Wort zum Tag 19. April 2020
Sinn und Geschmack fürs Unendliche.

Foto: Quelle: pixabay

Das Weltall.
Unendliche Weiten.
Sternenhimmel.
Staunen.
Himmlische Funken.
Ehrfurcht.
Ein Teil davon bin ich.

„Mitten in der Endlichkeit eins werden mit dem Unendlichen
und ewig sein in einem Augenblick, das ist die Unsterblichkeit der Religion.“
lese ich bei Friedrich Schleiermacher.

Das ist eine neue Dimension von Religion.
Unfassbar für die Kritiker seiner Zeit.
Unbegreifbar auch.
Zu fern,
zu wenig dogmatisch.

Mir ganz nah.

Sinn und Geschmack fürs Unendliche.
Das Wesen der Religion.
„Ihr Wesen ist weder Denken noch Handeln,
sondern Anschauung und Gefühl."
schreibt Schleiermacher.

Ich fühle die letzten Wochen und Tage jede Menge
Gemeinschaft,
Freundschaft,
Liebe,
Zuversicht,
Verbundenheit,
Optimismus.

So habe ich auch Ostern erlebt.
Ganz anders.
Intensiv.
Auf die Botschaft konzentriert.
Voller Hoffnung: Es wird wieder anders.

Österlich.

Heute, eine Woche später,
trägt mich dieses andere österliche Gefühl noch immer.
Ich wünsche mir,
ich könnte es noch ganz lang in meinem Herzen verankern.
Das Leben ist ja auch gerade total intensiv.
Konzentriert.
Eng.
Beschränkt.
Und manchmal auch weit,
voller Phantasie und kreativer Ideen.

Was brauchen wir wirklich?
Nicht nur die Frage,
was brauchen wir gerade.
Meine Gedanken wandern weiter.
Was brauche ich wirklich?
Gemeinschaft, Freundschaft, Liebe.

Für Schleiermacher sind das Merkmale von Religion.
Die Ehrfurcht vor dem Universum
trifft auf das Staunen über das Wunder der Liebe.
Mit diesem Gedanken im Herzen können wir
frei und friedlich und neidlos solidarisch miteinander leben.
Füreinander da sein.
Das Verbindende ist stärker als das, was trennt.

Ich sehe das gerade.
Das Verbindende.
Ich bin endlich und trotzdem ein Teil des Unendlichen.
Das macht mich empfänglich dafür, das alles Sein zusammengehört.

An Ostern haben wir das Leben gefeiert.
Jesus Christus trägt für Schleiermacher
dieses absolute Bewusstsein von sich selbst und von Gott in sich.
Er lebt aus dem Wissen,
dass das Göttliche im Sterblichen,
das Ganze im Einzelnen erscheint.
Das macht ihn, Jesus Christus, zum Vermittler und Erlöser.
In seiner Spur: Sinn und Geschmack fürs Unendliche.

Über Sinn und Geschmack nachzudenken liegt mir.

Über den Sinn von Gesprächen am Fenster,
in denen der Sinn des Lebens besprochen wird.
Über den Geschmack von Kaffee aus der Thermoskanne,
der die Gespräche begleitet
und im Rotkäppchenkorb von Dorf zu Dorf getragen wird.
Über den Sinn von Gemeinschaft durch Singen und Beten und das Bibellesen
zu Hause, weil es nicht nur jetzt gut ist als Hausgemeinde zu leben.
Über den Geschmack von Söhnlein Brillant in zwei Meter Abstand,
den man mit einer alten Dame an einem herrlichen Frühlingstag trinkt.
Über den Sinn von Ritualen, die uns ein Leben lang begleitet haben,
jetzt aber fehlen oder hohl geworden sind.
Über den Geschmack im Mund, wenn ich versuche am Telefon zu trösten
und doch weiß, dass es meine Hand bräuchte in einer anderen Hand.

Sinn und Geschmack fürs Unendliche.
Reden wir darüber. Oder schreiben uns. Oder telefonieren.
Ich bin Anne Brisgen.
Evangelische Pastorin für den Kirchengemeindeverband Großschwabhausen-Isserstedt im Kirchenkreis Jena.
Resonanzliebend auf instagram.

Autor:

Anne Brisgen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.