Gottesdienst auf Bänken und Kirchentagshockern
„Alles muss klein beginnen…“

- hochgeladen von Uwe Kraus
Von Diana Blaszcyk-Wand und Carolin Deike
Mit Zeilen aus Gerhard Schönes Liedern knüpfte Marc an Jesu Gleichnis vom Sämann aus dem Markus-Evangelium an und schloss damit zugleich das Evangelium ab. Sein Lied wurde von leuchtenden Augen begleitet, und am Ende gab es viel Applaus. Denn die Botschaft hätte kaum passender sein können: Aus einer kleinen Idee war an diesem Tag etwas Großes geworden. Marc erntete nicht nur viel Applaus, er traf den Ton des Tages genau.
Die Arbeitsgemeinschaft Geistliches Leben, getragen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Diakonischen Werks Halberstadt, den Diakonie-Werkstätten und des Cecilienstifts, hatte sich seit Anfang des Jahres auf diesen Tag vorbereitet. Sie wollten Raum schaffen für Glauben, Gemeinschaft und Inspiration und luden erstmals zu diesem gemeinsamen Gottesdienst ein.
Als die Türen der Liebfrauenkirche in Halberstadt geöffnet wurden, füllten sich die Kirchenbänke rasch. Bald reichten die Bänke nicht mehr aus. Stühle und Bierzeltbänke wurden hereingetragen, selbst die Kirchentagshocker, die irgendwo in der Ecke standen, kamen zum Einsatz. Mehr als 260 Menschen fanden schließlich ihren Platz: Menschen aus den Einrichtungen, aus den Gemeinden und aus der Stadt – vereint im Geist, im Glauben und in der Freude. Der Gottesdienst war lebendig und bewegend zugleich. Gebete, Musik, Worte, die ins Herz trafen, und mittendrin spürbar der Wunsch, das geistliche Leben in den Einrichtungen nicht nur zu bewahren, sondern neu zu beleben und aktiv zu gestalten.
Nach dem Segen begann das fröhliche Treiben im Kreuzgang mit vielen Aktionen und Leckereien, für jede und jeden war etwas dabei. Lachen erfüllte die Gänge, Gespräche entwickelten sich, neue Kontakte wurden geknüpft. Die Stadt Halberstadt und die Liebfrauenkirche hatten großzügig alle Räumlichkeiten bereitgestellt. Auch die Einrichtungen selbst hatten ihre Mitarbeitenden unterstützt und ihnen Zeit für die Vorbereitung eingeräumt. Das ist nicht selbstverständlich. Die immer komplexer werdenden Bedingungen im Sozial- und Pflegebereich sowie die geringer werdende kirchliche Bindung stellen oft gerade solche Veranstaltungen und Gemeinschaften infrage. Aber genau dieser Gottesdienst hat gezeigt, dass es wertvoll und stärkend ist, nicht nur an unseren christlichen Wurzeln und Werten festzuhalten, sondern ihr stärkendes Potenzial zu nutzen und zu aktivieren.
So klang dieser besondere Tag in großer Dankbarkeit und mit einem Gefühl tiefer, tragender Gemeinschaft aus. Es war genau das zu erleben, was Marc zu Beginn sang:
„Alles muss klein beginnen“ – und manchmal wird daraus etwas wunderbar Großes.


Autor:Uwe Kraus |
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