Dickes Lob für »Denkwende« von oberster Stelle

Gunther Schendel | Foto: Mirjam Petermann

EKD hält die kirchlichen Erprobungsräume in Mitteldeutschland für ein einzigartiges Pionierprojekt


Das Sozialwissenschaftliche Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wurde gemeinsam mit dem Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung, Greifswald, damit beauftragt, die Erprobungsräume der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland auszuwerten. Der erste Zwischenbericht wird in diesen Tagen vorgelegt. Mirjam Petermann sprach mit dem promovierten Theologen und Institutsmitarbeiter Gunther Schendel.
 

Warum ist es notwendig, ein Projekt wie die Erprobungsräume zu evaluieren?
Schendel:
Es handelt sich um ein Pio­nierprojekt, in mehrfacher Hinsicht. Wenn man auf die Breite der Förderung und die vielfältige Begleitung durch das Landeskirchenamt und den wissenschaftlichen Beirat schaut, ist es wohl einzigartig in Deutschland. Die Landeskirche erwartet von dem Programm »Erprobungsräume« eine wirksame Förderung von neuen Projekten und Initiativen. Es geht darum, so habe ich es verstanden, sichtbar zu machen, welche Schritte wirksam oder auch nötig sind, um Innovation zu fördern. Die Frage ist auch, ob es bestimmte Erfolgsfaktoren gibt, die für eine bestimmte Art von Projekten sprechen.
Welche Projekte werden von Ihnen ausgewertet?
Schendel: Im ersten Förderzeitraum evaluieren wir sechs und im zweiten fünf Projekte. Aktuell beschäftigen uns die folgenden Projekte: die offene Industriestadtgemeinde Haldensleben, die Evangelische Schulgemeinschaft Hettstedt, Herzschlag – Junge Kirche Südharz, das Stadtteilleben in Gotha-Siebleben, der Stadtteil-Missionar in Gotha-West und der Gemeindekurator für die Förderung des Ehrenamtes in Bad Frankenhausen-Sondershausen.

Wie sieht so eine Evaluation aus?
Schendel:
Es gibt ein mehrstufiges Verfahren, das über die drei Jahre der Projektlaufzeit verteilt ist. Wir beginnen mit einem Besuch vor Ort und einem leitfadengestützten Interview mit wichtigen Akteurinnen und Akteuren aus dem Projekt. Das ist in der Regel ein Gruppeninterview mit mehreren Verantwortlichen, beispielsweise auch den Superintendentinnen bzw. Super­intendenten. Das ist notwendig, um den Weg zum Projekt, die verschiedenen Perspektiven der Akteure und die ersten Erfahrungen erfassen zu können. In einem zweiten Schritt befragen wir das Umfeld. Wenn das Projekt ein oder zwei Jahre läuft, befragen wir die Teilnehmenden per Fragebogen. Am Schluss steht eine Ergebniskontrolle: Wir schauen uns an, was aus dem Projekt geworden ist und wo es am Ende des Förderzeitraums steht.

Werden von Ihnen nur die ausgewählten Projekte betrachtet?
Schendel:
Wir untersuchen begleitend auch die gesamte Projektsteuerung – das Kollegium des Landeskirchenamtes und den Fachbeirat. Es geht einerseits um das, was vor Ort passiert. Andererseits wollen wir aber auch dokumentieren, wie sich das Programm insgesamt verändert, wie und nach welchen Kriterien Entscheidungen getroffen werden.
Es ist absolut sinnvoll, solch ein bundesweit exemplarisches Projekt mit einer Evaluation zu begleiten. Die EKM wird davon profitieren können, weil der gesamte Prozess von außen betrachtet wird (weil wir die Akteure nicht kennen, können wir für diese Außenperspektive sorgen). Andere Landeskirchen, die Ähnliches vorhaben, müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern können auf die Erfahrungen und die Evaluation zurückgreifen.

Wie kommt die Evaluation bei den Befragten an?
Schendel:
Wir erleben eine große Offenheit, sich »in die Karten« schauen zu lassen und die Begeisterung für das Projekt zu teilen.

Wie bewerten Sie persönlich das Projekt?
Schendel:
Es ist in den heutigen Zeiten fast beispiellos, dass eine Landeskirche mit dieser Entschiedenheit sagt: Wir wollen neue Ideen und Innovationen fördern. Wir wollen sichten, welche Ideen bereits da sind und diese auch großzügig unterstützen. Mir gefällt auch die im Projekt gegebene Fehlerfreundlichkeit. Man darf auch einfach mal experimentieren und daraus lernen: Was läuft und was geht vielleicht nicht so gut.
Die Landeskirche versucht nicht den Status quo zu halten, sondern wagt es, neue Wege zu gehen und so die Zukunft vorzubereiten. Das ist eine echte »Denkwende«!

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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