Die Entdecker der Möglichkeiten

Teilhabe: Sie wollen nicht mit Inklusion werben, sondern mit der Qualität ihrer Arbeit: Ein Inklusionsbetrieb des Christophoruswerks Erfurt hilft Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Von Diana Steinbauer

Ein Arbeitsunfall ist oft das Ende einer beruflichen Tätigkeit. Nicht so bei den Christophorus Dienstleistungen (CDL) in Erfurt. Vor einiger Zeit stellte sich hier ein junger Mann vor, der durch einen Arbeitsunfall seinen Beruf als LKW-Fahrer nicht mehr ausüben konnte. Er durchlief verschiedene Bereiche des Inklusionsbetriebes, versuchte sich im dortigen Garten- und Landschaftsbau und arbeitete auch in der Abteilung Verpackung und Montage. Hier wurde ein direkt auf ihn zugeschnittener Arbeitsplatz entwickelt, an welchem er nun das Recycling von Verpackungsteilen für große Türen und Tore koordiniert.
Dass der junge Mann einen neuen Aufgabenbereich fand, ist der Unterstützung durch Claudia Oelze zu verdanken. Sie ist Referentin für berufliche Teilhabe in der CDL. Inklusionsbetriebe wie die CDL sind eine Ergänzung zu den klassischen Werkstätten. Sie geben Menschen mit Behinderungen eine Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.
Angefangen hat alles 2007 mit zwei Mitarbeitern im Bereich Garten- und Landschaftspflege. Heute gibt es acht Bereiche, in denen 68 Menschen arbeiten, darunter ein EDV- und Büroservice, Industrielle Verpackung und Montage oder auch ein Hauswirtschaftsbereich. Claudia Oelzes Aufgabe ist es, für den betreffenden Klienten das passende Arbeitsangebot zu finden und zu sichern. Dabei ist sie sowohl mit dem Arbeitssuchenden, als auch mit den verschiedenen Teams, den Bereichsleitungen und mit dem Geschäftsführer der CDL, Andreas Otto, im Gespräch. Zu Claudia Oelze kommen Arbeitssuchende, die durchaus in der Lage sind, die Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes zu bestehen. Sie schaut mit bereits in der CDL Tätigen genauso nach einem für sie passenden Arbeitsplatz wie auch mit jungen Schulabgängern, Auszubildenden oder Langzeitarbeitslosen. »Was die Arbeitsbetätigungen betrifft, sind wir hier breit aufgestellt«, betont Claudia Oelze. Das helfe, für den Betreffenden genau das Richtige zu finden. »Wir sind immer auf der Suche nach etwas Attraktivem, das Menschen interessieren könnte«, so Oelze. In der freien Wirtschaft zähle vor allem der Umsatz. »Der zählt hier auch«, sagt Oelze, »aber ein gutes Miteinander ist genauso wichtig«.
In vielen Bereichen der CDL sieht man nicht auf den ersten Blick, wer eine Behinderung hat und wer nicht. Genau da, so Oelze, sei Inklusion wirklich gelungen. »Unser Anspruch ist es, Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen«, erklärt Andreas Otto. »Dafür und für die Menschen selbst muss man sich Zeit nehmen. Und da reichen vier Wochen oftmals nicht aus.« Damit wird klar, welches hohe Maß an Aufwand Claudia Oelzes Tätigkeit fordert. Wichtig ist dabei vor allem das Vertrauen zwischen Referentin, Klienten und Bereichsleitungen. »Wenn etwas nicht passt, schauen wir gemeinsam, wie es anders gehen könnte, denn wir schicken ungern Leute nach Hause. Auch wir sind ständig auf der Suche nach Fachkräften.«
Und diese Fachkräfte braucht die CDL, schließlich agiert sie als ganz normales Unternehmen im Wettbewerb des freien Marktes. Auch sie muss Verträge akquirieren und erfolgreich erfüllen. »Oft wird nur die Tatsache gesehen, dass hier Menschen mit Behinderungen arbeiten. Mir gefiele es besser, wenn die Leistung im Vordergrund stünde«, erklärt Oelze. »Man sollte sehen: Das ist ein toller Betrieb mit tollen Produkten und tollen Teams.«

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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