Kirchenkreis Bad Liebenwerda
Herzberg erinnert an Hiroshima und Nagasaki

- Foto: T. Jachalke
- hochgeladen von Saskia Bugajowa
Am 9. August 2025 lag eine besondere Stimmung über dem Herzberger Marktplatz. Mehr als 60 Menschen waren gekommen, um gemeinsam an die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren zu erinnern. Eingeladen hatte ein breites Bündnis aus der Evangelischen Kirchengemeinde Herzberg, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen. Der Termin war bewusst gewählt – zwischen den Jahrestagen des 6. und 9. August, den beiden Tagen, die für unermessliches Leid und für eine der größten Mahnungen der Menschheitsgeschichte stehen.
Schon zu Beginn wurde deutlich: Es sollte kein reines Zurückschauen werden. Die Veranstalterinnen und Veranstalter knüpften an eine lange Tradition in Herzberg an, wo es immer wieder Treffen, Andachten und Aktionen gegen Krieg und für Abrüstung gegeben hat. Die Begrüßung machte klar, dass Frieden nicht von selbst bleibt – er muss immer wieder gewollt, gestaltet und verteidigt werden. „Egal, welche Partei, Konfession oder Herkunft – wer für Frieden eintritt, gehört hierher“, hieß es.
Der Klang des „Hiroshima Friedensglockenspiels“ leitete in das Programm über. Die Melodie stand im Kontrast zu den Berichten, die folgten. Lieder wie Brothers in Arms, mit einer Einführung und Übersetzung ins Deutsche, und We Shall Overcome, das alle gemeinsam sangen, schufen Momente der Verbundenheit. Dazwischen wurden Texte von Hibakusha gelesen – Überlebenden, die von den Schrecken jener Augusttage berichten. Ihre Worte, gesprochen mit ruhiger Stimme, ließen die Distanz von acht Jahrzehnten für Augenblicke verschwinden.
Dr. Urwank aus Elsterwerda, selbst Atomphysiker, brachte die wissenschaftliche Perspektive ein. Er schilderte, wie radioaktive Strahlung wirkt – nicht als abstrakte Größe, sondern als zerstörerische Kraft, die Körper und Leben bricht. So verband sich das Erinnern an historische Fakten mit dem Bewusstsein, dass die Bedrohung nicht vorbei ist.
Auch Bürgermeister Karsten Eule-Prütz ergriff das Wort. Er sprach von der Verantwortung, die in einer Stadt wie Herzberg nicht nur in fernen Konflikten, sondern auch im eigenen Handeln beginnt: in der Haltung, im Einsatz für Verständigung und in der klaren Absage an Aufrüstung.
Zwischen den Beiträgen sorgte Johannes Hilbrich mit seiner Trompete für musikalische Zwischentöne – mal feierlich, mal eindringlich. Kurz vor dem Ende lud Pfarrer Alexander Barth die Anwesenden ein, über die Frage nachzudenken: „Was können wir in kleinen Kreisen tun?“ Seine Antwort: „Zusammenstehen, uns nicht entmutigen lassen, Zeichen setzen – hier und heute.“
Der Abschluss gehörte wieder der Musik. Dona nobis pacem – Gib uns Frieden – erklang, gespielt von der Trompete, gesungen von vielen auf dem Platz. Manche hielten dabei Peace-Zeichen in die Höhe, andere schwiegen still mit geschlossenen Augen. Es war ein Moment, in dem die Botschaft der gesamten Veranstaltung spürbar wurde: Frieden beginnt im Miteinander – und er lebt davon, dass Menschen sich immer wieder erheben, wenn er bedroht ist.




Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.