Zentralisierung nicht sinnvoll

Befähigen und Bestärken: Kersten Spantig will Gemeinden und Hauptamtlichen Mut machen, sich mit einem gelassenen Gottvertrauen schwierigen Aufgaben zu stellen. | Foto: Wolfgang Hesse
  • Befähigen und Bestärken: Kersten Spantig will Gemeinden und Hauptamtlichen Mut machen, sich mit einem gelassenen Gottvertrauen schwierigen Aufgaben zu stellen.
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Porträt: Kersten Spantig, Pfarrer für das Geratal und die Region Plaue, setzt auf Miteinander der Gemeinden und behutsames Fusionieren.

Von Wolfgang Hesse

Eigentlich ist Pfarrer Kersten Spantig noch in der Eingewöhnungsphase, vor wenigen Wochen erst hat er die neue Pfarrstelle angetreten. Der 52-Jährige bringt gute Erfahrungen mit nach Geraberg. Fast zehn Jahre bekleidete er eine Pfarrstelle in Elsterwerda und betreute zum Ende seiner Amtszeit bis zu acht Predigtstellen. »Es war eine sehr lehrreiche Zeit«, schaut Kersten Spantig zurück. »Selbst in der Fülle der Predigtstellen war es mir wichtig, die ganze Vielfalt zu akzeptieren und als etwas Schönes zu sehen. Ich freue mich über das Entstandene, das Miteinander in den Gemeinden und im geistlichen Leben.«
Inspiriert von der Friedensbewegung »Schwerter zu Pflugscharen« entstand bei Kersten Spantig sehr früh der Wunsch, Pfarrer zu werden. Nach seinem Theologiestudium in Halle zog es ihn zunächst in das Thüringer Land, in die Heimat seiner Ehefrau. Nun ist er wieder zurückgekehrt. »Ich wurde hier in Geraberg sehr offen, freundlich und herzlich aufgenommen. Den Leuten war es nach einem Jahr Vakanz bewusst, welche Lücken ein Pfarrer schließen kann«, erklärt er. »Es freut mich, dass sich die Gemeinden im vergangenen Jahr mit so viel Engagement und Herzblut selbst organisiert haben.« Angelroda, Arlesberg, Elgersburg, Geraberg, Kleinbreitenbach, Martinroda, Neusiß, Plaue und Rippersroda umfasst der neue Pfarrbereich von Kersten Spantig.
Vor ihm steht jetzt die Aufgabe, Plaue und die umliegenden Dörfer in die Gemeindearbeit zu integrieren. »Für mich gilt, und das habe ich aus Elsterwerda mitgenommen:
bei allem Zusammengehen bleiben doch die Menschen mit ihren Glaubensfragen vor Ort, es bleiben ihre Kirchen vor Ort und ich als Pfarrer bin und bleibe ihr Ansprechpartner«, erklärt Spantig. Jegliche Fusionen und Zusammenschlüsse möchte er daher behutsam angehen. »Natürlich gibt es Sachen, die man zum Vorteil aller zusammenlegen kann, wie etwa die Konfirmanden- oder Seniorenarbeit. Auch zentrale Festgottesdienste, wie zu Himmelfahrt oder zum Johannisfest, lassen sich gemeinsam besser planen und durchführen«, meint der Gemeindepfarrer. »Hier im Gemeindeverbund haben sich schon vor meiner Zeit Themenschwerpunkte entwickelt. So organisieren Haupt- und Ehrenamtliche in Geraberg die Kinderarbeit. Der musikalische Schwerpunkt unserer Gemeinden liegt in Angelroda.«
Das bedeute, meint Spantig, dass so auch unterschiedliche Interessen und Glaubensformen wachsen können, die zum Wohle aller im Verbund sichtbar werden. Eine Zentralisierung in Gemeindezentren lehnt Spantig ab. »Die Menschen vor Ort sollen ihre Kirchen lieb gewinnen und lieb behalten, auch wenn nicht jeden Sonntag ein Gottesdienst stattfindet. Ich werde mich dafür einsetzen, dass sich die Menschen im Gemeindeverbund kennenlernen und sich auch bei Gottesdiensten in anderen Kirchen des Pfarrbereiches willkommen fühlen«, erklärt der Theologe. »Das Ziel meiner Arbeit ist und bleibt, ganz unabhängig von allen Verwaltungs- und Bauentscheidungen, die Begleitung und Gewinnung von Menschen, die Lust haben, das Evangelium weiterzutragen, ob durch Besuche, als Lektoren oder in der musikalischen Arbeit. Die Befähigung und Bestärkung dazu sind die Schwerpunkte meiner Arbeit. Daher möchte ich erst einmal mit offenen Augen und Ohren wahrnehmen und kennenlernen, wie die Menschen Kirche vor Ort sehen, um dann gemeinsam mit ihnen zu entscheiden, wo wir als Gemeindeverbund hingehen.«
Mit dieser Meinung möchte Kersten Spantig anderen Gemeinden und Hauptamtlichen Mut machen, sich mit einem gelassenen Gottvertrauen schwierigen Aufgaben zu stellen. Selbst bei Dingen, die man sich zunächst nicht vorstellen kann, werde Gottes Führung sichtbar. »Ich finde es gut, wenn Menschen sich für ihr Dorf und ihre Kirche engagieren, das ist hoch zu achten. Wir haben in unseren Gemeinden eine große Vielfalt von Begabungen, Gaben und Ansichten, um das Zusammengehen so zu gestalten, dass für alle das Positive sichtbar wird«, schätzt Kersten Spantig.

Hintergrund

Der Pfarrbereich Geratal-Plaue mit seinen neun Gemeinden gehört zum Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau. 20 Prozent der hier lebenden knapp 100.000 Einwohner gehören der evangelischen Kirche an. 1997 wurde der Kirchenkreis aus den Superintendenturen Arnstadt und Ilmenau gebildet. In der Region am Fuße des Tühringer Waldes versehen 21 Pfarrerinnen und Pfarrer in 94 Kirchengebäuden ihren Dienst. Kersten Spantig, 1965 bei Görlitz geboren, war nach dem Theologiestudium als Pfarrer und Gefängnisseelsorger nahe Gotha tätig. Vor seinem Wechsel nach Thüringen hatte er zehn Jahre eine Pfarrstelle in Elsterwerda inne. Spantig ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

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