Reihe der Montagsgespräche fortgesetzt
Mehr Philosoph als Christ? Zum 500. Todestag Leonardo da Vincis

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Seit einigen Jahren gehören zu den regelmäßigen Veranstaltungen der Ländlichen Heimvolkshochschule (LHVHS) Kloster Donndorf die Montagsgespräche. Diese Reihe wurde am 06. Mai durch Prof. Dr. Michael Wiemers, Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Halle, fortgesetzt. Er referierte zum Thema „Mehr Philosoph als Christ? Zum 500. Todestag Leonardo da Vincis“. Dabei legte er ein besonderes Augenmerk auf eine der neuesten Biografien über diesen Künstler an der Schwelle vom Mittelalter zur Moderne: „Leonardo da Vinci. Das Auge der Welt“ von Volker Reinhardt. Darin wird unter anderem die erste Biografie über Leonardo zitiert, die etwa 30 Jahre nach dessen Tod Giorgio Vasarie verfasste. Dieser stellte fest, dass Leonardo wohl jegliche religiöse Neigung verloren habe und vielmehr ein Philosoph gewesen sei. Diese Behauptung kritisch hinterfragend machte sich Michael Wiemers auf eine ganz besondere Spurensuche in den Bildern Leonardos. Dabei legte er sein Augenmerk nicht auf die Dinge, die beim Betrachter sofort Aufmerksamkeit erregen, sondern widmete seine Ausführungen den Dingen, die im Hintergrund der Werke stehen: Landschaften mit Felsen und Flüssen sowie Naturphänomene. Weil Leonardo die Malerei für sich als intellektuelle Kunst wahrnahm, setzte er sich intensiv mit den Gesetzen der Natur auseinander. Bereits seine erste Landschaftszeichnung von 1473 lässt erahnen, wie Bewegung und Veränderung in der Natur den Künstler faszinierten. Seine systematischen naturkundlichen Studien in Text und Bild machten ihm eine naturgetreue Darstellungsweise möglich, die bis heute ihresgleichen sucht. Anatomische sowie Bewegungsstudien den Menschen und Tiere betreffend, aber auch Wasser- und Strudelstudien ermöglichten es dem Künstler, Parallelen zwischen Naturphänomenen und der Belebung von Lebewesen zu ziehen, so Wiemers. Bezugnehmend auf die Anfangsfrage, ob Leonardo mehr Philosoph oder Christ war, plädierte der Referent sogar dafür, Leonardos Aussagen zur Veränderung der Erde für eine christliche Deutung einiger seiner Gemälde fruchtbar zu machen. Zum Beispiel, indem die verändernde Wirkung des Wassers auf die Erneuerung des Menschen durch Jesus Christus bezogen wird. In diesem Sinne erscheint es nicht als bloße Konvention, wenn Giorgio Vasari in einer späteren Version seiner Leonardo-Vita betont, der Künstler habe sich am Schluss seines Lebens voll und ganz der katholischen Lehre zugewandt.

Zum nächsten Montagsgespräch lädt die LHVHS am 03. Juni 2019 um 19.30 Uhr ein. Dabei referiert Prof. Dr. Michael Domsgen (Professor für Evangelische Religionspädagogik an der Universität Halle) zum Thema „Konfessionslosigkeit und Atheismus in Ostdeutschland. Perspektiven kirchlicher Arbeit heute“. Der Eintritt zum Montagsgespräch ist frei. Um eine Spende zur Unterstützung der Bildungsarbeit der LHVHS wird gebeten.

Pfarrer Helfried Maas (Pfarrer im Kirchspiel Wiehe und an der LHVHS)

Autor:

Helfried Maas

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