Sanierungsstau im Reformationsjahr

Pfarrerin Iris Hellmich vor der Andreaskirche: Am Ostgiebel soll Ende Mai eine Andreas-Figur gesetzt werden. | Foto: Susann Salzmann
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Eisleben: Vor dem Kirchentag auf dem Weg ist die Lutherkanzel in St. Andreas saniert, in der Kirche bleibt baulich aber noch viel zu tun.

Von Susann Salzmann

Ziel erreicht: Bis zum Jahr, in dem sich die Reformation zum 500. Mal jährt, sollte die Lutherkanzel in der St. Andreas-Kirche restauriert werden. Immerhin hatte Martin Luther bis kurz vor seinem Tod 1546 noch vier Mal von dort aus gepredigt. Ein Beleg, der diese Vermutung gewiss werden ließ, tat sich bei den ersten Notsicherungsarbeiten auf. Beim Abnehmen des Schalldeckels kam die Jahreszahl 1518 zum Vorschein. »Das ist ein Beweis, dass die Kanzel schon hier war, als Luther in der Kirche gepredigt hat«, erzählt die zuständige Pfarrerin Iris Hellmich. Heute ist die Kanzel ein gefragtes Objekt: Das US-amerikanische Museum »Minneapolis Institute of Art« wollte sie unbedingt als Teil der Schau »Here I stand …« ausstellen und zahlte sogar 65 000 Euro für die Restaurierung.
Ganz besonders seien die Grautöne wie auch die Strahlenkranzmadonna, die am Wandpfeiler zwischen Kanzelkorb und Schalldeckel angebracht ist. »Die Schnitzereien sind so fein gearbeitet, wie man es sonst nur von Altären kennt«, sagt Pfarrerin Hellmich.
Während des Interviews erkunden immer wieder Besucher das in dunkleren Tönen gehaltene Kircheninnere. Bis zu 500 Menschen täglich würden sich das Gotteshaus anschauen, das zum Sachsen-Anhalt-Tag Mitte Juni uneingerüstet zu betrachten sein soll.
Während der Westgiebel sich mit neu verputzter Fassade mit den zwei Hausmannstürmen zeigt, ist der Ostgiebel eingerüstet. Am letzten Tag im Mai soll hier eine vergoldete Andreas-Figur aufgesetzt werden – im Hintergrund ist dann das neu eingedeckte Schieferdach zu bewundern. Der Dachstuhl besteht zu Teilen aus 500 Jahre altem Holz. Acht Jahre lang dauerte die Sanierung. Allein 562 000 Euro wurden in den dritten und letzten Bauabschnitt investiert.
Mit einer Million Euro werde das angestrebte Projekt der Nordturm-Sanierung etwa doppelt so teuer. Parallel dazu laufen Fördermittelanträge zur Fassadensanierung an Nord- und Südseite. Später wolle sich die Gemeinde der Innenraumsanierung sowie dem Austausch der stählernen gegen eine hölzerne Glockenaufhängung widmen. Danach könnte eventuell die Turmkugel an die Reihe kommen. Sie wurde 2015 aus Sicherheitsgründen abgenommen, zählt Iris Hellmich Bauprojekt für Bauprojekt auf. Sacht spricht sie von einem Sanierungsstau im bedeutenden Reformationsjahr.
Besucher willkommen, Neugier befriedigen – so heißt es in der größtenteils sanierten St. Annenkirche im ehemaligen Bergarbeiterviertel Eislebens. Alles sei gesichert, das Dach sei dicht, resümiert Pfarrer Christoph Hellmich. Kunsthistorikern zufolge sei die Annen-Kirche eine der schönsten Renaissance-Kirchen Deutschlands. »Zur Reformation war aber nur der Chorraum fertig«, erzählt Hellmich und führt in einen Chorraum, der von einer prachtvollen blau-weiß-goldenen Kanzel mit zahlreichen Stuckelementen geziert wird. Selten sei die Kassettendecke von 1608, einmalig die Steinbibelreliefs aus Sandstein von 1585. »Sie zeigen überwiegend alttestamentliche Szenen und sind laut Kunsthistorikern einmalig in Mitteleuropa«, erklärt Joachim Rost von der Kirchgemeinde.
Bald sei auch die Klostersanierung beendet – 1516 hat der Provinzialvikar des Augustinerordens, ein gewisser Martin Luther, das Kloster geweiht. 1522/1523 wurde es wieder aufgelöst. Die Reformation war in Eisleben angekommen – 500 Jahre später wird sie groß gefeiert.

Autor:

Kirchenzeitungsredaktion EKM Nord

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