Altenburger Land
Erinnerungen eines Kirchenältesten
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54 Jahre war ich im Gemeindekirchenrat Kosma engagiert. Da in diesem Jahr meine Tätigkeit in unserem Gemeindekirchenrat zu Ende geht, möchte ich nachstehende Erinnerungen schildern.
Von Ulrich Benndorf
Nein, eine nochmalige Kandidatur kam für mich nicht mehr in Frage, so sehr mich die anderen Kirchenältesten auch baten. Den Schlusspunkt wollte ich mit 77 Jahren selbst setzen. Und nicht erst warten, bis einem die Kräfte verlassen oder man die alltäglichen Probleme nicht mehr fassen kann.
Im Herbst des Jahres 1971 begann alles. Aufgefallen durch regelmäßigen Gottesdienstbesuch fragte man mich, ob ich mir eine Mitarbeit im Gemeindekirchenrat vorstellen kann. Ein langes Überlegen gab es nicht, und so gehörte ich wenig später dazu. Wer hätte gedacht, dass daraus eine so lange Amtszeit werden sollte. Doch in den nächsten 18 Monaten stand meine Mitgliedschaft nur auf dem Papier, denn mir war in jenen Tagen auch noch der Einberufungsbefehl zur NVA ins Haus geflattert. Es folgte ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite der erzwungene Fahneneid (den ich in der Gruppe aus stillem Protest nicht mitgesprochen hatte) und auf der anderen das Ältestengelöbnis. Ich kann mich noch gut erinnern, mit welcher Genugtuung ich dieses Bekenntnis ablegte.
Gleich in einer der ersten Sitzungen, an denen ich dann teilnahm, übertrug man mir das Rechnungswesen und die Protokollführung. Beide Ämter sollte ich für 46 bzw. 35 Jahre innehaben. Das war keine besondere Last, zumal man sich an die immer wiederkehrenden Aufgaben schnell gewöhnt. Bei einer kleinen Gemeinde mit damals um die 100 Seelen ging das.
In den ersten Jahren war unser Gemeindekirchenrat altersmäßig gut strukturiert. Eine Zeit lang gab es aus jedem Lebensjahrzehnt je einen Vertreter, von den 20-er bis hin zu den 70-erJahren. Das änderte sich aber nach und nach. Ich war der Jüngste in der Gruppe und so sollte es (das war eigenartig) bis zum Jahre 2013 auch bleiben.
Dorfkirche „Zu unseren lieben Frauen“ Kosma bei Altenburg
Die Dorfkirche „Zu unseren lieben Frauen“ in Kosma im Kirchenkreis Altenburg Land steht unter Denkmalschutz. Das ursprüngliche Gebäude wurde 1498 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der im Jahr 1511 vom Bischof zu Naumburg geweiht wurde. Eindrucksvoll präsentiert sich die Orgel, die ungewöhnlicherweise auf der Ostseite über dem Altar steht.
Das Verhältnis der Kosmaer Kirchenältesten untereinander war, wie es für kleine Dörfer vielleicht typisch ist, unkompliziert. Jeder brachte sich mit seinen Fähigkeiten ein. Die Zusammenarbeit mit den Pfarrern, die früher Vorsitzende des Gemeindekirchenrates waren, verlief ebenfalls in einer sachlichen Atmosphäre. Während meiner Amtszeit hatte ich mit fünf Pfarren und vier Vakanzverwaltern zu tun. Diese hatten natürlich, wie konnte es anders sein, auch ihre Stärken und Schwächen, welche die Arbeit beflügelten bzw. von den Kirchenältesten ausgeglichen werden mussten. Überhaupt waren die Pfarrer meist nicht am Ort, und die organisatorischen Probleme lösten wir selbst.
Höhepunkte für den Gemeindekirchenrat waren jedes Mal der Abschluss einer Etappe der Kirchensanierung, die vollständige Restaurierung unserer Poppe-Orgel und das 500-jährige Kirchweihjubiläum 2011. Belastend waren aber die nicht enden wollenden Querelen mit den Mietern im Pfarrhaus. Ständig wurden Mängel angezeigt oder es gab Streit der Mietparteien untereinander. Da halfen Schlichtungsversuche nicht viel. Derartige Konflikte im kirchlichen Bereich waren für mich schmerzlich.
Nach neun Legislaturperioden im Gemeindekirchenrat Kosma bin ich meinem Schöpfer sehr dankbar für die Kraft und Ausdauer, welche er mir für mein Wirken schenkte. Ich bin ganz mir sicher, dass es auch ohne mich reibungslos weitergeht.
Autor:Online-Redaktion |
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