Zur Stelle im Namen des Herrn

Birgit Heydenreich fand vor fast 30 Jahren in Gernrode und in der Kirchen­gemeinde eine neue Heimat. | Foto: Uwe Kraus
  • Birgit Heydenreich fand vor fast 30 Jahren in Gernrode und in der Kirchen­gemeinde eine neue Heimat.
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Verdienstorden für Birgit Heydenreich aus Gernrode

Von Uwe Kraus

»Ich dachte erst, das ist doch ein Aprilscherz«, erinnert sich Birgit Heydenreich an den 1. April, als ihr eine Einladung in die Magdeburger Staatskanzlei ins Gernröder Haus flatterte. Inzwischen weiß sie, dass es keiner war.
Aus den Händen von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) empfing die 55-Jährige unterdessen die Bundesverdienstmedaille. Es ist nicht ihre erste Ehrung. Trägt sie doch seit 2014 das Dankzeichen Anhalter Kreuz, das ihr damals in der heimischen Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode verliehen wurde.
Ihre Dankesworte in der Landeshauptstadt leitete sie mit einem Gebet ein. »Für mich ist bedeutsam, die Zeit zu nutzen, die mir mein Herr noch geschenkt hat«, sagt die gelernte Finanzbuchhalterin, die seit einigen Jahren mit starken gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen hat. »Doch Gott meint es gut mit mir«, fügt sie an.
Geehrt wird sie für ihr Engagement in der Kirchengemeinde ihres Heimatortes. Seit 1996 organisierte Birgit Heydenreich das monatliche Frauenfrühstück, das sich vorrangig an Arbeitslose wandte. Sie war immer zur Stelle im Namen des Herrn. Auch ihre Idee zu einer verlässlich offenen Cyriakuskirche trug Früchte. Auch wenn sie selbst seit dem vorigen Jahr nicht mehr »im Kästchen« am Kircheneingang sitzt, die Betreuung der Touristen in der Stifts­kirche an der »Straße der Romanik« ist abgesichert. »Zu Anfang habe ich in drei Monaten 25 Leute gefunden, die sich die Dienste teilen, aufpassen, dass nichts gestohlen wird und auf die Besucher zugehen.«
Die Mutter eines Sohnes und einer Tochter hat eine spezielle Bindung an ihre Kirche. »Die Steine von St. Cyriakus predigen 1 000 Jahre Glauben«, sagt sie. Als die Plötzkauerin 1988 in die Heimat ihres Mannes zog, haben ihr die Kirchgemeinde und die Kantorei ein Stück Heimat gegeben. »1989 war ich beim ersten Osterspiel dabei. So lange es ging, habe ich 15 Jahre dort mitgespielt«, sagt sie. Als »Advent im Stiftshof« aus der Taufe gehoben wurde, durfte Birgit Heydenreich nicht fehlen. Auch wenn unterdessen Tochter Anja den Waffelstand übernommen hat, fühlt sie sich den Gemeindeaktivitäten weiter eng verbunden.
»Ich komme ja kaum noch aus der Wohnung«, bedauert sie und holt sich vieles ins Haus. Einst gab sie Konfirmandenunterricht und spürte: »Öffentlichkeitsarbeit, das ist mein Ding.« Für den »Cyriakusboten«, das Gemeindeblatt, schreibt sie noch heute gelegentlich. Jede Ausgabe kommt vor dem Erscheinen bei ihr zur Korrektur aus dem PC. Mehrere Stunden sitzt Birgit Heydenreich an manchen Tagen und bastelt am heimischen Tisch. So entstehen »Birgits Kirchenkarten«. Sie sagt, es sei eine Freude für sie, etwas tun zu können. Die Karten werden in der Cyriakuskirche zum Verkauf angeboten. 50 Cent vom Erlös kommen dabei der Reparatur der Kirchenglocke zugute. »Das gleicht zwar Tröpfchen«, sagt die Geehrte, »aber viele von ihnen können auch etwas bewirken.«

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Online-Redaktion

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