Herzenstour 2025
Mit Herz, Musik und Fahrrad

- Uwe Kirchhoff, Linda Zeiler, Ord. Prädikant Fred René Herrmann und Philipp Zeiler (v.l.)
- Foto: Jörg Herrmann
- hochgeladen von Saskia Bugajowa
Am Samstag, dem 9. August 2025, lag ein besonderer Zauber über der Jesus-Christus-Kirche in Falkenberg. Schon vor dem Eintreten war zu spüren, dass dieser Abend etwas Besonderes werden würde. Durch die geöffneten Türen fiel der Blick auf einen festlich geschmückte Kirche: Bunte Herzen schmückten den Altarraum, Fahrräder waren kunstvoll platziert, als wären sie Teil einer Ausstellung – und doch war klar: Sie standen für etwas Lebendiges, Bewegtes, für eine Reise, die in Kürze beginnen würde. Sanftes Licht tauchte alles in eine warme, fast feierliche Stimmung.
An der Orgel nahm Philipp Zeiler Platz, und schon mit den ersten Tönen erfüllte er den Raum mit einer Mischung aus musikalischer Kraft und feiner Emotionalität. Es war kein klassisches Orgelkonzert im üblichen Sinne, sondern eine überraschende Begegnung von bekannten Melodien und ungewohnter Klangfarbe. Moderne Stücke – von ABBA über Die Ärzte bis hin zu Helene Fischer – erklangen in einem völlig neuen Gewand. Wo man sonst Gitarren, Schlagzeug oder Synthesizer erwartet, trug nun die Orgel den Klang – mal heiter und beschwingt, mal voll und majestätisch, dann wieder leise und fast zärtlich. Die Zuhörerinnen und Zuhörer nahmen diesen ungewohnten Klangwechsel begeistert auf, ließen sich darauf ein, schlossen die Augen, um ganz in der Musik zu versinken, und stimmten bei vielen Liedern voller Energie mit ein. Nach jedem Stück brandete Applaus auf, der am Ende des Konzerts in stehenden Ovationen endete – eine ehrliche und spürbare Anerkennung.
Zwischen den musikalischen Beiträgen trat Linda Zeiler nach vorn. Ihre Stimme war ruhig, aber voller Tiefe, als sie ihre persönliche Geschichte teilte. Als kleines Mädchen erhielt sie die Diagnose Leukämie – eine Nachricht, die das Leben einer Familie von einem Moment auf den anderen verändert. Sie sprach von den langen Krankenhausaufenthalten, von den Behandlungen, die oft mehr Kraft kosteten als man zu haben glaubte, und von der Erleichterung, als schließlich die Heilung kam. Doch sie verschwieg auch nicht, dass die Krankheit Spuren hinterließ, die man nicht sieht – Ängste, Unsicherheiten, Momente des Zweifelns. In ihrer Offenheit lag etwas Mutmachendes. Sie sprach nicht, um Mitleid zu erwecken, sondern um zu zeigen, wie aus Schmerz Kraft werden kann. Viele im Publikum waren sichtlich bewegt, manche hatten Tränen in den Augen.
Seit 2018 sind Linda und Philipp gemeinsam mit Uwe Kirchhoff das Herz und die treibende Kraft der Herzenstour. Jahr für Jahr setzen sie sich aufs Fahrrad, um Spenden für krebskranke Kinder und ihre Familien zu sammeln. Die Herzenstour ist ein Zeichen für Solidarität, ein Beweis dafür, dass persönliche Schicksale zu gemeinschaftlichem Handeln inspirieren können. Auch von außerhalb kamen an diesem Abend liebevolle Zeichen der Unterstützung. Die Bäckerei Getzschmann hatte eigens „Herzenstour-Plätzchen“ gebacken. Sie schmeckten nicht nur gut, sondern trugen das Motto der Veranstaltung auf süße, greifbare Weise hinaus.
Nach dem Konzert blieben viele noch vor der Kirche stehen. Kleine Gruppen standen in der lauen Sommerluft beisammen, redeten und lachten. Es war kein hastiges Auseinandergehen – vielmehr wirkte es wie ein Nachklang des Abends, den niemand zu schnell beenden wollte. Man konnte spüren, dass Musik und Worte tiefe Spuren hinterlassen hatten: Wärme, Nachdenklichkeit, und ein Gefühl echter Verbundenheit. Am Ende des Abends stand nicht nur das emotionale Erlebnis, sondern auch ein beeindruckendes Ergebnis: Über 3 000 Euro waren an diesem Abend zusammengekommen – ein starkes Signal für den Beginn der diesjährigen Herzenstour.
Der Auftakt fand seine Fortsetzung am Sonntagmorgen. Im Gottesdienst, der erneut viele Menschen in die Kirche führte, wurden Linda und Philipp feierlich ausgesandt. Ord. Prädikant Fred René Herrmann sprach den Reisesegen über sie – ein Moment voller Symbolkraft. Es war, als würde die Gemeinschaft sie nicht nur mit guten Wünschen, sondern mit spürbarer Rückendeckung auf ihre Reise schicken. Worte und Gesten gaben Kraft für die bevorstehenden Etappen.
Die Herzentour 2025 startet am 15. August in Kiel und führt entlang der Ostseeküste über den Weißenhäuser Strand, Grömitz, Travemünde, Wismar, Warnemünde und Prerow bis nach Greifswald. Die Spenden kommen in diesem Jahr dem Verein zur Förderung krebskranker Kinder Rostock e. V. zugute, der Familien in einer der schwersten Zeiten ihres Lebens beisteht. So wird jede gefahrene Etappe, jedes überwundene Kilometerstück zu einem sichtbaren Zeichen: für Hoffnung, für Mut und für die Kraft, die entsteht, wenn Menschen füreinander einstehen.
Weitere Informationen zur Herzenstour finden Sie hier:
www.herzenstour.org





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