Elende feiert Glockenweihe
Pilgerglocke und 20 Jahre "offene Kirche"

Glockenweihe der Pilgerglocke in der Rosenkirche Elende durch Pfarrerin Annegret Steinke. | Foto: Regina Englert
  • Glockenweihe der Pilgerglocke in der Rosenkirche Elende durch Pfarrerin Annegret Steinke.
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(Elende) Der Morgen danach - still liegt die Kirche da, noch ein bisschen im Nebeldunst. Es brennen bereits vier Kerzen. Nur der prächtige Blumenschmuck, der neue Bienenbaum auf der Kirchwiese und die bunten Wimpel, die im Wind flattern, erinnern noch an den großen Festtag  am Tag zuvor. Die kleine Gemeinde Elende feierte Glockenweihe. Kurz vor Kriegsende hatte man die zweite Glocke abgeben müssen, wie so viele Gemeinden. Zum 600-jährigen Kirchenjubiläum 2019 sollte im Turm wieder eine neue Glocke hängen. Doch der Weg war zäher als gedacht, auch das nicht ungewöhnlich. Am 20. August 2023 war es dann soweit - die "Pilgerglocke" wurde geweiht.
Ein schöner Grund für gleich vier Pilgergruppen sich auf den Weg nach Elende zu machen, unter ihnen auch Pilger der Via Romea. Beim feierlichen Einzug waren die Vertreter der verschiedenen Gruppen deutlich an ihren Pilgerstöcken zu erkennen. In der Rosenkirche (St. Marien) wurden sie bereits von gut 200 Gottesdienstbesuchern erwartet. Damit hat sich die Einwohnerzahl des kleinen Elende mehr als verdoppelt, das war dann ein wirklich ungewöhnlicher Anblick für die Gemeinde. Selbst draußen vor der Kirche hatten sich noch Bänke gefüllt, die offene Tür mit Blick auf den Altarraum ließ die Pilger trotzdem teilnehmen.

Glockenweihe im Turm

Was sie von dort aus hören durften, war ein großer Posaunenchor mit vielen befreundeten Bläserinnen und Bläsern aus dem Kirchenkreis, ein Projektchor, den Pfarrer Michael Steinke eigens dazu ins Leben gerufen hatte, eine Organistin und ein Pilgerlied. Der aber wohl bewegendste Ton erklang von der neuen Glocke nach der Weihe. Dazu war Pfarrerin Annegret Steinke samt Talar und Mikrofon auf den  mehr als warmen Turm geklettert. Per Funk hörte die Gemeinde in der Kirche mit - es herrschte absolute Stille. 
Unhörbar lief eine Kamera des MDR  im Hintergrund, so dass die Gemeinde diesen besonderen Moment dann später im Thüringen Journal noch einmal miterleben konnte. Auch die Kamerafrau war tapfer mit ihrem gesamten Equipment aufgestiegen.
Nach der Weihe dann das große Geläut. Erstmals läuteten die alte Glocke von 1817 und die Pilgerglocke gemeinsam im Gottesdienst. "Was für ein Moment, unvorstellbar schön und eindringlich", erzählt Regina Englert vom Gemeindekirchenrat. So manch einer angelte verstohlen nach einem Taschentuch. Später dann auch, um die Schweißperlen abzuwischen, die Temperatur in der Kirche stieg mit jeder Minute. Doch die abwechslungsreiche Gestaltung des Gottesdienstes durch das Pfarrehepaar sorgte für aufmerksame Zuhörer.

Bienenbaum als Erinnerung

Im Anschluss überreichten Superintendent Andreas Schwarze und der Vorsitzende des Bau- und Finanzausschusses Stephan Domann einen Bienenbaum als Erinnerung an die Glockenweihe. Er wurde noch am Nachmittag eingepflanzt und wird zukünftig die Bienen im Sommer mit seinen Blüten erfreuen. "Das war eine wunderbare Überraschung und eine tolle Idee zur Freude unserer Natur", strahlt Englert begeistert.
Die Gemeinde wird jetzt umso nachhaltiger an diesen Tag erinnert - mit Baum und nun auch erstmals wieder regelmäßigem Mittags- und Abendläuten. Dank der Elektrifizierung beider Glocken ist dies nun möglich. Und auch die über 300-jährige handaufgezogene Turmuhr schlägt wieder. "Sie ist der Herzschlag unserer Kirche und beruhigt mit ihrem Ticken, das im Gotteshaus gut zu hören ist", erzählt Regina Englert.
Es gab also viel zu sehen an diesem besonderen Tag in dem kleinen Dorf - Interessierte stiegen zur neuen Glocke und alten Turmuhr auf, sahen sich den Film vom Glockenguss an oder genossen den Blick auf die Kinder, die sich in der SpielWerkstatt mit Hammer, Brennkolben und Straßenkreide oder an der Murmelbahn amüsierten.

Pilgern & mehr

Der große Festtag ist vorüber und wirft gleich einen Blick auf das nächste Ereignis in Elende. Am 16. September wird der neue Pilgerweg von der Rosenkirche über die mittelalterliche Wegekapelle Elende hoch zur Basilika Münchenlohra eröffnet. Start ist um 13 Uhr mit einem Imbiss an der Rosenkirche. Der kleine Pilgerweg rund um das Dorf, der zu Coronazeiten installiert wurde, wird gut angenommen. Bald kann man ein bisschen weiter gehen und unterwegs gleich zwei Kirchen und eine Kapelle entdecken. Beide Kirchen sind offen. Elende jetzt  seit 20 Jahren und das ständig. Die vier Kerzen am frühen Morgen erzählen von der Bedeutung der offenen Kirchentür für die Besucher.

Autor:

Regina Englert

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