Predigttext zum Sonntag
Klar und nüchtern

Michael Bartsch, Domprediger in Naumburg | Foto: privat
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 Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.
1. Petrus 5, Vers 7

Zunächst wirkt das sehr beruhigend. Alles, was dich niederdrückt, welche Sorgen du hast, Gott sorgt für dich. Herrlich! Im Petrusbrief geht es aber nicht um einfache Antworten auf lebenswichtige Fragen, sondern hier wird Schwarzbrot für unsere aufgeklärten Sinne gereicht: vom Teufel ist die Rede, von Widerstand, Versuchungen und Leiden.
Christsein ist schwer und stellt die Adressaten dauerhaft auf die Probe. Die in der Zerstreuung lebenden Gemeinden Kleinasiens erfuhren fortwährende Bedrängnisse: Sie sahen sich zunehmender Verfolgung durch die herrschenden Römer ausgesetzt. Christsein bedeutete, sich dem Götterkult des Kaisers entgegenzustellen und sein Leben zu riskieren! Standhaft konnte nur bleiben, wer der Botschaft vertraute, dass Gott für ihn sorgen wird. Die Erfahrungen der Verfolgung mussten durch-brochen werden durch eine geglaubte Wirklichkeit an den auferstandenen Christus und seine Zusage!
Wer heute in Deutschland Christ ist, lebt in ganz anderen Bezügen. Von Verfolgungen kann keine Rede sein, und doch macht sich mancher große Sorgen um die Zukunft. Angststörungen nehmen immer mehr zu – im Kleinen, aber auch im gesellschaftlichen Kontext. Die Sorgen um sich selbst treiben immer mehr Menschen in die eigene, vermeintlich heile Welt: mein Haus, meine Familie, mein keines Glück. Und die Sorgen um Welt, Gesellschaft und Kirche treiben oft in Aktionismus und verursachen starke Polarisierungen und große Unruhe. "Der Teufel zieht umher wie ein brüllender Löwe!" – Zeitungen und Talkshows zeugen davon und „der Teufel“ ist erschreckend präsent!
Auch unsere Erfahrungen bedürfen darum der geglaubten Realität des auferstandenen Christus, der uns schon gerettet hat! Mit dieser Gewissheit können wir von der Sorge um uns selbst ablassen. Und wir können heute, so wie die Christen damals, nüchtern sein! Einen klaren Kopf behalten! Unser Sorgen braucht sich nicht mehr um uns selbst zu drehen, sondern kann der Welt und dem Nächsten dienen und zur Fürsorge werden.
Der Petrusbrief empfiehlt uns dafür Demut: So vergessen wir nicht, wie groß Gott ist, und so kann der Nächste mit unserer Fürsorge stark werden und erfahren: Gott sorgt auch für dich. 
Michael Bartsch

Autor:

Michael Bartsch Bartsch

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