Vers für Vers

Bibelstudium: Ulrike schreibt den 23. Vers aus dem 23. Kapitel des ersten Buchs Samuel ab. Die Torgau-Besucher hinter ihr sind diesmal zum Zusehen verurteilt – sie haben bereits vor Jahren abgeschrieben. | Foto: Renate Wähnelt
  • Bibelstudium: Ulrike schreibt den 23. Vers aus dem 23. Kapitel des ersten Buchs Samuel ab. Die Torgau-Besucher hinter ihr sind diesmal zum Zusehen verurteilt – sie haben bereits vor Jahren abgeschrieben.
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Projekt: Torgauer schreiben die Bibel ab

Von Renate Wähnelt

Für manchen ist die Zahl im Fenster der historischen Superintendentur in Torgau enttäuschend: 7.925. Inzwischen vielleicht mehr als 8.000 – so viele der rund 31.000 Verse aus der Bibel sind seit neun Jahren abgeschrieben worden. »Wir haben uns zwar vorgenommen, die Bibel bis zum 500. Jubiläum des Thesenanschlags abzuschreiben, indem jeder nur einen Vers notiert. Dass es sich so lange hinzieht, haben wir nicht gedacht. Aber wir machen einfach weiter in unserer Lutherstube«, sagt Beate Senftleben.
Sie leitet das Evangelische Jugendprojekt, das zusammen mit der Kirchengemeinde in das 2006 fertig sanierte Gebäude gegenüber der Stadtkirche einzog. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert, war Pfarrhaus und wurde seit der Reformationszeit als erste Superintendentur genutzt. Martin Luther selbst gab die Anregung, sie hier einzurichten. Darüber und vor allem über die Bibel möchten die Initiatoren des Abschreib-Projektes mit den Torgauern und Gästen der Stadt ins Gespräch kommen. Zu Kirchweih- und Stadtfest am ersten Oktoberwochenende gesellten sich wieder einige Verseschreiber dazu.
»Wer hier einen Vers abgeschrieben hat, der guckt nochmal in die Bibel, was er sonst nicht tun würde. Er bekommt einfach Lust weiterzulesen«, beschreibt Beate Senftleben das wichtigste Anliegen des Projektes. Kindern erzählen die Mitarbeiterinnen und Ehrenamtlichen gern etwas mehr, denn die Lutherbibel zu lesen ist gar nicht so einfach. Aber dass der geschriebene Vers die Schreiberin und den Schreiber begleitet, davon ist Beate Senftleben überzeugt. »So ein Vers ist wie ein Samenkorn.«
Mit der Bibel ist man nie fertig, findet die Hausleiterin. Dienstags bis freitags jeweils zwischen 10 und 16 Uhr sowie auf Anmeldung können Interessenten das Werk fortsetzen. Inzwischen dauert es schon länger, als Luther für die Übersetzung brauchte. Doch es ergeben sich wie geplant viele Gespräche über die Bibel, über andere Abschreib-Projekte. Teilnehmer an einem Bibel-Abschreib-Marathon waren schon da, erzählt Beate Senftleben. Das Projekt zeige die gewünschte Wirkung. Demnächst soll es eine Ausstellung handgeschriebener Bibeln im Lutherzimmer geben. Dann kommen vielleicht neue Vers-Abschreiber.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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