Nachwuchssorgen? Fehlanzeige!

Von Kindesbeinen an: Viele der Mitglieder sind schon ihr ganzes Leben Teil des Ensembles. Hier im Bild (v. l.) Werner Labitzke, 
Jakob Kleinschmidt, Dieter Bang, Lukas Hellmund, Klaus Fricke, Horst-Peter Fett, Robert Hartleb, Wolfgang Karmrodt und Martin Melzer. | Foto: Claudia Götze
  • Von Kindesbeinen an: Viele der Mitglieder sind schon ihr ganzes Leben Teil des Ensembles. Hier im Bild (v. l.) Werner Labitzke,
    Jakob Kleinschmidt, Dieter Bang, Lukas Hellmund, Klaus Fricke, Horst-Peter Fett, Robert Hartleb, Wolfgang Karmrodt und Martin Melzer.
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Der ganz große Auftritt: Beim Abschlussgottesdienst des Evangelischen Kirchen­tages in Wittenberg spielten 15000 Bläserinnen und Bläser aus ganz Deutschland auf. Auch der Bläserkreis aus Oberdorla (Kirchenkreis Mühl-
hausen) war dabei. Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte.

Von Claudia Götze

Für meinen Vater war damals zu Ostern 1967 ein langersehnter Wunsch in Erfüllung gegangen«, sagte Uta Liebau, die Tochter des damaligen Ortspfarrers Sighard Liebau. Einen eigenen Posaunenchor habe er sich sehr gewünscht. Dass dieser immer noch bestehe, wecke Kindheitserinnerungen und große Freude. Damals habe sie mit ihrem Bruder Thomas mit den Eltern im Pfarrhaus gelebt und zur »Gang« in der Hintergasse gehört.
50 Jahre später erklingen immer noch regelmäßig Hörner, Tuba, Trompeten und Posaunen. »Ich bin mir sicher, dass mein Vater hocherfreut wäre«, sagte die 63-Jährige, die in Goslar als Pfarrerin tätig ist und die alte Wirkungsstätte des Vaters zum Jubiläum des Bläserkreises wieder besuchte.
Immerhin fünf der heutigen Mitglieder des Bläserkreises waren schon damals dabei, berichtet Leiter Martin Melzer nicht ohne Stolz. Einige von ihnen hatten nach Liebaus Worten natürlich Tränen in den Augen. Bei Wolfgang Karmrodt, Werner Labitzke, Horst-Dieter Fett und Eberhard Peterseim wurden »durch die Überraschung aus Goslar« ganz persönliche Erinnerungen wach. »Auch Jakob Kleinschmidt ist schon als kleiner Junge dabei gewesen«, erklärt Melzer.
Melzer war damals 27 Jahre alt. Der mittlerweile 77-Jährige ist seit Jahrzehnten der musikalische und organisatorische Kopf des kleinen Orchesters. »Wir brauchen keinen Strom oder elektrische Verstärker«, sagt der passionierte Kirchenmusiker. 40 Einsätze haben sie pro Jahr. »Natürlich in und außerhalb der Kirche«, sagt Melzer. Neben Gottesdiensten sind das Goldene Hochzeiten, Trauerfeiern und andere Anlässe. Musik aus vier Jahrhunderten, vom Barock bis zur Gegenwart, beherrschen die Musiker, die im normalen Leben Selbstständige, Bäcker, Platzwart, Kfz-Mechaniker, Industriemechaniker, Kinderarzt oder Großhändler sind. Neben dem Bläserkreis gibt es auch einen Jungbläserkreis mit vier Mädchen und an der Grundschule eine Arbeitsgemeinschaft »Posaunenchor«. Deshalb »haben wir keine Nachwuchs­probleme«, sagt Melzer nicht ohne Stolz. Manchmal spielten Kinder zusammen mit einem 80-Jährigen. Gern erinnert er sich ans Vorjahr, als die Bläser im Dresdner Dynamo-Stadion einen neuen Weltrekord aufstellten. Mittendrin die Blechbläser aus Oberdorla. Ähnlich war es dann auch in Wittenberg. Beim Abschlussgottesdienst zum 500. Reformationsjubiläum waren 15 000 Bläser und Bläserinnen aus ganz Deutschland, darunter auch die aus Oberdorla, auf der Festwiese am Elbufer dabei.
Auch bei ihren Gottesdienst-Einsätzen sind sie altersmäßig gut gemischt: dem 20-jährigen Lukas Hellmund und Robert Hartleb, 18 Jahre alt, beispielsweise macht der Verzicht aufs sonntägliche Ausschlafen nichts aus. »Wir sind gern dabei, das ist entspannend«, sagen die beiden. In diesem Jubiläumsjahr will der Bläserkreis noch mehrmals sein 50-jähriges Bestehen würdigen. Am Reformationstag wird ein Bläsergottesdienst in Oberdorla gefeiert. Das mittlerweile 50. Advents- und Weihnachtskonzert am dritten Advent soll das Jubiläumsjahr beschließen. In diesem Jahr wird es auch zu einem seltenen Ereignis kommen, kündigt Melzer an. Da wollen die Bläser auf der 50-jährigen Jubelkonfirmation spielen – 50 Jahre nach ihrem Einsatz beim Konfirmationsgottesdienst.

Autor:

Adrienne Uebbing

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