Eine evangelische Maria

Landes­bischöfin Ilse Junkermann nahm in ihrer Predigt Bezug auf die Szene des neugeschaffenen Marienfensters hinter dem Altar. | Foto: Klaus-Dieter Simmen
  • Landes­bischöfin Ilse Junkermann nahm in ihrer Predigt Bezug auf die Szene des neugeschaffenen Marienfensters hinter dem Altar.
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Kirche in Ebenheim bekommt den Namen der Mutter Christi

Von Klaus-Dieter Simmen

Das Gotteshaus in Ebenheim (Kirchenkreis Gotha) hat 500 Jahre nach der Reformation und 416 Jahre nach der Kirchweihe endlich einen Namen bekommen: Marienkirche. Und das Bemerkenswerte daran: Die Kirchengemeinde des Dorfes entschied sich in dieser Zeit nicht für eine typisch reformatorische, sondern für eine rein christliche Namensgebung. »Das«, so befand die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) Ilse Junkermann, »ist ein wunderbarer Beitrag für die Ökumene, weil es das Verbindende und nicht das Trennende sucht.«
Maria, eine zentrale Gestalt der katholischen Kirche, finde auch bei den evangelischen Christen Verehrung, machte die Landesbischöfin in ihrer Predigt zur Namenswidmung deutlich. Luther habe die Mutter Christi hochgeschätzt. Doch in der Reformation verlor Maria an Aufmerksamkeit. Lediglich in der Weihnachtszeit spiele sie eine Rolle. Doch die Ebenheimer, so Ilse Junkermann, wollen »die ganze Maria und sie wollen sie übers Jahr und nicht nur eine kurze Spanne.«
Verbunden mit der Namenswidmung war die Enthüllung des Marien­fensters, das Pater Meinrad aus der Abtei Münsterschwarzach im fränkischen Schwarzach am Main geschaffen hatte. Es zeigt Maria auf der Hochzeit zu Kana, die mit dem Zeigefinger auf ihren Sohn weist, der ebenfalls Gast der Gesellschaft ist. Ihr zu Füßen stehen jene Weinkrüge, deren Wasser Jesus zu Wein verwandelte. Pater Meinrad hat dafür und für den Hintergrund leuchtende Farben verwendet, die im Ostfenster im Sonnenaufgang besonders zu Geltung kommen. Die Figur Marias hingegen hielt er in Glasfarbe, durchscheinend und klar. »Es ist eine evangelische Maria«, bekannte der Pater aus Münsterschwarzach.
Pfarrer Christian Schaube erinnerte daran, dass Pater Meinrad beim ersten Kontakt mit ihm Meister Eckehart zitiert habe. Jedes Menschen Seele ist Maria, so soll der Mystiker gesagt haben. Für den Gemeindepfarrer ist klar, mit der Namensgebung geht eine intensive Beschäftigung mit der biblischen Gestalt der Maria einher. Sinnbildlich stehe dafür das Fenster, das den Kirchenraum prägt.
Die Landesbischöfin erklärte in ihrer Predigt, der Bezug zur Hochzeit von Kana im Marienfenster mache deutlich, dass Jesus nicht nur einfach Wasser in Wein wandelte, sondern in eben jenen Wein, der Durst nach Leben zu löschen vermag. Ebenso vermittle das Bild das grenzenlose Vertrauen, das die Mutter in den Sohn hat.
Warum die Kirche in Ebenheim so lange ohne Namen blieb, wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Warum aber sich die Kirchengemeinde für Marienkirche entschied, ist nachvollziehbar. Auf den drei Bronzeglocken im Kirchturm wird die Mutter Jesu erwähnt. »Was also lag näher, als sich auch im Reformationsjahr für diesen Namen zu entscheiden«, bekannte Pfarrer Schaube. Das sah auch Superintendent Friedemann Witting so. Er hatte zur Namenswidmung nach Ebenheim die neue Altarbibel mitgebracht.
Mit der Marienkirche in Ebenheim gibt es im Landkreis Gotha nun vier Gotteshäuser, die den Namen der Mutter Jesu tragen, weitere stehen in Crawinkel, Ingersleben und Mechterstädt.

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Kirchenzeitungsredaktion EKM Süd

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