Erfüllt vom Geist der Generationen

Kirchenältester Martin Hoffmann mit einem Glocken-Joch | Foto: Torsten Biel

Die romanische Dorfkirche in Weischütz zählt zu den ältesten Gotteshäusern an Saale und Unstrut und ist Mittelpunkt des Ortes

Von Constanze Matthes

Das aktuelle Gästebuch ist reich gefüllt mit Einträgen. Radler, Wanderer, Menschen aus nah und fern haben sich verewigt. Selbst einige Zeilen des einstigen Bundespräsidenten Horst Köhler sind in einem der früheren Gästebücher zu lesen. Oft taucht auf den Seiten das Wort »Dankeschön« auf – als Dank für die offene Kirche, die seit 1999 für jeden rund um die Uhr offensteht. »Dieses Angebot wird sehr gut angenommen und geschätzt«, sagt der Weischützer Kirchenälteste Martin Hoffmann.
In den vergangenen Wochen und auch in den künftigen Monaten war und ist das romanische Gotteshaus in dem Dorf an der Unstrut vorrangig das Ziel von Handwerkern. Die Kirche wird restauriert. Der erste Bauabschnitt wurde abgeschlossen. Dabei wurde der mittelalterliche Dachstuhl repariert, das Dach neu eingedeckt, ursprünglich vorhandene Gauben neu errichtet. »Das Ergebnis hat Qualität. Das sollte einige Generationen überdauern«, sagt Hoffmann und erzählt, dass bereits damals in den 1980er-Jahren die Einwohner die Initiative ergriffen hatten, unter anderem den Turmgiebel neu gemauert und das Dach in Eigenregie neu eingedeckt hatten. Das Dorf sei stets mit der Kirche verbunden gewesen. Heute setzen sich auch zahlreiche Nicht-Christen für den Erhalt ein und unterstützen das Gemeindeleben, unterstreicht der Kirchenälteste. Folgend sollen die Außenwände und die Fenster sowie die Innenausstattung erneuert werden. Ziel sei es, den Zustand des Jahres 1804 wiederherzustellen. Historische Bauakten und Zeichnungen dienen als Grundlage. Der Bau, errichtet im 12. Jahrhundert und in der jetzigen Gestalt aus dem 14. Jahrhundert stammend, ist Teil des Antragsgebietes, mit dem die Saale-Unstrut-Region sich für den Unesco-Welterbe-Titel beworben hat.
Neben den aller 14 Tage stattfindenden Andachten wird einmal monatlich Gottesdienst gefeiert. Zudem bestimmen besondere Aktionen das Gemeindeleben. Dazu zählen das Kinderbibelcamp, ein traditionelles Orgelkonzert im Sommer sowie das weihnachtliche Krippenspiel. Wegen der Bauarbeiten wurde es im vergangenen Dezember kurzerhand in die Kelterhalle des örtlichen Weingutes verlegt. Von 16 Akteuren stammten nur drei aus dem Kreis der Kirche.
Und statt sich auf moderne Technik zu verlassen, halten die Weischützer an einer für sie wichtigen Tradition fest: Die Glocken werden per Hand geläutet. Mehrere Familien teilen sich diese verantwortungsvolle Aufgabe. »Die Kirche ist ein romanisches Baudenkmal, in erster Linie aber Zentrum der christlichen Gemeinde«, sagt Hoffmann. Deshalb finden sich in dem Informationsblatt, das im Gotteshaus ausliegt, nicht nur Daten zur Geschichte, sondern auch die wichtigsten Gedanken zur jetzigen und künftigen Bedeutung der Weischützer Dorfkirche. »Sie redet zu uns und lässt uns Ruhe finden, sie ist erfüllt vom Geist der Generationen«, heißt es da an einer Stelle.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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