Rückblick
Die Gnade des Augenblicks

»In Bed with Luther«: Das war 2017 der Titel eines ungewöhnlichen Kunstprojekts, mit dem der japanische Künstler Tatzu Nishi den Reformator Martin Luther »auf Augenhöhe« erlebbar machen wollte. Dazu hat er das 3,20 Meter hohe Lutherdenkmal auf dem Eisenacher Karlsplatz mit einem Häuschen umbaut. Über eine Treppe konnten Besucher den Reformator in einem Schlafzimmer – auf dem Bett stehend – besichtigen. Im Reformationsjahr war die begehbare Installation Besuchermagnet, hat aber auch für Kritik gesorgt.  | Foto: epd-bild
  • »In Bed with Luther«: Das war 2017 der Titel eines ungewöhnlichen Kunstprojekts, mit dem der japanische Künstler Tatzu Nishi den Reformator Martin Luther »auf Augenhöhe« erlebbar machen wollte. Dazu hat er das 3,20 Meter hohe Lutherdenkmal auf dem Eisenacher Karlsplatz mit einem Häuschen umbaut. Über eine Treppe konnten Besucher den Reformator in einem Schlafzimmer – auf dem Bett stehend – besichtigen. Im Reformationsjahr war die begehbare Installation Besuchermagnet, hat aber auch für Kritik gesorgt.
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Ralf-Peter Fuchs: Kritik an Kirche nicht abtun

Das Reformationsjahr war für mich und für viele, mit denen ich gesprochen habe, ein Jahr voller schöner Erinnerungen. Es gab berührende Augenblicke, viele Erfahrungen guter Gemeinschaft, gehaltvolle Gespräche, wundervolle Veranstaltungen auf großer Bühne oder in kleiner Runde. Ich kann mich an kein Jahr erinnern, in dem geistliche und geistesgeschichtliche Themen auf Marktplätzen, an Stammtischen, in Ausstellungen oder in Vereinen so präsent waren, wie im Reformationsjahr. Ich weiß nicht, ob das alles nachhaltig ist.
Es gibt Dinge im Leben, die sind gut, wie sie sind, auch ohne dass man ihnen ihre Nützlichkeit nachweist. Es gibt die Gnade des gelungenen Augenblicks und es reicht, dafür dankbar zu sein. Ich kann nicht sagen, ob über ein paar sanierte Gebäude und die Flut publizierter Rückblicke hinaus etwas bleiben wird vom Reformationsjahr. Aber ich habe ein paar Hoffnungen: Es war das erste große Reformationsjubiläum, bei dem sich Protestanten und Katholiken nicht mit bitterer Polemik gegenüberstanden, sondern fröhlich miteinander Gottesdienste feierten. Das ist ein gesegneter Weg.
Viel größer, als ich es selbst vermutet hatte, gab es ein Interesse an Glaubensthemen bei eher kirchenfernen Menschen. Das bekommt man aber nur mit, wenn man die Kirchenräume verlässt und sich auf eine Zusammenarbeit mit ihnen einlässt. Auch Kirchen und Gemeindehäuser können zum »Scheffel« werden, unter dem wir unser Licht verbergen. Es gab auch manche Kritik an der Kirche. Das ist gut so.
Eine Kirche zu sein, die sich beständig erneuert, heißt eben auch, die Selbstheilungskräfte der Kritik nicht als Störenfriede abzutun.

Der Autor Ralf-Peter Fuchs ist Superintendent im Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen.

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Online-Redaktion

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