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„Uffruhr!“ im Müntzer-Land

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Das Mot.-Schützenregiment MSR-22 der NVA in Mühlhausen mit dem Namen „Thomas Müntzer“ hat seine Truppenfahne eingerollt, mit dem Fünf-Mark-Schein, der sein Bildnis trägt, lässt sich nicht mehr bezahlen, und die DDR-Sonderbriefmarken, die den Prediger abbilden, haben ihre Gültigkeit verloren.
Von Uwe Kraus
Wann und wie er starb, verzeichnen die Geschichtsbücher genau, wann dagegen aber Müntzer in Stolberg, im heutigen Landkreis Mansfeld-Südharz, das Licht der Welt erblickte, halten Historiker bis heute für ungewiss. Man darf davon ausgehen, dass es um das Jahr 1489 gewesen sein wird. Viel spricht dafür, dass die Müntzers wohlbetucht waren und durchaus der gehobenen Mittelschicht oder den Oberen in der kleinen Stadt im Schatten der Burg der Stolberger Grafen angehört haben. Sein Vater fungierte in der Residenzstadt als „Muntzmeister“.
Seine Eltern lebten um 1500 in Quedlinburg, wo der Sohn die damals renommierte Lateinschule absolvierte. Ein Leipziger Matrikelauszug weist ihn am 16. Oktober 1506 an der Universität als „Thomas Munczer de Quedlinburch“ aus. 1512 studierte Müntzer an der Viadrina in Frankfurt/Oder, über mögliche Zwischenstationen an anderen akademischen Einrichtungen kann bis heute nur spekuliert werden. Fest steht, dass Müntzer unter seinen Zeitgenossen als herausragender „Kenner der antiken wie der humanistischen Literatur und insbesondere des Alten und Neuen Testaments“ galt, der als Latein, Griechisch sowie Hebräisch beherrschte.
Heute fragt man sich, war dieser Thomas Müntzer ein radikaler Endzeitprophet, Bauernführer, erster protestantischer Ketzer, Freiheitskämpfer oder gar Erzteufel und früher Sozialist? Die einen erklärten ihn zum mystischen Schwärmer, andere zum Theologen auf Abwegen, zum Utopisten oder Revolutionär mit Regenbogenfahne.
Die Kirchenzeitung hat sich auf die Spurensuche begeben und für alle Leser ein Dossier zusammengestellt, das uns klüger zurück lässt als zuvor.
Von Allstedt über Mansfeld bis Mühlhausen und Bad Frankenhausen wird der geköpfte und zuweilen politisch missbrauchte Thomas Müntzer gefeiert. Doch zu Himmelfahrt feiern nicht nur trunkene Heerscharen von Männern „Herrentag“. Christinnen und Christen erinnern dagegen 40 Tage nach Ostern und zehn Tage vor Pfingsten daran, dass Jesus an diesem Tag in den Himmel aufgefahren ist. "Himmelfahrt" heißt, dass Jesus den Jüngern nicht mehr in Persona begegnet, weil er zu Gott, seinem Vater, zurückgekehrt und zum Herrscher und endgültigen Richter der Welt eingesetzt ist.
Doch vor dem Himmelfahrtsgottesdienst überträgt das ZDF am 25. Mai unter dem Titel „Vom Traum zur Katastrophe“ seinen Sonntagsgottesdienst aus Mühlhausen, mitten aus dem Verbreitungsgebiet von „G+H“. In einer anderen Kirche mitten im Harz, in der Wernigeröder Johanniskirche, war fast das ganze „Team Schwarz“ aus Sachsen-Anhalt aufmarschiert. 180 Schornsteinfeger saßen in den Kirchenbänken, als die neue Fahne ihrer Innung geweiht wurde. Nicht jeder Theologe kann solchen Weihe-Akten etwas abgewinnen.
Fragt mich, was mich in dieser Woche in unserer Zeitung besonders beeindruckt hat, ich würde sofort den Ukrainer Mikola Urban und seine Erinnerungen an das KZ Sachsenhausen nennen. Der 100-Jährige überlebte zwei Diktaturen und berichtet erst jetzt über sein Leben zwischen Kollaboration und Kriegsheldentum.
Unsere Themen:
- War Thomas Müntzer ein Revolutionär, der erste Demokrat sogar?
- Das Team Schwarz bekommt eine neue Innungsfahne
- War er ein Kriegsheld oder ein Kollaborateur?
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Autor:Uwe Kraus |
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