Jugendstil-Fenster in Weißenfels restauriert
Ein Schatz aus Glas

Der Blick auf die Lutherkirche in Weißenfels lässt nicht erahnen, welchen Schatz das Gotteshaus besitzt.
Von Constanze Matthes

Erst ein Blick in den Kirchenraum mit seinen Bänken, der Orgelempore und dem markanten Holzkreuz bringt den Betrachter zum Staunen. Sieben Fenster beeindrucken nicht nur mit ihren kräftigen Farben. Sie erzählen auch Geschichten von Jesus und weiteren Figuren der Bibel. »Ein Fenster rührt mich immer wieder. Das der Geburt Jesu mit Mutter und Kind. Andere weisen auf die Kernbotschaften des Christentums«, sagt Pfarrer Martin Schmelzer.
Zusammen ergeben die Bleiglasfenster einen beachtlichen Wert, ihr Erhalt und Schutz haben Vorrang, allerdings sei die Restaurierung auch eine Herausforderung gewesen, der man sich mehrere Jahre gestellt habe, wie Schmelzer erzählt.
Kathrin Rahfoth aus Erfurt hat die Fenster restauriert. Die sieben großen sowie fünf kleinere Fenster wurden gereinigt und poliert, die Motive gesichert. Schäden wie Sprünge wurden beseitigt, farblich nicht mehr passende Stellen sind ausgeglichen worden. An einer Stelle des markanten, in Blau-Nuancen gehaltenen Weihnachtsmotivs fand sich zudem ein Einschussloch, aus dem Zweiten Weltkrieg stammend.
Finanziert wurde das Projekt mit Fördermitteln der EKM und des Landes Sachsen-Anhalt sowie der Kirchlichen Stiftung für Kunst- und Kultur der Kirchenprovinz Sachsen. Viele Hände unterstützten es darüber hinaus, erklärt der Pfarrer. Grundlage bildete eine wissenschaftliche Arbeit, die eine Studentin der Erfurter Universität 2012 verfasst hatte.
Im Frühjahr haben die Fenster wieder ihren angestammten Platz eingenommen. Zur besten Zeit. Denn in diesem Jahr feiern Gemeinde und Stadt das 90-jährige Bestehen des Gotteshauses, das in den Jahren 1926 bis 1928 errichtet wurde. 1928 erhielt die Kirche ihre eindrucksvollen Fenster, die in der Naumburger Werkstatt der Glasmalerin und Bildhauerin Ina Hoßfeld (1881–1943) entstanden waren. Sie hatte sich der traditionellen Bleiverglasung mit Schwarzlotmalerei gewidmet und sich eine innovative Glasschlifftechnik angeeignet. Ihre Werke finden sich in Naumburg, Weißenfels, Merseburg und Lüneburg. Beeinflusst wurde Hoßfeld von der anthroposophischen Farbenlehre und der Weltanschauung Rudolf Steiners.
Ihre bemerkenswerten Werke für die Lutherkirche stehen im Mittelpunkt des Gemeindefestes, das am 23. Juni gefeiert werden soll. Die Feier zum Reformationstag wird ebenfalls unter dem runden Geburtstag des Gotteshauses stehen. Mit den Bleiglasfenstern verbindet Martin Schmelzer noch eine Idee: »Verschiedene Menschen sollen für ein Buch die Geschichten zu den Fenstern erzählen.«

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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