach einem anderen Blick auf die Sache. Mitten in der schwarzen Masse, schlägt in der Grafik von Anja Eisfelder-Mylius, das farbenfrohe rote Herz, das in seiner Gestaltung auch an ein Osterei erinnert. Ein starkes Herz, das sich öffnet, hingibt und neues Leben ermöglicht. Karfreitag und der Ostermorgen kommen mir nah. Mitten aus diesem schlagenden Herzen strömt ein rosa, gelber, grüner, ein farbenfroher Himmel mit ganz zarter und irgendwie auch witziger neuer Lebendigkeit (die weiße Maus am rechten oberen Rand). Um bei diesem Kunstwerk nicht in den finsteren Gefilden zu versinken, ist der Blick nach oben entscheidend und ein Mitgehen mit der Bewegung vom Zentrum her. Dort wo das Herz schlägt. "Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?" Jes 43, 19a

Im Rahmen einer Ausstellung bin ich vor einiger Zeit über den Satz aus dem Talmud gestolpert. „Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind – wir sehen sie, wie wir sind.“ Ja, oft sehe ich nur das Vordergründige. Manchmal auch eher das Schwarze als die Farbe. Das, was direkt vor Augen ist. Manchmal lasse ich mich blenden von äußeren Eindrücken. Mehr als selten sehe ich lieber, was ich sehen will, als das, was wirklich gerade ist. Wir Menschen sind eine Sammlung von Erfahrungen, Enttäuschungen, Freude, Schmerz, wir sind Menschen mit Begrenzungen und Wünschen, Illusionen und Träumen, Verletzungen und offenen Bedürfnissen. Unsere Gefühle und Gedanken sind flüchtig und wechselhaft. Oftmals sehen wir die Welt, Gott und das Gegenüber durch unsere ganz eigene Brille. Das ist nicht selten abhängig davon, was wir gerade erlebt haben, wie wir aufgewachsen sind, oder was uns emotional beschäftigt. Jesus sagt: „Urteilt nicht nach dem, was vor Augen ist.“ (Joh 7,24)

Diesen Satz möchte ich vor dem Hintergrund der Ostergeschichte hören. Zu Ostern sagen Christen an vielen Orten der Welt: Jesus ist auferstanden! Christen feiern, dass Jesus Christus lebt, obwohl er doch vorher gestorben war. Und weil er lebendig ist, können sie auch mit ihm reden, zu ihm beten. Sie spüren seine Gegenwart in ihrem Leben. Unsichtbar, aber nah. Anderen fällt es schwer zu glauben, dass jemand leben soll, der doch vorher gestorben ist. Was soll das sein. Auferstanden? Es scheint ein Geheimnis, dem sich Christen jedes Jahr wieder in der Ostergeschichte nähern. Die Frauen am leeren Grab, fragen sich genauso staunend am Ostermorgen. Auferweckt? Aufgeweckt? Auferstanden? Nicht mehr tot? Wie soll das gehen? Und dazu hören die Frauen einen mysteriösen Mann am Grab sagen: „Ihr sucht am falschen Ort. Geht nach Galiläa. Dort, wo ihr zuhause seid, wird euch Jesus begegnen.“ Dort wo ihr zuhause seid. Ich wünsche uns, mögen wir in den biblischen Geschichten und ihrem Zauber ein Zuhause entdecken. Einen inneren Ort für Gott und mich. Ein Ort an dem ich Kraft schöpfe. Ein Ort an dem die Hoffnung wohnt. Ein Ort, an dem ich behütet bin, auch wenn um mich herum Stürme toben. „Dort, wo ihr zuhause seid, wird euch Jesus begegnen.“ Die Jüngerinnen und Jünger Jesu lernen mühsam über ihre Angst und Furcht hinauszusehen. Es ist schwer dem zu trauen, was sie gefühlt, gesehen und gehört haben. Unser intellektuelles Verstehen blockiert gern unsere Empathie. Die aber brauchen wir, um mit uns selbst und anderen in ihrem ganz individuellen Leben- und Glaubenserfahrungen verbunden zu sein. Auferstehen – über die eigene Angst hinaussehen – über das hinaussehen – was meine menschliche Vernunft für möglich hält – über das hinausfühlen, was ich bisher kenne und lähmende Sätze sein lassen. Ostern heißt es: „Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.“ (Röm 14,9) In dieser Hoffnung wünsche ich Ihnen ein gesegnetes und überraschendes Osterfest 2023 mit Gott Segen und der ein oder anderen neuen Brille.

Herzliche Grüße Pfarrerin Denise Scheel

Wer nach neuen Inspirationen sucht, wird vielleicht hier fündig?

https://anja-eisfelder-mylius.de/

Foto: Künstlerin Anja Eisfelder-Mylius
Foto: Künstlerin Anja Eisfelder-Mylius
Autor:

Denise Scheel

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