Friedlich streiten

Giselher Quast erhält von Reiner Haseloff das Verdienstkreuz. | Foto: Viktoria Kühne

Bundesverdienstorden für Giselher Quast

Von Renate Wähnelt

Fast peinlich ist Giselher Quast die Reihe der Würdigungen: Der Ehrenring der Stadt Magdeburg im Frühjahr und der Bundesverdienstorden im Spätsommer. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) überreichte ihm das Verdienstkreuz 1. Klasse, um sein jahrzehntelanges bürgerschaftliches Engagement auszuzeichnen, das mit seinem beruflichen Wirken als Domprediger einherging. Dabei hat er sich für Frieden, Menschlichkeit und Gerechtigkeit engagiert, heißt es in der Begründung. »Manchmal denke ich, solch eine hohe Ehrung gilt weniger meiner Person als dem Amt oder dem Ort: Der Magdeburger Dom ist so bedeutend, dass seine Größe immer auch ein bisschen auf die abfärbt, die in ihm arbeiten«, sagte Quast in seinen Dankesworten.
Den Dienst am Dom von 1979 bis 2016 hat er immer als etwas Besonderes empfunden. Der Domprediger gestaltete den Herbst 1989 mit. Spätestens seitdem ist Giselher Quast über Kirchenkreise hinaus bekannt.
Sein Wirken in der Friedens- und Umweltarbeit bis hin zur Verweigerung jeglichen Armeedienstes in der DDR, wofür ihn viele hoch achteten, bescherte ihm äußerst abfällige Beurteilungen in der Stasi-Akte. Damit kann er gut leben. »Für die DDR war ich ein ›rechter Reaktionär‹, für die West-CDU nach der Wende ein ›linker Spinner‹«, erzählte Quast.
»Ich war ungedeihlich«, erinnerte er an die wohl schmerzhafteste Einschätzung, denn sie stammte von seiner Kirche: Zwei Jahrzehnte nach dem Ende der DDR hatte sich zwischen ihm und der Gemeinde einiges festgefahren, sodass die Kirchenleitung ihn aus dem Amt entfernen wollte. Andere fanden sein Wirken ganz und gar nicht ungedeihlich. Seine Biker-Gottesdienste, seine Einladung an die Fans des von Insolvenz bedrohten Fußballclubs 1. FCM zum Gebet – Giselher Quast hatte keine Angst vor ungewöhnlichen Schritten und genießt Popularität. Dass er sie tatsächlich genießt, macht ihm mancher zum Vorwurf.
Am Festhalten an seinen Überzeugungen hindert ihn das nicht. So hatte er auch mit der Stadt, die ihn ehrte, etliche Kämpfe ausgefochten. Als Schirmherr der Initiative »Pro Elbe« predigte er direkt am Fluss. Wohl auch sein Amt habe ihm so viel Vertrauen entgegengebracht, dass er mehr zurückbekam als er gegeben habe. »Deswegen teile ich diese Ehrung mit allen, die mich begleitet, ermutigt und geschützt haben«, bedankte sich Giselher Quast für den Bundesverdienstorden.
Als Prediger in Magdeburgs Kirchen – außer am Dom – , als Vakanzvertreter, in der Friedens- und Umweltarbeit bleibt der Ruheständler weiter tätig.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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