Sozialarbeit in den Gemeinden

Diakoniechef Eberhard Grüneberg warb bei der Landessynode für ein neues Modell

Zum letzten Mal vor seinem Eintritt in den Ruhestand war Oberkirchenrat Eberhard Grüneberg Ende April zu Gast bei der in Alexisbad tagenden Landessynode Anhalts. Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland warb bei der Tagung unter dem Stichwort »Gemeindesozialarbeit« für eine intensivere Zusammenarbeit von Kirche und Diakonie auf Ebene der Kirchengemeinden. »Seit Jahren belegen repräsentative Umfragen, dass an der Spitze dessen, wofür die Kirchen ein hohes Ansehen haben, ihr Einsatz für kranke, alte und behinderte Menschen und ihr Engagement für Kinder und Jugendliche steht«, begründete er.
In den vergangenen Jahren sei aber auch deutlich geworden, dass es in den Regionen und Gemeinden soziale Problemlagen gebe, die durch diakonische Träger, »die meist im System der Subsidiarität und damit in Abhängigkeit von staatlicher Refinanzierung agieren, nicht erfasst und aufgefangen werden können«. Das habe dazu geführt, dass die diakonische Verantwortung von Kirchengemeinden wieder mehr zum Thema geworden sei.
In seinem Wort an die Synodalen bezog sich der Diakoniechef auf ein Impulspapier zur Zukunft der Landeskirche Anhalts, in dem auch die Stärkung der Gemeindediakonie gefordert wird. Er begrüßte die Idee, dass für einen Gemeindeverbund ein Team aus hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zuständig sein soll, zu dem auch Fachkräfte für die Gemeindesozialarbeit gehören sollen. »Das ist ein aus diakonischer Sicht interessantes Modell.«
Auf der Ebene der Kirchengemeinden sei in den vergangenen 25 Jahren die soziale Arbeit zugunsten der professionellen Arbeit in den diakonischen Einrichtungen und Beratungsstellen eher in den Hintergrund getreten, so der Diakoniechef. Diese würden eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen, von der auch die verfasste Kirche etwas habe. Jedoch sei Sozialarbeit im direkten Umfeld der Gemeinden traditionsreich und zukunftsweisend zugleich. Sie sollte für hilfesuchende Menschen ohne große räumliche und institutionelle Grenzen zu erreichen sein. Und sie sollte mit so vielen Mitarbeitern ausgestattet sein, die nötig sind, um eine verlässliche Anlaufstelle zu sein. »Und mehr noch, um danach auch qualifizierte begleitende und beratende Unterstützung geben zu können.«
Eberhard Grüneberg ging in seinem Vortrag auch auf die Unterschiede zwischen Stadt und Land ein. In den Städten könnte die Gemeindesozialarbeit ein eigenständiges Arbeitsfeld neben und gemeinsam mit anderen spezialisierten Beratungsangeboten sein. Auf dem Land, wo es keine oder kaum spezialisierte Dienste in erreichbarer Nähe gibt, werde die Gemeindesozialarbeit mit einer breiten Palette sozialer Themen und Anfragen konfrontiert sein. Hier spiele auch die Frage der Erreichbarkeit eine wichtige Rolle. Oberkirchenrat Grüneberg bezeichnete die Gemeindesozialarbeit als »Scharnier«, das die Kirchengemeinden und die juristisch eigenständigen diakonischen Träger miteinander verbinden würde. Durch ihre Sensibilität für Veränderungen in den Regionen können sie zudem zum Seismografen für gesellschaftliche Veränderungsprozesse werden. (ast)

Autor:

Online-Redaktion

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