Rückblick und Ausblick

Lichtgestalten: Zum Abschluss des Reformationsjahres wird die Wartburg in Eisenach vom 30. Oktober bis 1. November (ab 18 Uhr) noch einmal spektakulär in Szene gesetzt – mit Soundinstallation und beeindruckenden Projektionen auf die Außenmauern, die Luthers Leben und Wirken Revue passieren lassen. | Foto: epd-bild
  • Lichtgestalten: Zum Abschluss des Reformationsjahres wird die Wartburg in Eisenach vom 30. Oktober bis 1. November (ab 18 Uhr) noch einmal spektakulär in Szene gesetzt – mit Soundinstallation und beeindruckenden Projektionen auf die Außenmauern, die Luthers Leben und Wirken Revue passieren lassen.
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Vorbei: Ein Jahr lang hat die evangelische Kirche an ihre Wurzeln erinnert. Der Reformationstag soll kein Schluss-, sondern ein Doppelpunkt sein. Was bleibt? Was kommt?

Die Aktion »Offene Kirchen« soll weitergehen. Auch wenn das ambitionierte Ziel, alle 4000 evangelischen Kirchen in Mitteldeutschland im Reformationsjahr zu öffnen, deutlich verfehlt wurde, hält Landesbischöfin Ilse Junkermann daran fest. Gutes brauche Zeit,
meint sie.
Ein Anfang ist immerhin gemacht. Im Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen freut man sich über unerwartet positive Erfahrungen. In der hochfrequentierten Eisenacher Georgenkirche finden sich seit Mai Hinweise und Informationen zu 70 Kirchen im Wartburgland.
Auf zehn Themenwegen können die Besucher von Eisenach aus die Kirchen erkunden. Die Resonanz sei überraschend gut, so Ralf-Peter Fuchs, der Superintendent des Kirchenkreises.
Das Wittenberger Konfi-Camp war ein Erfolgsschlager. Es gab mehr Interessenten als Plätze. Die Idee, dass junge Christen mit den Konfirmanden geistliche Gemeinschaft einüben, hat auf den Elbauen vor den Toren der Lutherstadt bestens funktioniert. Dieses Modell soll in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) fortgesetzt werden.
Das hätte so niemand erwartet: Viele Menschen sind der Einladung zum Anhaltmahl in Dessau gefolgt. Die lange Tafel mitten durch die Stadt war voll besetzt. Für manche war es die erste Berührung mit Kirche und Gemeinde. Schon häufig wurde seitdem Kirchenpräsident Joachim Liebig angesprochen: »Wann macht ihr das wieder?« In der anhaltischen Landeskirche überlegt man deshalb, in welcher Form dieses Format der Begegnung fortgesetzt werden kann.
Drei Beispiele, die – allen Unkenrufen zum Trotz – zeigen: Ecclesia semper reformanda – Reformation geht weiter –
der Slogan ist mehr als eine Durchhalteparole. Die Feierlichkeiten zur Erinnerung an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren gelten bereits jetzt als historischer Schritt auf dem Weg der Kirchen zu größerer Einheit.
Das Reformationsjubiläum ist das erste im Zeitalter der Ökumene. In den Bilanzen herrscht große Einigkeit: Das 500. Reformationsjubiläum war international von konfessioneller Offenheit, Freiheit und Ökumene geprägt – vor allem in Deutschland, wo es fast gleichviele katholische wie evangelische Christen gibt. Laut dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, ist es gelungen, das Jubiläum ohne nationalistische und
anti-katholische Stoßrichtung zu feiern. Das Vertrauen zwischen Protestanten und Katholiken sei gewachsen.
Auf der Haben-Seite stehen für den Repräsentanten von rund 21,9 Millionen Protestanten in Deutschland unter anderem prall gefüllte Massenveranstaltungen wie auf der Tour des Pop-Oratoriums »Luther«; der schnelle Ausverkauf der ersten Auflage der revidierten Luther-Bibel, der Erfolg der Luther-Figur von Playmobil, der Kirchentag in Berlin mit Stargast Barack Obama und viele Kontakte zu Menschen, die bis zu diesem Jahr wenig bis keine Kontakte zur Kirche hatten.
Nicht zufrieden ist man auch an der Spitze dagegen mit den Besuchszahlen der Weltausstellung Reformation in Wittenberg sowie den parallel zum zentralen Christentreffen in Berlin abgehaltenen Kirchentagen auf dem Weg, parallel zum zentralen Christentreffen. Einiges habe nicht funktioniert, sagte Irmgard Schwaetzer, die Präses der EKD-Synode, kürzlich im MDR-Fernsehen.
Das EKD-Kirchenparlament kommt Mitte November zusammen. Dort werde dann Bilanz gezogen, kündigte Bedford-Strohm an. Die Mitglieder der Synode erhoffen sich auch Erkenntnisse von den von ihnen ernannten Scouts. 32 Experten aus Kirche und Gesellschaft, darunter eine Vertreterin der EKM, haben im vergangenen Jahr auch medial weniger beachtete Veranstaltungen besucht.
Auch wenn in diesem Jahr viel von Versöhnung und Einheit im Bezug auf die vor 500 Jahren begründete Kirchenspaltung die Rede war. Konkrete Schritte etwa hin zu einem gemeinsamen Abendmahl gab es nicht. Hoffnung darauf, wenn auch nicht allzu große, hatte es durchaus gegeben. Dafür brauche es Geduld, einen »langen Atem«, appellierte Bedford-Strohm.
(Willi Wild/epd)

Autor:

Adrienne Uebbing

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