»Als Christin will ich dort sein, wo es nötig ist«

Beate Jagusch vor dem Kinderhaus an der Stephanskirche in Zeitz. | Foto: Katja Schmidtke

Porträt: Für Gemeindepädagogin Beate Jagusch endet christliches Engagement nicht nach Dienstschluss

Von Katja Schmidtke

Beate Jagusch ist Gemeindepädagogin in Zeitz und ist seit mehr als 20 Jahren in der Stadt und der Region tätig, besonders für das evangelische Kinderhaus. Das ehemalige Kantorat an der Stephanskirche ist seit 2010 der Treffpunkt für Kinder. Über das Jahr findet hier vieles statt, etwa die monatliche Kinderkirche, Spiel- und Bastelnachmittage, Kinderferientage oder die »KinderKirchenKinoNacht«. »Wir sind offen für alle Kinder, egal ob sie aus Zeitz oder der Region kommen, egal ob sie in einer Kirche sind oder nicht«, betont Beate Jagusch.
Diese Vielfalt an Menschen und Angeboten macht der Gemeindepädagogin Freude. »Aus unserem Regenbogenkreis, einem Frauenkreis, der sich monatlich trifft, unterstützen mich zwölf Frauen abwechselnd. Ob wir mit den Kindern unterwegs sind, uns im Kinderhaus treffen oder ob wir Kinder- oder Familiengottesdienst feiern: Alle helfen.« Die Frauen übernehmen Fahrdienste, backen Kuchen, putzen Fenster und helfen natürlich bei den Veranstaltungen. »Zurzeit besuchen etwa ein Dutzend Kinder die Kinderkirche regelmäßig. Es waren schon einmal viel mehr. Aber wir freuen uns über jedes Kind, das zu uns kommt. Es ist mitunter schwer, die Kinder zu motivieren. Aber das ist wahrscheinlich heutzutage so. Überall gibt es Reizüberflutungen«, so Beate Jagusch.
In der evangelischen Grundschule in Zeitz bietet sie montags die Kinderarche an. 25 Grundschüler treffen sich dort und machen eine Pause vom Schulalltag, beten, singen und spielen. »Wir haben viel Zeit für Gespräche, für das, was die Kinder beschäftigt und wofür im Schulalltag sonst wenig Zeit bleibt.« Spaß macht ihr auch der Kinderkreis in der evangelischen Kita. Alle 14 Tage treffen sich dort die Vorschulkinder mit ihr in fröhlicher Runde.
Am ersten Weihnachtsfeiertag organisierte Beate Jagusch mit Ehrenamtlichen aus dem Gemeindekirchenrat ein Weihnachtsessen für Bedürftige. »Da wurde es auch für uns Organisatoren so richtig Weihnachten. Wir erfuhren viel Dankbarkeit.« Und weiter sagt sie: »Als Christin will ich dort sein, wo es nötig ist«.
So kam sie auch zum Engagement für Flüchtlinge. Schon 2010 packte sie mit Schulkindern der evangelischen Grundschule Weihnachtspäckchen und überbrachte sie den Kindern des damaligen Asylbewerberheimes. Später versteckten sie für diese Kinder selbstgebastelte und von den Eltern gefüllte Osterkörbchen. »Im Herbst 2014 packten wir dann 80 Päckchen«, erinnert sie sich. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen lud sie regelmäßig zu Bastelnachmittage in der Gemeinschaftsunterkunft ein.
Seitdem die meisten Flüchtlingsfamilien in Wohnungen leben, wirbt Beate Jagusch dafür, Patenschaften zu übernehmen, um diese Familien zu unterstützen. »Viele Menschen sind bereit, von ihrem Überfluss abzugeben. Seien es Spielzeuge, Kleidung, Lebensmittel oder auch Geld. Das ist wirklich schön und hilft uns. Es ist aber auch wichtig, Zeit zu teilen«, sagt sie. Im vergangenen Jahr schlug der Zeitzer Oberbürgermeister Christian Thieme sie zur Auszeichnung des Integrationspreises vor. Gemeinsam wurde sie mit 18 anderen Ehrenamtlichen des Landes für ihr individuelles Engagement geehrt.
»Ich will leben, was ich glaube«, sagt die Gemeindepädagogin. Neben ihrer Arbeit kümmert sich die Mutter von vier erwachsenen Kindern um drei Flüchtlingsfamilien. Sie besucht sie regelmäßig, schaut, womit sie helfen kann und unterstützt die Kinder bei den Hausaufgaben und beim Deutschlernen. Manchmal fahren sie gemeinsam auf einen Spielplatz, in den Ferien machen sie Ausflüge. »Das hört sich viel an, ist aber zu machen«, sagt sie.
Die Menschen sind sehr dankbar. Auch wenn es nicht immer leicht ist, wenn man über sprachliche und auch kulturelle Hürden stolpert und auch nicht alles ausdiskutiert werden kann – Beate Jagusch wagt es.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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